Freitag, 26. Oktober 2018
Weltekel
Erst wenn der Ekel vor der Welt zur Pose wird, beginnt man, an ihm zu leiden; wer sich wahrhaft vor der Welt ekelt, ekelt sich bald nicht, und hat für ihre Nichtigkeit nur teilnahmslose Verachtung übrig. Das Getrenntsein von der Welt in seinem Geiste wird ihm gar zum Genuß, der daraus entspringt, dass die Welt, wie sie sich auch dreht und quält, diese Trennung nicht überwinden kann - sie bleibt ihm ein Nichts.
Wer mit der Welt jedoch innig verbunden ist, und sie im Grunde seines Wesens bejaht, leidet an ihr, die kontingenterweise zu seinen Lebzeiten so und nicht anders ist, - zu ohnmächtig, sie nach seinem Gutdünken zu ändern, kapselt er eine küstliche Identität von sich und der Welt ab, und sieht, immer wenn er mit Verachtung auf die Welt herabsieht, auch auf sein wahres Selbst herab; diese Zerrissenheit wird in der Regel nicht durch den steilen Weg zur geistigen Souveränität überwunden, sondern durch das Sich-Selbst-Ändern, durch eine regressive Läuterung, eine Rückkehr in den lauwarmen feucht-schwülen Schoß der hassgeliebten Welt.