Mittwoch, 29. Dezember 2021

Hypervigilanz

 

 

 

Jeder Mensch hat einen serienmäßig eingebauten automatischen Zähler für Freundlichkeiten und Mikroaggressionen. In der östlichen Moraltradition gilt der Spruch, dass jede schlechte Tat mit zehn guten ausgeglichen werden muss, d. h. es wird ein Verhältnis von  Freundlichkeiten zu Mikroaggressionen von 10:1 gefordert, damit die Bilanz ausgeglichen ist.

Die Verhaltenspsychologie ist da etwas optimistischer und hält lediglich ein Verhältnis von 5:1 für notwendig, damit man sich von seinen Mitmenschen gerecht behandelt fühlt. Freundliche Menschen sehen als Balance vielleicht ein Verhältnis von Freundlichkeiten zu Mikroaggressionen von 3:1 oder 2:1, wahrhaft Gerechte, nennen wir sie mal so, 1:1.

Gute Menschen oder Heilige ertragen mehr Mikroaggressionen, als sie Freundlichkeiten fordern. Sie schalten manchmal den Zähler einfach ab und verzeihen ohne Hintergedanken.

Von Hypervigilanz spricht man, wenn das als Balance erlebte Verhältnis von Freundlichkeiten zu Mikroaggressionen den Normalwert von 5:1 bis 10:1 übersteigt. Hypervigilant sind z. B. pathologische Narzissten: Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung fordern ein Verhältnis von 100:1 oder sie halten Freundlichkeiten für selbstverständlich und vergessen sie sofort, jede Mikroaggression halten sie aber lange, manchmal ein Leben lang, im Gedächtnis.

Montag, 27. Dezember 2021

Die überfrachtete Frau

 

 

 

Die Frau erreicht mit Anfang 20 ihren höchsten soziosexuellen Wert, der Mann (in der heutigen Gesellschaft) mit Ende 40. Junge Frauen bekommen alles geschenkt, junge Männer haben die Arschkarte. So das Narrativ der Manosphere. Doch hinter dem Augenscheinlichen liegt noch eine andere Wahrheit.

Frauen, nicht Männer, bekommen Kinder. Das definiert die Geschlechter biologisch. Als ich mit 29 mit meinem Master-Studium noch nicht fertig war, konnte ich mir die Eier kraulen. Denn ich hatte Zeit. Die Frau in ihren Zwanzigern muss ihren Studienabschluss oder ihre Ausbildung schaffen, und idealerweise schon in den Beruf einsteigen, weil es schwanger und mit Kleinkind dann nicht so einfach ist. Weil es sich um ihre besten Jahre handelt, muss sie da den Spaß ihres Lebens haben, denn mit Kind(ern) wird es nicht mehr möglich sein. Sie muss einen vernünftigen Mann finden, und Männer haben ja Zeit: ich habe mich zwar felsenfest entschieden, niemals eine Familie zu gründen, aber wenn ich mich doch anders entscheiden würde, könnte ich mir jetzt, mit fast 39, die Eier kraulen, denn in zehn Jahren könnte ich immer noch Ehemann und Vater werden.

Der Erwartungsdruck von innen und außen ist für die jungen Frauen hoch wie nie: im Grunde müssen sie mit 30 so weit kommen, wie Männer mit 50. Frauen haben bessere Startbedingungen, aber sie müssen auch in kürzerer Zeit mehr schaffen.

Die Arschkarte der Männer bei Lebensbedigungen und Lebenserwartung, schlussendlich bei der male disposability, ist nicht zu leugnen, doch als Individiuen sind wir für die Gattung alle disposable, ebenso die Frauen. Der Gattung ist es piepegal, ob eine Frau es erst mit Ende 30 schafft, das erste Kind zu bekommen, und es schwerbehindert auf die Welt bringt, sodass Zeit und Ressourcen für weitere Kinder nicht mehr vorhanden sind. Die Gattung zuckt mit den Schultern, wenn eine ganze Population von Frauen kinderlos ausstirbt, weil die kulturelle Dominante Ehe und Familie entweder zeitlich zu weit hinten anstellt oder für die meisten barriereunfrei macht. Dann pflanzen sich halt Frauen in Gesellschaften fort, die keinen Wert auf Bildung legen, und schon gar nicht auf die weibliche.

Die westliche Frau ist nicht daran schuld, dass sie die westliche Frau ist. Der westliche Mann will ja auch nicht mit dem Afghanen tauschen. Bei allen Klagen über weibliche Hypergamie, Unmöglichkeit, eine Frau von ähnlichem soziosexuellen Wert ans Land zu ziehen, wie der eigene, weil alle Frauen angefangen beim unteren Durchschnitt nur auf die top 10-20% der Männer schauen, ist nicht zu vergessen, dass Frauen eben keine Zeit haben, und sich nicht viele Fehltritte erlauben können. Zwischen 20 und 50 hat der Mann 30 Jahre, um der und dieser und jener Frau eine Chance zu geben, die Frau hat für dasselbe Spiel nur 10 Jahre.

Gesetze richtig gendern

 

 

 

Die Demokratie kann weiter verfallen und den Weg über den Populismus (die Politik bestimmt, wer am lautesten schreit) in die Tyrannei gehen, oder sie kann sich weiterentwickeln. Die bisherigen Entwicklungen müssen konserviert und in eine neue Ordnung überführt werden. Ohne Kurskorrektur wird sich die soziokulturelle Erde so weiterdrehen: heute und noch ein paar Jahre, vielleicht Jahrzehnte, weiter Matriarchat, dann hartes (barbarisches) Patriarchat, dann (nach langer Leidenszeit für beide Geschlechter) wieder weiches Patriarchat (wie noch vor ein paar Jahrzehnten). Der Feminismus und die Männerbewegung müssten dann wieder bei Null anfangen.

Wie wäre es stattdessen mit einer Reform? Zwei Vorschläge:

1. Über das Abtreibungsrecht bestimmen, in welchem demokratischen Verfahren auch immer, ausschließlich Frauen.

2. Über die gesetzlichen Regelungen von Vaterschaftstests bestimmen ausschließlich Männer.

Dienstag, 7. Dezember 2021

Woher der Hass kommt

 

 

 

In den entwickelten Ländern ist für die basic needs auf Maslows Bedürfnispyramide gesorgt. Den havenots, den Abgehängten, geht es um love and belonging, während die haves um Selbstverwirklichung kämpfen. Da ohne die Befriedigung der psychosozialen Grundbedürfnisse den meisten keine Persönlichkeitsentwicklung gelingt, und sie beruflich, sozial und spirituell scheitern, müssen sie um love and belonging kämpfen, aber wie? Das ist nicht etwas wie Brot und Wasser, es handelt sich nicht um materielle Dinge wie Häuser und Autos. Man kann diese Dinge nicht bekommen, wenn man sie anderen durch Gewalt oder mit staatlicher Hilfe wegnimmt. Deshalb kämpfen sie damit, dass sie Hass verbreiten, und sich mit Mithassenden, mit denen sie nichts verbindet, Zusammengehörigkeit erreichen. Den haves soll durch die Atmosphäre des Hasses love versalzen werden, durch das gemeinsame Hasshandeln erreichen die havenots belonging.