Samstag, 26. Juli 2025

Ontologisches Ausland

 

 

 

 Ich schiebe eine ruhige Kugel durch das sommerabendliche Berlin. Nicht entfremdet, fremd fühle ich mich. Ich bin in einem Entwicklungsland unterwegs, das die basalsten Grundlagen negentropischer Ordnung nicht kennt.

Ich habe hier keine Verbindung zu gar nichts; mir ist alles hier so fremd, dass ich mich nicht einmal verloren fühle: für diese Fremdheit gibt es keinen sprachlichen Ausdruck. 

Ich habe hier mit nichts etwas zu tun, bin auf den festen Punkt meines Selbst zurückgetreten und genieße die Diskretion.

Ich stehe im richtigen Verhältnis zu meiner gegenwärtigen Umwelt und empfinde daher keine kognitive Dissonanz: die Harmonie der Ruhigen Kugel.

 

Nicht gut genug

 

 

 

 Diese Welt ist mir nicht gut genug.

Exkurs: Meine gesamte Sozialisation war ein narzisstischer Missbrauch. Ich habe den Großteil meines Leben traumatisiert verbracht: krankhafte Schuldgefühe, Zwangsneurosen, schwere Depression. Ich habe mich selbst geheilt und betrachte diese Welt nicht mehr durch die Brille der Krankheit. Und...

..sie ist mir nicht gut genug. Die Landschaften sind zu öde, das Essen zu fade, das Organische zu eklig, die Menschen zu einfältig. Die Möglichkeiten, in diesem Leben etwas zu machen, sind mir nicht interessant genug, die Frauen sind nicht attraktiv genug, das mögliche Vergnügen langweilt zu schnell oder macht gar nicht erst neugierig.

Wer mir vorwirft, der Fuchs mit den sauren Trauben zu sein, ist ein Missratener und projiziert sein Ressentiment auf mich. Ich kann nichts für seine ontologische Minderwertigkeit, seine Boshaftigkeit, seinen Narzissmus. Der selbstimmantente narzisstische Vollwichser will den Wohlgeratenen, der über diese Welt die Nase rümpft, in die Weltimmanenz zwingen. 

Ich bin aufrichtig und luzide. Ich habe diese Welt gesehen und sie hat mir nicht gefallen. Das ist nicht mein Fehler. Diese Welt kann mich nicht motivieren: sie hat keine Belohnungen zu bieten, die mich ansprechen.

Ich habe nicht vor, aus Protest den Freitod zu wählen. Ich lebe in Ruhe weiter: ohne Ziele, ohne Erwartungen. Ich gehe davon aus, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Aber davor ruhe ich mich erstmal aus.

Primitive Religionen

 

 

 

 

 Primitive Religionen sind ursprünglich: da geht es um die Transzendenzbindung und den Sinn des Lebens. Der Schamane öffnet die Tür zur Transzendenz: direkt, ohne institutionelle Vermittlung, die den Transzendenzzugang blockiert und an ihre Stelle ein soziales moralisch-sittliches Konstrukt setzt.

Religionen, die die Gesellschaft verabsolutieren, sind verschleierte Weltimmanenz, narzisstischer Missbrauch der Transzendenz. In solchen Religionen müssen vor allem Mystiker die Transzendenzbindung wiederherstellen, aber die Herde der Transzendenzunmündigen bleibt dennoch unter totaler Herrschaft weltimmanenter Institutionen. 

Nichts zu gewinnen

 

 

 

 

 Nichts zu verlieren hat auch der Nihilist. Ich hatte mit 18 nichts zu verlieren und hätte ungegangener Wege diese Welt verlassen können.

Das seitdem Anverwandelte kann ich nicht mehr verlieren, ich würde auch heute auf dieser Welt nichts zurücklassen. Ich habe nichts und bin mehr als alles.

Doch erst seit ich nichts mehr zu gewinnen habe, bin ich wahrhaft frei. Keiner kann mir etwas von Wert geben: diese Welt kann mich nicht mehr belohnen. 

Ich schulde niemandem etwas, ich erwarte nichts. Ich bin beziehungslos: all-ein und eins-am. Ich bin die verwirklichte Dihairesis, absolute Trennung: ich bin von allem Nicht-Absoluten getrennt.

