Dienstag, 13. Dezember 2016
Solare Karmologie
Die gängigen Karmavorstellungen sind lunarisch: die Berechnungen des Karmahaushalts, in der Glück, Leid, gute und böse Taten konvertierbar sind, sind nihilistisch, da das Ziel des karmischen Wirtschaftens die Schwarze Null ist (Nirwana oder das bewusstseinsauflösende Aufgehen in Gott).
Die Währungen Glück, Leid, gute Taten und böse Taten sind in Wahrheit inkommensurabel. Es lässt sich leicht daran demonstrieren, dass man die Rettung von 10 politisch Verfolgten und 3 Sexualmorde nicht miteinander aufrechnen kann. Es spielt auch keine Rolle, ob eine Kinderporno-Filmcrew aus kaputten Familien kommt oder einen überdrüssig-nihilistisch machenden Verwöhnungshintergrund hat (reiche Familie): die Schuld, die diese Degeneraten auf sich laden, bleibt die gleiche. Man kann auch nicht wahlweise tatenlos leiden oder leidlos gute Taten vollbringen. Böse Taten werden nicht durch großes Leid in der zweiten Lebenshälfte (oder eine lange Gefängnisstrafe) gesühnt.
1. Die Währung des Glücks ist die Dankbarkeit. Wer fast nur Leid kennt, aber dennoch die wenigen glücklichen Momente zu schätzen weiß, und dankbar ist, wenn er mal Glück hat, verdient sich genauso Tiefenstolz wie der angemessen dankbare Glückliche.
2. Die Währung des Leids ist die Linderungsforderung. Würdevoll ertragenes Leid macht einen zum Linderungsgläubiger. Die Linderung in der anderen Welt oder einer Zwischenwelt zieht keine Punkte vom Verdienstkonto ab, sondern versöhnt mit der Zufälligkeit und Sinnlosigkeit des Erlittenen.
3. Der Lohn der guten Tat ist der Weltenaufstieg. Durch gute Taten kann man in eine höhere Welt aufsteigen. Eine höhere Welt ist besser, jedoch ist Aufstieg nicht in Glück konvertierbar. Der Aufstieg hat einen (zumindest teilweisen) Linderungsaufschub zur Folge. Wer aufsteigen kann, aber die sofortige Linderung priorisiert, verbraucht sein Karma, opfert seinen moralischen Verdienst dem Hedonismus (der Verdienst der guten Taten wird nicht in hedonistische Punkte umgerechnet, sondern allein für die Zeitpräferenz gezahlt (frühere statt spätere Linderung)).
4. Der Lohn der bösen Tat ist der Abstieg. Dieser kann Leid zur Folge haben, aber das Leid ist nicht die unmittelbare Folge der bösen Tat. Da eine schlechtere Welt leidvoller ist, und ein Weltenabstieg als leidvoll erlebt wird, ist dem Täter der bösen Tat auch das Leiden garantiert. Die Linderung des schuldlos Erlittenen ist beim Weltenabstieg nicht rein; wer absteigt und seinen Linderungsanspruch einlöst, geht für den Linderungsprozess nicht ins Schöne, sondern ins Gemütlich-Dreckige.