Dienstag, 31. März 2020
Verlogenheit als Ehrlichkeit
Die perverseste Verkehrung der Wahrhaftigkeit ist eine Verlogenheit, die sich als Ehrlichkeit darstellt. "Ich bin der Meinung, dass alle Menschen Egoisten sind. Ich bin ehrlich, ich gebe zu, dass ich ein Egoist bin", ist ein Beispiel für diese Art von Verlogenheit. Der Bessere, der moralisch Höhere soll durch diese Unterstellung heruntergezogen werden, wobei die Bekenntnis des Schlechten zu seiner Nichtswürdigkeit die Schlechtigkeit aller Menschen erschleichen soll. Es ist eine verlogene Gleichmacherei.
Reduktionismus ist nicht Ehrlichkeit, sondern Dummheit. Wer auf einer niedrigen moralischen Stufe steht und nicht in der Lage, von einer höheren Stufe aus Werturteile zu treffen, ist nicht ehrlich, wenn er dem Höheren Niedrigkeit und Gemeinheit unterstellt, die er bei sich selbst vorfindet. Der Verlogene glaubt an seine eigenen Lügen; der seinen primitiven Reduktionismus als "ehrlich" Lobende ist entweder dumm oder ein klinischer Fall von Narzissmus.
Freitag, 27. März 2020
Virtue Signalling verstehen
Der Starke kann nett sein, muss aber nicht. Der Schwache ist nett, weil er keine Alternative hat. Wer Virtue Signalling treibt, ruft: „Seht her, wie nett ich bin!!!“ Virtue Signalling ist kein bloßes „Moralprotzen“, und steht moralisch wie ästhetisch noch unter dem selbstgerechten Pharisäertum. Der Starke muss nicht zeigen, dass er nett ist; er kann es sein, wenn er will, er kann es auch nicht sein, wenn er nicht will. Der bloß Schwache ist nett und still. Der ängstliche Schwache muss sicher gehen, dass alle sehen, wie nett er ist, um zu zeigen, dass er kein legitimes Angriffsziel und auch kein Konkurrent ist, sondern zu der Gruppe „Frauen und Kinder“ zu zählen ist.
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