Eine nackte Singularität ist unmöglich (sonst passiert der Urknall); das solipsistische Selbst hat, wie der Narzisst, es nur mit "internen Objekten" zu tun: die empirische Realität ist für den Solipsisten (logisch) bzw. für den Narzissten (psychologisch) intrapsychisch. Technisch betrachtet, ist alles scheinbar Äußere zwangsläufig intrapsychisch (Kant: "allgemein subjektiv"), aber wenn die Versicherung, dass das der Erscheinung entsprechende aber nicht unmittelbar erfahrbare Ding an sich extrapsychisch, unabhängig vom Subjekt, existiert, nur durch die Denkstrukturen des Subjekts gewährleistet wird (transzendentale Ästhetik, transzendentale Logik), liegt dieser "kritischen" Metaphysik nur das Postulat von der Identität von Denken und Sein zugrunde: etwas ist, weil es gedacht wird (ausgeschmückt: "Etwas ist, weil es mit logischer Notwendigkeit gedacht wird"; es macht aber keinen Unterschied, ob eine Seinsbehauptung logisch begründet oder beliebig vorgestellt wird: der Fehler ist derselbe wie im ontologischen Gottesbeweis).
Die Wahrheit über das Bewusstsein ist, dass es singulär ist. So wie wir in der Empirie keine nackten Singularitäten beobachten können, können wir das reine singuläre Bewusstsein nicht erkennen, und verallgemeinern die singulären Selbste als abstrakte Subjekte, denen wir ontologische Gleichheit unterstellen, so wie ich in diesem Satz unzulässigerweise "wir" sage. Unimittelbarer Erfahrung nach ist das Selbst singulär, das psychosozial angepasste Ich ist ein Konstrukt des Selbst, das "erkennende Subjekt" wird ebenso vom Selbst konstruiert. Das Selbst kann kein Objekt werden, als Subjekt ist es kein dingliches, sondern ein prozessuales Objekt. Das macht zwar den ontologischen Unterschied zwischen Sein und Seiendem deutlich, besagt aber nur, dass das Sein etwas nur durch sein Sein Seiendes sei, womit es die nackte Singularität des Selbst durch eine Abstraktion verschleiert.
"Seiendes ist" (Parmenides) schließt auch "Nicht objektivierbar Seiendes ist" und somit "Prozessual Seiendes ist" bzw. "Alles fließt" (Heraklit) mit ein. Das Selbst ist vorseiend, vorlogisch, vorsozial, vorpsychologisch: das Selbst ist transzendental Seiendes, die singuläre Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung des Bewusstseins. Jede darüber hinausgehende Selbstidentifikation ist eine Konstruktion.