Mittwoch, 26. April 2017

Freie Wesen





Der Mensch kann zwar keine materiellen Objekte aus dem Nichts schöpfen, doch diese minderwertige demiurgische Potenz ist nachrangig gegenüber der göttlichen Fähigkeit, das Gute und das Böse aus dem Nichts zu schöpfen, die ein Wesen mit einem freien Willen besitzt. Göttlich-ungeschaffen, frei und wahrhaft Selbstzwecke sind nur solche Wesen, die das Gute und das Böse aus dem Nichts schöpfen können.

Montag, 24. April 2017

Bewusstes Sein





Das Bewusstsein bestimmt das Sein, und wäre dem nicht so, könnte ein kategorischer Imperativ nicht formuliert werden. Die Seinsbestimmung durch das Bewusstsein ist ein Sein, dass das Bewusstsein bestimmt, und die Vernunft praktisch werden lässt.

Das Sein bestimmt das Bewusstsein - das ist evident. Der Mensch entwickelt sich in einer Gesellschaft, und wird nicht als fertiger Geist in einen volljährigen Staatsbürger hineingepflanzt. Insbesondere der aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit nicht auszutreten bereit ist, und sich hinter einem "es ist so" feige verkriecht, spürt jedoch - wie etwa durch diesen Vorwurf - die härteste Bestimmung des Seins durch das Bewusstsein: sein eigenes unmündiges Sklavenbewusstsein.

Ein Bewusstsein ist immer ein Bewusstsein von etwas, und wird vom Sein umso mehr bestimmt, je klarer es sich den Begriff von jenem Etwas macht; ein Sein ist immer in einem Bewusstsein, und wird von diesem in dem Maße bestimmt, in dem es auf seinem phänomenalen Sosein beharrt mit der vermeintlichen Evidenz, dieses Sosein könne nicht bloß geistiger Natur sein, sondern müsse ein alogisches Selbstsein voraussetzen; was im Bewusstsein sich dem Bewusstsein ungleich macht, wird, weil es im Bewusstsein ist, und nur durch dieses als ein ihm Ungleiches erkannt wird, zum Beweis des Vorrangs des Bewusstseins.

Donnerstag, 13. April 2017

Beweis des Materialismus




Wenn es kein Leben nach dem Tod gibt, dann ist der geistesphilosophisch unhaltbare Materialismus keine falsche Annahme, sondern eine bloß für den menschlichen Verstand unbeweisbare Wahrheit. Menschliches Denken kann das Ich nicht wegkürzen, und wird deshalb niemals zu einer rein objektivistischen, physikalischen Welterklärung gelangen. Theoretisch ist der Materialismus unbeweisbar, aber wenn es kein Leben nach dem Tod gibt, so ist der praktische Beweis des Materialismus vollzogen: dann wissen wir zwar nicht, wie das Nichts, das wir Ich oder Seele nennen, eine innere, subjektive Dimension der Wirklichkeit vortäuschen kann, aber wir wissen, dass es ein Nichts ist, und unser Selbstbewusstsein keine Realität hat. 

Dass es jemanden - ein seiner Selbst bewusstes Wesen - jedoch geben muss, der getäuscht wird, wenn das Selbstbewusstsein eine Täuschung ist, ist im Falle der Sterblickeit der Seele kein Beweis für die Wirklichkeit des immateriellen Subjekts, sondern bloß eine Aporie an der Erkenntnisgrenze des menschlichen Verstandes.