Montag, 8. Januar 2018
Körperlichkeit
Es gibt die, denen Aussehen wichtig ist, und es gibt die, die sich darüber erhaben wähnen. Natürlich ist es erstrebenswert, moralische, "innere" Werte zu haben, wenngleich nichts einen Mann mehr am Erfolg bei Frauen hindert, als ebendiese. Selbstredend ist das Seelenheil der sexuellen Befriedigung vorzuziehen, es sei denn, man glaubt, man sei nichts weiter als sein sterblicher Körper.
Der Körper wird geboren, hat ein genetisch bestimmtes Aussehen, wird alt und stirbt, und mit ihm die Person. Oder es gibt ein Leben nach dem Tod. Oder es beginnt ein transhumanes Zeitalter, in dem jeder seinen Körper selbst aussuchen kann, - alles wird um das zentrale Nervensystem nach Wunsch und Geldbeutel neu konfiguriert. Ist Aussehen dann immer noch unwichtig? Ich kann so aussehen wie ich aussehe, und ein moralisch hochstehender Mensch sein, aber ich kann dieselbe edle Persönlichkeit sein, und ganz anders aussehen, nämlich so, dass mein Äußeres und meine "inneren Werte" harmonieren, - darum ist das bestmögliche Aussehen erstrebenswert, wobei in der Realität das optimierte Aussehen wiederum nicht der wahren Persönlichkeit, sondern den finanziellen Möglichkeiten ensprechen wird.
Wem Aussehen angeblich egal ist, der lügt, oder ist so auf den Körper fixiert, dass er gar nicht die Möglichkeit erwägt, anders aussehen zu können. Wer wirklich über die Körperlichkeit hinaus ist, für den ist das Aussehen austauschbar, denn es zählt nur die Person, und nicht das einem zufällig mitgegebene Aussehen. Wer über den Körper hinaus ist, identifiziert sich nicht mit einem bestimmten Aussehen, und kann durch in der Regel treffende Aussagen wie "du bist hässlich" nicht persönlich getroffen werden, denn die Person ist nicht der Körper, - sie hat nur diesen Körper, insofern oder solange es ihr nicht möglich ist, einen anderen Körper zu haben.