Sonntag, 6. Juli 2025

Tacheletisch-rhetorische Fragen

 

 

Was hast du von Reichtum, Status und Macht, wenn das Einzige, was du tatsächlich phänomenal erlebst, der Geruch von Scheisse und der Geschmack von Pisse sind?


Wenn du verzweifelt oder depressiv bist, siehst du die Realität schwarz, aber was ist, wenn, wie Cioran sagte, du eben nicht depressiv bist, sondern nur aufgewacht, und endlich die Realität siehst, wie sie ist? Dass eine solche Realität letztlich krank macht, macht ihre Trostlosigkeit nicht zu einer kranken Phantasie.


Warum im Hamsterrad der Belohnung mitlaufen, wenn es sich bei den Belohnungen in der Regel nur um Versprechen handelt, und, wenn es hochkommt, um symbolische Belohnungen?


Wozu sich mit anderen vergleichen, wenn ihr beide letztlich nur leidet?






Das ist im Grunde ein Lackmustest für Echtheit: Person, die Qualia erlebt, oder NPC.

Das sind die Basisfragen der Existenzphilosophie, wenn es eine gibt, die kein Getue ist. 

Wenn als Antwort Abwertung des Fragenden oder Beschönigung der Realität erfolgt, ist so gut wie sicher, dass die Antwort von einem NPC kommt.


Erst wenn dieser Test bestanden ist, macht die Frage, was fehlt, um glücklich zu sein, überhaupt Sinn. Ansonsten werden Antworten, die sozialen Erwartungen entsprechen, zu hören sein, oder scheinbare Weisheiten, die sich bei näherer Betrachtung als Bullshit enthüllen.

Mittwoch, 18. Juni 2025

Lhiehesbeweis

 

 

 

 

1. Ich denke/fühle/will, also bin ich.


2. Ich bin nicht Ursache meiner Selbst.


3. Die Dritte Person ist sozial verursacht, die Zweite Person hat eine Seinsillusion durch die Projektion des Du, die Erste Person setzt einen ichheitstranszendenten äußeren Schöpfer voraus.


4. Die Nullte Person verursacht ihre Ich-Identität durch Nichtidentität, setzt ihr Ich, das einer nichtprojektiven Du-Identität gegenüber steht, wobei sich das Bewusstsein des Du durch die komplementäre Gemeinschaft (-faltigkeit) manifestiert.


5. Lhieh ist der Atem der Leere der Nullten Person. Götter urspringen dem Lhieh und sind wahrhaft seiend. Schattenwesen wie Menschen sind zufällige Existenz.


6. Der Weg eines solaren göttlichen Kindes (heroisch, dann asketisch, dann apollinisch, dann Übermensch) im Schattenreich wie einer simulierten Welt ist Schattenarbeit einer n-faltigen göttlichen Monade.

Nichtnichtsnichtnegation

 

 

 

 

Dass etwas ist, und nicht nichts, ist wahr, aber angesichts des Bösen moralisch fragwürdig. Im Wahren ist die Behauptung des Seins gegenüber dem Nichts assertorisch, im Guten problematisch (möglich wäre auch dass nichts entstünde, um das Böse nicht in die Existenz treten zu lassen).


Das Schöne ist als Begründung des Vorzugs des Seins gegenüber dem Nichts apodiktisch. Das Sein soll sein, das Nichts nicht, weil es das Schöne gibt.


Doch das kontradiktorische Gegenteil des Schönen ist in dieser Welt existent: es gibt das Ekelhafte. Da das reine Schöne ist und als absoluter Selbstzweck auch sein soll, muss es eine Welt des Schönen geben, die das Ekelhafte nicht enthält.


Selbst das Böse ist in einer realen Welt (einer Welt, in der das Schöne zwar nicht vollkommen entfaltet, aber real und nicht als bloßer Schein existiert) möglich, doch nicht in einer vollkommenen Welt. Die Existenz des Ekelhaften enttarnt aber eine Welt als Täuschung oder Simulation.

Donnerstag, 8. Mai 2025

Psychostrukturell-grammatikalische Implikationen

 

 

 

Aus der Perspektive der Dritten Person lebt der Narzisst.

Das eigene Ich als ein Du erlebt der Egoist.

