Dienstag, 26. September 2017

Infantile Liebesjunkies





Der natürliche Fluss der Liebe geht vom Stärkeren zum Schwächeren; der Stärkere gibt Liebe, Fürsorge und Schutz, und bekommt Treue, Reinheit und Zartheit. Beide Seiten fühlen sich in dieser gesunden Liebesbeziehung bevorzugt und empfinden das Erhaltene als viel wertvoller denn das Gegebene.

Der Mann liebt die Frau, die Eltern lieben die Kinder, die Kinder lieben die jüngeren Geschwister oder die Haustiere. Emotional zurückgebliebene Menschen und insbesondere Narzissten gehen Beziehungen mit Schwächeren ein, nicht weil sie sie lieben, sondern um von ihnen geliebt zu werden: der Mann heiratet nicht die Frau, die ihn verzückt, sondern die Frau, die ihn mehr liebt als er sie bzw. die Frau, die ihn braucht, und deshalb auf minderwertige Art liebt. Narzisstische oder andersartig emotional defizitäre Eltern bringen Kinder zur Welt, um von ihnen geliebt zu werden.

Eine solch verkehrte Beziehung zerstört die Psyche des Schwächeren und gibt dem Stärkeren viel weniger als dieser erhofft: der Schwächere kann nicht das geben, was naturgemäß nur der Stärkere geben kann, und wird, weil seine natürlichen Gaben nicht angenommen werden, systematisch abgewertet. Doch der vampiristisch Liebe saugende Stärkere wertet auch sich selbst ab, indem er sich etwa zum Kind seines Kindes macht.