Freitag, 10. Mai 2024

Modus Vivendi

 

 

 

Du lebst entweder im Modus der Angst oder im Modus der Liebe. Per default lebt jeder zunächst einmal im Modus der Angst; ins Pathologische übertrieben bedeutet das Paranoia, Hass und Narzissmus. Die scarcity mentality ist typisch für den Modus der Angst.


Ich werde nicht ums Überleben kämpfen, sondern der eventuellen Nötigung zum Suizid folgen, denn die Alternative wäre Hypervigilanz und ständiger Kampf ums Überleben: ich hätte dann ein Leben lang nur ums Überleben gekämpft, um letztlich doch zu sterben: leben um zu überleben um zu sterben. Ich lebe im Modus der Liebe, also werde ich nicht um das bloße Leben, sondern um das hohe Leben kämpfen. Ist nicht mehr möglich, glücklich zu leben, will ich nicht mehr leben.


Im Modus der Liebe nehme ich den Tod zu jedem Zeitpunkt dankbar an, doch ich lebe gern und glücklich mit dem Lebensmotto: "Jetzter als jetzt wirds nicht!" Ich habe keine Angst, etwas zu verlieren oder zu verpassen. Ich lebe in Glück und Dankbarkeit und nicht in Sorge und Verzweiflung. Habe ich keine Aussicht auf ein glückliches Weiterleben, nehme ich die damit einhergehende implizite Aufforderung zum Suizid dankbar an.


Liebe genügt sich selbst, muss keine Ziele erreichen: Liebe ist Selbstzweck. Wer im Modus der Liebe lebt, lässt sich nicht instrumentalisieren. Liebe ist nicht Selbstaufopferung, nicht Masochismus; Liebe ist nicht vom unmittelbar empfundenen Glück zu trennen. Ich gebe, weil ich glücklich bin; ich gebe nicht, um glücklicher zu werden. Ich bin gut zu sentient beings nicht aus Pflicht (Kants KI), sondern weil ich es liebe, mich am Anblick glücklicher Wesen zu erfreuen.

Autistischer Burnout

 

 

Natürlich ist die Ursache die Reizüberflutung, in erster Linie durch Kommunikation. Bei jeden Tag etwas zu viel Reizüberflutung habe ich einen chronischen autistischen Burnout, die letzten zwei wohl im Juli/August 2021 und Dezember 2022. Interessanter für mich ist der aktute autistische Burnout, der durch zu viel auf einmal entsteht, durch eine einmalige starke Reizüberflutung. Ich habe mich ja oft nach der Ursache des Stotterns gefragt, das mit 7 Jahren anfing und in der zweiten Hälfte der Schulzeit die Kommunikation fast unmöglich machte. Jetzt habe ich die Ursache gefunden.


Ich bin Autist; Kommunikation mit erfordert enorme kognitive und emotionale Anstrengung. Wurden die Kapazitäten übererschöpft, wehrt sich der ganze Körper dagegen, wieder in die gleiche Situation zu kommen. Vergewaltige ich mich dazu, trotz eines Rückzugsbedürfnisses, das so stark ist wie extremer Durst oder heftiger Schmerz, wieder mit einem Menschen zu kommunizieren, verweigert sich der Körper: ich muss Worte aus mir gewaltsam herauspressen, das Sprechen fällt schon auf der physiologischen Ebene schwer. Ich versuche zu kommunizieren, aber der Körper sagt Nein, und sabotiert das Sprechen. Kämpfe ich gegen meinen Körper, dann versuche ich, beim Einatmen zu sprechen, oder atme nach ersten Silbe wieder ein: so entsteht das Stottern.


Jetzt bin ja schlauer, als ein mit 33 diagnostizierter Autist. Durch eine aktuelle Erfahrung eines akuten autistischen Burnouts kam das Stottern phasenweise zurück, und da half auch nicht das Training mit den Atemübungen nach einer bekannten niederländischen Methode, denn es geht in so einer Situation nicht darum, einem undisziplinierten Körper das richtige Atmen beizubringen, sondern darum, dass sich der Körper gegen das Sprechen mit Menschen permanent wehrt (bis er sich von Burnout wieder erholt hat).


In der Schulzeit hatte ich permanent einen akuten autistischen Burnout, ich kam aus der Erschöpfung und Anspannung nie heraus. Es fühlte sich wie Folter an, zur Schule zu gehen. Dabei hatte ich nur das Bedürfnis, in Ruhe gelassen zu werden. Der Körper wollte mir die ganze Zet etwas sagen, und habe nicht zugehört. Ich hatte nicht das Wissen; ich wuchs in einer extranormativen Gesellschaft auf, die zudem alles nicht-neurotypische Verhalten negativ moralisiert hat. Und nun rollt der Konsequenzenzug auf festen Schienen.