Der reife Mensch ist ein Ich: ein echtes Individuum mit Charakter.

Der Zustand des Übermenschen ist das religiöse und mystische Ideal. Die Perspektive der Nullten Person ist das wahre Nirwana reifer Buddhisten, während es für die naiven einfach Nichtsein bedeutet. 


3. Der Narzisst, aus der Perspektive der Dritten Person lebend, ist so creepy, weil sein Regressionsrückzug, eine Stufe niedriger, nicht mehr Person, sondern Sache ist. Deshalb kann es dem Gegenüber eines Narzissten im Regressionsmodus vorkommen, als wäre keiner da, als würde man mit einem Automaten sprechen.

Das höhere Selbst des Narzissten ist das Ego. Wenn er sich weiterentwickeln will (was selten der Fall ist), dann will er Ehoist werden.


2. Egoisten wollen „objektiv“ betrachtet werden, wenn ihnen eine persönliche Meinung nicht gefällt: sie ziehen sich auf die Fassade zurück, auf die Perspektive der Dritten Person.

Egoisten haben keine Vorbilder, sie haben Idole: sie vergöttern echte Persönlichkeiten, können aber selbst keine werden, da sie in den Wünschen, Umständen und früheren Kränkungen des Ego gefangen sind.


1. Echte Persönlichkeiten ziehen sich regressiv ins Ego zurück, was, je nach Reife, vom Selbstmitleid bis zur Selbstfürsorge reichen kann.

Das höhere Selbst eines unreifen Ichs ist ein Gott religiösen Glaubens. Ein reifes Ich hat ein differenziertes Gottesbild: zumindest ist Gott für eine reife Person kein einfach noch größeres und mächtigeres Ich. Auch Zustände wie das Nirwana, das nicht einfach Nichts, sondern erhabene Perspektivlosigkeit bedeutet, können zum höheren Selbst werden.

 

0. Der Mystiker in der Perspektive der Nullten Person hat kein höheres Selbst mehr, darum strebt er nicht, sondern ist im Hier und Jetzt, vollkommen bei sich.

Der Regressionsrückzug des Mystikers geht in ein Ich, entweder frei gewählt und lustvoll oder erzwungen und dann mit Zorn verbunden: Zwangsidentifikation mit der überwundenen Subjektivität (die am schwersten zu überwinden ist) kann die Angst, aus der Perspektive der Nullten Person herauszufallen, auslösen. Deshalb ist den Mystikern die Achtsamkeit so wichtig und darum gehören Achtsamkeitsübungen zu ihren Hauptbeschäftigungen.


Sonntag, 6. April 2025

Entsorgniserregend





Die gängig-geläufige Konstruktion sozialer Realität entspricht den Bedürfnissen von Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung:


  • Egoistische Motivation als Letztbegründung zwischenmenschlichen Handelns (Selbstimmanenz)
  • Total(itär)e Weltimmanenz
  • Primat der Gesellschaft (Narzissten brauchen Publikum). Beispiel: Religion darf die einzelne Person relativieren, aber niemals das Soziale transzendieren (das hieße dann Fanatismus)


Wahre Realität (Wirklichkeit) erschließt sich durch persönliche Erfahrung, nicht durch soziale Konventionen. Eine Gesellschaft, die das Gegenteil behauptet, ist krank.


Samstag, 11. Januar 2025

Nackte Singularitäten

 



Eine nackte Singularität ist unmöglich (sonst passiert der Urknall); das solipsistische Selbst hat, wie der Narzisst, es nur mit "internen Objekten" zu tun: die empirische Realität ist für den Solipsisten (logisch) bzw. für den Narzissten (psychologisch) intrapsychisch. Technisch betrachtet, ist alles scheinbar Äußere zwangsläufig intrapsychisch (Kant: "allgemein subjektiv"), aber wenn die Versicherung, dass das der Erscheinung entsprechende aber nicht unmittelbar erfahrbare Ding an sich extrapsychisch, unabhängig vom Subjekt, existiert, nur durch die Denkstrukturen des Subjekts gewährleistet wird (transzendentale Ästhetik, transzendentale Logik), liegt dieser "kritischen" Metaphysik nur das Postulat von der Identität von Denken und Sein zugrunde: etwas ist, weil es gedacht wird (ausgeschmückt: "Etwas ist, weil es mit logischer Notwendigkeit gedacht wird"; es macht aber keinen Unterschied, ob eine Seinsbehauptung logisch begründet oder beliebig vorgestellt wird: der Fehler ist derselbe wie im ontologischen Gottesbeweis).

