Mittwoch, 23. Oktober 2024

F32.2 nach ICD-10

 



 Ich hätte niemals diesen schweren Erschöpfungszustand als Depression bezeichnet, aber ich bin auch kein Arzt. Anders als bei der schweren Depression mit 18-25 ist das Selbstwertgefühl mitnichten gering, vielmehr liegt ein hohes Selbstwertbewusstsein vor, verbunden mit Weltekel, Verachtung der ultradekadenten Gesellschaft und Überdruss der Gesellschaft bloß kreatürlicher Menschen.

Also doch, wieder schwere Depression. Die Schlüsselsymptome sind dann die extreme emotionale Erschöpfung, die manchmal zur psychischen und auch physischen Dauermüdigkeit beiträgt, und die permanente Suizidalität. Seit Juli 2023 bin ich in diesem Zustand, habe also noch fast ein ganzes Jahr weitergearbeitet, ohne einen Tag krank zu sein. Ich habe mit schwerer Depression weiter funktioniert, bis ich derart erschöpft war, dass ich nicht mehr funktionieren konnte.

Da Erschöpfung der Kern ist, war die intuitiv entdeckte Selbsttherapie mit dem stärksten und sofort wirkenden Serotonin-, Dopamin- und Noradrenalinwiederaufnahmehemmer die einzige Alternative zum Suizid. Die Erfahrungen des "introvertierten Koksens", vorsichtig ab dem 14.1.2024, intensiviert an den Blöcken von freien Tagen im Mai, unerlässlich fürs Weiterleben ab Mitte Juni, waren ein überlebensnotwendiges emotionales Auftanken. Ab dem 15.10. läuft ein einsamer kalter Entzug, bei dem sich endgültig feststellen lässt, ob das Aufeinanderaufbauen der Erfahrungen auch einen Wert bei nicht stimulierter Funktion des Nervensystems hat.

Der Erschöpfungszustand ist kaum noch psychisch spürbar und überträgt sich nur geringfügig auf die Physis: er ist emotionaler Natur und derzeit bezieht er sich nur auf das Interesse an dieser Welt, den Menschen, einer möglichen Zukunft hier. Ich bin dieser Welt überdrüssig, Menschen interessieren mich nicht aufgrund ihrer primitiven Natur, und selbstverständlich habe ich in einer Welt, die für mich wertlos ist, keine Lebensziele. Aber sobald ein permanenter Bezug zur Transzendenz besteht, lebe ich in Heiterkeit, bin wieder fähig, Freude zu empfinden und bin nicht mehr suizidal, sondern nur noch gleichgültig in der Frage, wie mein Leben auf dieser Welt weitergehen soll.

Freitag, 18. Oktober 2024

Weltminderwertigkeitsbasierte Suizidalität

 



 Auf einem falschen Planeten geboren zu sein, kann auch heiter werden, denn wenn der Planet auf interessante Weise falsch ist, d. h. mit dem Heimatplaneten der Seele wertgleich, kann zumindest ein Lerneffekt stattfinden. Eine durch und durch minderwertige Welt treibt eine edle Seele in der Kindheit zur Isolation, in der Jugend zum Nihilismus und im Erwachsenenalter zum Suizid.

Der Suizidalität viele Jahre widerstanden zu haben, führt nicht zu Verbesserungen in der Welt, die suizidal macht: diese Welt ist und bleibt leer. Wenn die emotionale Kraft erschöpft ist, kann keine Lebensaufgabe mehr am Leben halten. Selbst religiöse Intuitionen werden entkräftet: ist an meinem Glauben etwas Wahres, so will ich die echte Entität, das Göttliche dahinter, spüren. Wenn es ins Beliebige fällt, wird es zum Selbstbetrug, und zum Warten auf Wunder fehlt die emotionale Kraft.

Womöglich ist genau das die Prüfung, das Martyrium einer echten Seele in einer minderwertigen Welt: sich nicht herunterziehen lassen zu minderwertigen Idealen; den Miezen der inneren Welt in der Innenwelt begegnen und sie nicht auf minderwertige äußere Schablonen projizieren, und letztlich souverän sterben, wenn dir nichts mehr als Leere gegenübersteht.