Wer
moralisch, charakterlich, menschlich eine Null ist, erlöst sich selbst
in diesen Tagen mit der simplen Tugend, gegen Donald Trump zu sein. Jede
Niete, jeder Loser fühlt sich als guter Mensch, nur weil er Trump
schlecht findet, und so bevölkern Abermillionen Nichtse die Noosphäre,
deren einziges moralisches Verdienst die tatenlose aber wortreiche
Opposition gegen den amtierenden US-Präsidenten ist; je intensiver die
empfundene Hoffnung, dieser würde die baldige Wahl verlieren, desto
stärker die selbstkongratulatorische Bestätigung, einer von den Guten zu
sein.
Natürlich ist Dekadenz der Ultradekadenz vorzuziehen, wenn keine andere
Wahl besteht. Aber besteht nicht in Wirklichkeit eine bessere Wahl? Nach
Adornos richtiger Erkenntnis gibt es kein richtiges Leben im Falschen;
Dekadenz ist die Dominanz, Ultradekadenz ist die Totalität des Falschen.
Für Trump sein, aber auf einen Sieg Bidens hoffen heißt, dem lauwarmen
und unbeständigen Zurück zur Dekadenz den heißen Krieg gegen das Falsche
vorzuziehen. Sämtliche Umfragen sehen Biden, wie vor vier Jahren
Clinton, vorn. Mögen sie diesmal recht behalten.