Montag, 27. Juli 2020

Wissenschaft als Religion





Der Atheismus/Szentismus ist die Ich-Religion. Welchen Aspekt betonen die einzelnen Ideologien des Humanismus? Der Liberalismus setzt den Schwerpunkt in das Ich, die Selbstbestimmung des Individuums. Alle drei Humanismen würden den Satz „Die Würde des Menschen ist unantasbar“ unterschreiben, wobei darunter im Liberalismus die Würde des einzelnen Menschen, im Sozialismus die Würde des Menschen als Menschen und im Faschismus die Würde des durch Gruppenzugehörigkeit besonderen Menschen verstanden wird.

Die Würde des Menschen als Menschen bezieht sich nicht auf die Gattung als Tierheit, sondern auf die Gottlosigkeit, auf die Selbstbestimmung des Kulturmenschen. Der Sozialismus ist vor allem ein Atheismus. Die Menschheit ist substanziell, die einzelne Person akzidentell. Der Massenmord von politischen Häftlingen ist keine „Der Zweck heiligt die Mittel“-Rechnung, sondern schon an sich als Wohltat gegenüber anderen, politisch korrekten Staatsbürgern gedacht.

Der Faschismus ist vor allem Szientismus, aber was für einer? Einer, der die „jüdische Physik“ des Landes verweist, die „arische Rasse“ von besseren Hominiden abstammen lässt als den Rest der Menschheit, wissenschaftliche Beweise für rassistische Weltanschauungen konstruiert. Wissenschaft als Ideologie ist nicht frei, und wird zur Pseudowissenschaft. Aber auch das Ich im Liberalismus wird nicht zur frei entfalteten Persönlichkeit, sondern zur entpersonalisierten und idiotisierten Drohne. Die Menschheit, als deren Wohltäter sich der Sozialismus versteht, wird nicht gerettet oder verwohltätigt, sondern vergewaltigt und ins Elend gestürzt.

Donnerstag, 23. Juli 2020

3. Sachsen: Die Leere nach dem Sieg





Die Anfänge sind bescheiden: kleine Gruppen von Kriegern erreichen vor 1500 Jahren von Bremen und Bremerhaven aus die britische Küste, helfen den Einheimischen nach dem Rückzug der Römer in der Zurückschlagung unmittelbarer Nachbarbarbaren und übernehmen erst nach einigen Generationen die Herrschaft, nein, nicht in Britannien, sondern lediglich im heutigen England. Geschlagen und getreten von den Dänen, erobert von den Normannen, im Angevinischen Reich französisch dominiert: die Sachsen, die auf die Insel kamen, waren in den ersten Jahrhunderten ihrer Geschichte kein großen Volk, auch zahlenmäßig nicht. Selbst im 18. Jahrhundert beherrschte die britische Marine die Meere mit einer im globalen Vergleich verschwindend geringen Gesamtbevölkerung zu Hause.

Erst nach dem Hundertjährigen Krieg, dem Startkonflikt der Neuzeit, emanzipierte sich England vom kulturell erdrückenden Frankreich und suchte sich fast 250 Jahre selbst. 1688 beginnt der Sachsenstaat den Kampf um die Weltherrschaft. Die noch zur Frankenzeit daheimgebliebenen Sachsen werden im vereinten Germanien aufgehen, welches aber durch preußisch-baltische Dominanz eine ganz andere Entwicklungstrajektorie bekommt. Hegels germanisches Zeitalter als vorläufiges Ende der Geschichte lässt sich nach dem Namen der Sieger auf ein sächsisches Zeitalter vergenauigen. Der WASP, white anglo-saxon-protestant, der Herr der Weltmacht USA, ist, um Volker Pispers zu zitieren, die Orchidee unter den Menschen.

