Mittwoch, 27. November 2024

Echtes Leben

 



 Dem bürgerlichen Scheinleben ist der Suizid allein schon aus ästhetischen Gründen vorzuziehen: halbe Sachen sind hässlich. Es gibt, auch logisch gesehen, keinen Mittelweg zwischen Leben und Tod; Feigheit hat nichts mit Mäßigung zu tun. Das Leben wird aus einem emotionalen Grund gelebt, sei dieser auch wahnhaft; rational ist der Suizid, der Antinatalismus, die Lebensverneinung, da es für den Verstand nur Mittel, aber keine Selbstzwecke gibt (diese müssen dem Verstand von außen, idealerweise von oben, vorgegeben werden). Das echte Leben ist immer Selbstzweck, und duldet daher keine Halbheiten.

Freitag, 1. November 2024

Religion und Seelenheil

 



 Nur eine Privatreligion kann zum Seelenheil führen. Evolutionär erfolgreiche, an das weltliche Leben angepasste Religionen haben andere Ziele: Herrschaft und Unterdrückung (Christentum), sozialen Zusammenhalt (Islam), Volksidentität (Judentum), sozialen Frieden (Hinduismus), individuellen Frieden (Buddhismus) usw. Das sind alles diesseitige Ziele, metaphysisch betrachtet lediglich geistige Immunabwehr gegen die harten Fakten des Lebens wie Ohnmacht und Sterblichkeit (vgl. Peter Sloterdijk: Du musst dein Leben ändern).

Seelenheil bedeutet nicht, sich mit der Gesellschaft, dem Zeitalter, der Welt zu arrangieren. Seelenheil bedeutet Befreiung. Die Konsequenz der Befreiung ist die Freiheit. Wer frei ist, braucht keine geistige Immunabwehr gegen Ohnmacht, keinen sozialen und individuellen Frieden, keine Volksidentität usw., denn er hat die Heilsgewissheit: seine Seele kommt nach dem Tod in eine bessere Welt.

Kann es prinzipiell keine Religion geben, die zum Seelenheil führt, ist der Nihilismus wahr und alle Sollensaussagen (d. h. Moral, Recht, Ästhetik) falsch: alle hypothetischen Imperative gründen auf einem kategorischen (Du sollst sollen). Wenn letztlich alles egal ist, kann ich nicht sollen sollen; wenn es grundsätzlich (naturgesetzlich) kein Seelenheil gibt, gibt es physisch nur Naturgesetze und geistig nur Beliebigkeit.

Freitag, 18. Oktober 2024

Weltminderwertigkeitsbasierte Suizidalität

 



 Auf einem falschen Planeten geboren zu sein, kann auch heiter werden, denn wenn der Planet auf interessante Weise falsch ist, d. h. mit dem Heimatplaneten der Seele wertgleich, kann zumindest ein Lerneffekt stattfinden. Eine durch und durch minderwertige Welt treibt eine edle Seele in der Kindheit zur Isolation, in der Jugend zum Nihilismus und im Erwachsenenalter zum Suizid.

Der Suizidalität viele Jahre widerstanden zu haben, führt nicht zu Verbesserungen in der Welt, die suizidal macht: diese Welt ist und bleibt leer. Wenn die emotionale Kraft erschöpft ist, kann keine Lebensaufgabe mehr am Leben halten. Selbst religiöse Intuitionen werden entkräftet: ist an meinem Glauben etwas Wahres, so will ich die echte Entität, das Göttliche dahinter, spüren. Wenn es ins Beliebige fällt, wird es zum Selbstbetrug, und zum Warten auf Wunder fehlt die emotionale Kraft.

Womöglich ist genau das die Prüfung, das Martyrium einer echten Seele in einer minderwertigen Welt: sich nicht herunterziehen lassen zu minderwertigen Idealen; den Miezen der inneren Welt in der Innenwelt begegnen und sie nicht auf minderwertige äußere Schablonen projizieren, und letztlich souverän sterben, wenn dir nichts mehr als Leere gegenübersteht.

Freitag, 10. Mai 2024

Autistischer Burnout

 

 

Natürlich ist die Ursache die Reizüberflutung, in erster Linie durch Kommunikation. Bei jeden Tag etwas zu viel Reizüberflutung habe ich einen chronischen autistischen Burnout, die letzten zwei wohl im Juli/August 2021 und Dezember 2022. Interessanter für mich ist der aktute autistische Burnout, der durch zu viel auf einmal entsteht, durch eine einmalige starke Reizüberflutung. Ich habe mich ja oft nach der Ursache des Stotterns gefragt, das mit 7 Jahren anfing und in der zweiten Hälfte der Schulzeit die Kommunikation fast unmöglich machte. Jetzt habe ich die Ursache gefunden.


Ich bin Autist; Kommunikation mit erfordert enorme kognitive und emotionale Anstrengung. Wurden die Kapazitäten übererschöpft, wehrt sich der ganze Körper dagegen, wieder in die gleiche Situation zu kommen. Vergewaltige ich mich dazu, trotz eines Rückzugsbedürfnisses, das so stark ist wie extremer Durst oder heftiger Schmerz, wieder mit einem Menschen zu kommunizieren, verweigert sich der Körper: ich muss Worte aus mir gewaltsam herauspressen, das Sprechen fällt schon auf der physiologischen Ebene schwer. Ich versuche zu kommunizieren, aber der Körper sagt Nein, und sabotiert das Sprechen. Kämpfe ich gegen meinen Körper, dann versuche ich, beim Einatmen zu sprechen, oder atme nach ersten Silbe wieder ein: so entsteht das Stottern.


Jetzt bin ja schlauer, als ein mit 33 diagnostizierter Autist. Durch eine aktuelle Erfahrung eines akuten autistischen Burnouts kam das Stottern phasenweise zurück, und da half auch nicht das Training mit den Atemübungen nach einer bekannten niederländischen Methode, denn es geht in so einer Situation nicht darum, einem undisziplinierten Körper das richtige Atmen beizubringen, sondern darum, dass sich der Körper gegen das Sprechen mit Menschen permanent wehrt (bis er sich von Burnout wieder erholt hat).


In der Schulzeit hatte ich permanent einen akuten autistischen Burnout, ich kam aus der Erschöpfung und Anspannung nie heraus. Es fühlte sich wie Folter an, zur Schule zu gehen. Dabei hatte ich nur das Bedürfnis, in Ruhe gelassen zu werden. Der Körper wollte mir die ganze Zet etwas sagen, und habe nicht zugehört. Ich hatte nicht das Wissen; ich wuchs in einer extranormativen Gesellschaft auf, die zudem alles nicht-neurotypische Verhalten negativ moralisiert hat. Und nun rollt der Konsequenzenzug auf festen Schienen.