Wie schön und dynamisch alles anfing: ein Anti-Jelzin, ein richtiger Mann im besten Politikeralter, trinkt keinen Alkohol, schwuchtelt nicht rum, sondern löst Probleme, spricht im Bundestag auf Deutsch, strebt eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem Westen an, lässt eine junge lesbische Band Europa begeistern. Und im russischen Fernsehen ist immer diese perfekte schwarzhaarige Frau zu sehen, ein hübscher Android, das Sinnbild für Putins Russland der ersten Jahre.
Jahre sind vergangen. Diese Frau ist immer noch da, immer noch dort, wo sie damals war. Permanent kommentiert und moderiert sie im Staatsfernsehen. Man könnte stundenlang die Entwicklung Russlands unter Putin analysieren, oder man kann, intuitiv statt diskursiv, sich einfach diese Frau ansehen. Sie sieht sogar genauso aus wie damals, aber sie ist... Post-Wall.
Als ich auf Youtube einen aktuellen Nachrichtenausschnitt mit ihr sah, bekam ich den Schrecken. Dabei ist sie nicht einmal dick geworden, nur gealtert. The wall gets them all. Was für ein trostloses Bild, was ist nach 20 Jahren Putin aus Russland geworden. Wie Merkels ewiger Bundestrainer, sitzt und altert Putins Nachrichtensprecherin und zeigt der ganzen Welt, wohin Stillstand führt.
Die Dynamik des Herrschers wurde nicht auf das Land übertragen, das Land versank in Zynismus und Apathie. Damals durften sich glückliche Russen im Fernsehen diese wunderhübsche Nachrichtensprecherin ansehen. Heute, lächelt zynisch der Präsident, dürfen sie es doch auch.