Montag, 24. April 2017
Bewusstes Sein
Das Bewusstsein bestimmt das Sein, und wäre dem nicht so, könnte ein kategorischer Imperativ nicht formuliert werden. Die Seinsbestimmung durch das Bewusstsein ist ein Sein, dass das Bewusstsein bestimmt, und die Vernunft praktisch werden lässt.
Das Sein bestimmt das Bewusstsein - das ist evident. Der Mensch entwickelt sich in einer Gesellschaft, und wird nicht als fertiger Geist in einen volljährigen Staatsbürger hineingepflanzt. Insbesondere der aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit nicht auszutreten bereit ist, und sich hinter einem "es ist so" feige verkriecht, spürt jedoch - wie etwa durch diesen Vorwurf - die härteste Bestimmung des Seins durch das Bewusstsein: sein eigenes unmündiges Sklavenbewusstsein.
Ein Bewusstsein ist immer ein Bewusstsein von etwas, und wird vom Sein umso mehr bestimmt, je klarer es sich den Begriff von jenem Etwas macht; ein Sein ist immer in einem Bewusstsein, und wird von diesem in dem Maße bestimmt, in dem es auf seinem phänomenalen Sosein beharrt mit der vermeintlichen Evidenz, dieses Sosein könne nicht bloß geistiger Natur sein, sondern müsse ein alogisches Selbstsein voraussetzen; was im Bewusstsein sich dem Bewusstsein ungleich macht, wird, weil es im Bewusstsein ist, und nur durch dieses als ein ihm Ungleiches erkannt wird, zum Beweis des Vorrangs des Bewusstseins.