Nach dem Endsieg fehlt den heroischen, solaren Sachsen ein Ziel. Nicht ohne Grund ist die angelsächische Welt im Ultradekadenz-Zeitalter der Vorreiter des Nihilismus, des Transhumanismus und des Antinatalismus (der in anderen Kulturräumen nur religiös-implizit einen Platz hat, es jedoch nie zu einem philosophisch diskutierten Thema schafft). So ist es heute mit den (Angel-)Sachsen: They conquered the world, and now they go MGTOW.

Mittwoch, 22. Juli 2020

2. Frankreichs Kampf gegen die Irrelevanz





„Vae victis!“ triumphierte Brennus auf die feine französische Art. Wie vor dem Aufstieg, so auch vor dem Fall Roms rafften sich die Gallier noch einmal auf: „Gallic Empire“, Zeitpunkt: Krise des 3. Jahrhunderts. Doch weder Charlemagne noch St. Louis noch Louis XIV noch schließlich und schlussendlich Napoleon konnte Europa dauerhaft unter das dramatisch-weibliche Regime nach Gilbert Durand unterwerfen. Die Welt gehört letztlich den Sachsen; Angelsachsen ist eine poetisch-redudante Bezeichnung, es sind schlicht und einfach Sachsen.

Der dynamische Lunarismus der Franzosen nahm das solar-staatenbildende Element der germanischen Franken auf und vermengte es mit weiblichem Lunarismus der Kelten. So war es schon zur Römerzeit: ein kulturell fremdes Patriarchat im Kopf, das eigene gälische Matriachat im Herzen. Jetzt, wo seit 200 Jahren das abendländische Patriarchat zerfällt, übernimmt keineswegs das Weibliche, sondern vielmehr das Weibische die Herrschaft. Nicht die Frau als Tochter, Persephone, sondern Kybele, das Weib als matriachaler Tyrann, dominiert die technokratisch-titanische Welt des globalen Westens.

Persephone kämpft nicht, sie liebt. Sie lässt die Natur im Frühling aufblühen und ist eine Muse allen schönen Produktionen des abendländischen Geistes. Die speziell französische Persephone ist aber die Wasserfee Melusine, eine ostentativ lunare aber heimlich chthonische Gestalt. Deshalb konnte Frankreich kein Reich des Schönen auf Erden gründen.

Dienstag, 21. Juli 2020

1. Japan (Länder: das Wesentliche)





Japan war seit seiner Entstehung ein Hybrid des Mongolisch-Solaren mit dem Polynesisch-Chthonischen, das Lunare an sich kam in der japanischen Kultur nicht vor (oder nur als ideeller Mittelpunkt). Die kulturelle Eroberung durch China, eine Kultur, die das Lunare absolut setzt, hielt Japan jahrhundertelang im Spannungsverhältnis zwischen dem Solaren (der göttliche Kaiser) und dem Tellurischen (um Macht kämpfende Feudalclans), während die kulturelle Fassade die Harmonie nach chinesischer Art war. In diesem Zustand genügte das Archipel-Land sich selbst und unterhielt nur minimale Kontakte zu anderen Zivilisationen.

Als der Westen Japan gewaltsam öffnete, wurden zwei Kräfte schlagartig befreit: das Solare in Politik und Wissenschaft und das Chthonisch-Titanische in der Wirtschaft trugen zur schnellen Entwicklung des Landes zur imperialistischen Großmacht bei. Das entfesselte Solar-Heroische stürzte Japan in größenwahnsinnige Weltkriegsabenteuer, das Nihilistisch-Titanische machte aus dem Land eine Wirtschaftssupermacht. Der vertriebene chinesische Lunarismus wartet als Ruhepol der japanischen Blade-Runner-Zivilisation und kann in aller Bälde im Stil einer feudalistisch-matrixizistischen Gesellschaftsform zu den extrememüden Japanern wiederkehren.

Japan will nicht ewig wachsen bis es platzt, deshalb macht es keinen Sinn, Massenmigration als Lösung demographischer Probleme des Landes zu betrachten. Japan nimmt den demographischen Winter billigend, wenn nicht sogar erleichtert in Kauf, weil es nach den rastlosen Jahrzehnten der Extreme endlich wieder schlafen will.