Freitag, 3. Januar 2020
Warum Idioten gewinnen
In zwischenmenschlichen Konflikten gewinnt in der Regel der Frechste, nicht der Stärkste. Der Freche ist dumm und sein Ego bloß empirisch, was dazu führt, dass er in jeder Situation, in der er empirsch anwesend ist, voll da ist, und mit ganzer Kraft agieren kann. Dagegen ist der Kluge oder höhere Mensch nicht auf sein empirisches Ich beschränkt, sodass er in vielen sozialen Situationen sich nur an einem Nebenschauplatz seines Lebens befindet. Deshalb wird er niemals seine ganze Kraft für einen Sieg in einem Bereich seines Lebens einsetzen, der für ihn nicht die höchste Priorität hat.
Der dumme und freche Narzisst dagegen hat seinen Lebensmittelpunkt immer dort, wo sich sein empirisches Ich, sein Ego, gerade befindet. Soziale Siege des Pöbels, der Dummheit und des Narzissmus sind daher nicht als Beweis der Überlegenheit des moralisch und ästhetisch Minderwertigen zu verstehen, denn sie resultieren aus taktischen Rückzügen klügerer und feinerer Menschen in Konflikten auf Nebenschauplätzen des Lebens. Aus denselben Gründen triumphieren Frauen in sozialen Auseinandersetzungen oft über Männer: Männer nehmen diese nicht so wichtig und ziehen sich zurück, um ihre Zeit und Kraft für wirklich Wichtiges zu sparen.