Die Wahrheit über das Bewusstsein ist, dass es singulär ist. So wie wir in der Empirie keine nackten Singularitäten beobachten können, können wir das reine singuläre Bewusstsein nicht erkennen, und verallgemeinern die singulären Selbste als abstrakte Subjekte, denen wir ontologische Gleichheit unterstellen, so wie ich in diesem Satz unzulässigerweise "wir" sage. Unimittelbarer Erfahrung nach ist das Selbst singulär, das psychosozial angepasste Ich ist ein Konstrukt des Selbst, das "erkennende Subjekt" wird ebenso vom Selbst konstruiert. Das Selbst kann kein Objekt werden, als Subjekt ist es kein dingliches, sondern ein prozessuales Objekt. Das macht zwar den ontologischen Unterschied zwischen Sein und Seiendem deutlich, besagt aber nur, dass das Sein etwas nur durch sein Sein Seiendes sei, womit es die nackte Singularität des Selbst durch eine Abstraktion verschleiert.

"Seiendes ist" (Parmenides) schließt auch "Nicht objektivierbar Seiendes ist" und somit "Prozessual Seiendes ist" bzw. "Alles fließt" (Heraklit) mit ein. Das Selbst ist vorseiend, vorlogisch, vorsozial, vorpsychologisch: das Selbst ist transzendental Seiendes, die singuläre Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung des Bewusstseins. Jede darüber hinausgehende Selbstidentifikation ist eine Konstruktion.

Bewusstsein, Logik, Empirie

 



Wenn etwas logisch verboten ist, aber empirisch möglich, zeigt es, dass der Betrachter nicht über die Gesamtkenntnis der Naturgesetze verfügt. Etwas nicht den Gesetzen der Logik Widersprechendes, aber  empirisch Unmögliches ist noch unproblematischer: nicht jede mathematische Struktur ist physikalisch realisierbar, mit der Komplexität der Physik (eine höhere Komplexitätsstufe der Physik ist Chemie, eine noch höhere Biologie) steigt die Anzahl von logisch Möglichem aber empirisch Unmöglichem. 

Was logisch verboten und empirisch unmöglich ist, kann überhaupt nicht existieren. Die Logik ist, Empirie erscheint: die Logik ist das Denken selbst, die Empirie, was dem denkenden Subjekt erscheint. Die "Realität" (das Äußere) ist dem Subjekt ferner als die "Vorstellung" (das Innere). Aber auch im Denken unterscheidet sich das denkende Subjekt vom Gedachten: "Ich bin Ich" ist "wahrer" als "A ist A", denn es ist nicht nur wahr, weil es ein Gesetz des Denkens ausdrückt, sondern, weil es auch die unmittelbare Erfahrung des Bewusstseins wiedergibt.

Das Selbst im im Innern denkenden und nach Außen betrachtenden Subjekt ist vorempirisch und vorlogisch. Widersprechen Empirie oder Logik der Erfahrung des Bewusstseins, ist der Fehler in der Beobachtung oder im Denken, da das Bewusstsein selbst ursprünglicher, "wahrer" ist. 

Die Verabsolutierung der Erfahrung des Bewusstseins (Solipsismus) ist nicht selbstwidersprüchlich, ist logisch konsistent und empirisch möglich. Die Verabsolutierung des Denkens widerspricht der Erfahrung des Bewusstseins und macht aus singulären Subjekten ("Selbsten") identische geistige Dinge (in der rationalen Psychologie psychische Objekte: "Iche", sich selbst als Objekt betrachtende "Selbste"). 

Die Verabsolutierung der Empirie ist (wie Behaviorismus) bereits auf intuitiver Ebene wahnhaft ("Deinem Gesichtsausdruck nach bist du aufgeregt und fröhlich, und was fühle ich?"); soziologisch betrachtet muss sich der Charakter eines Menschen zwangsläufig seinem sozialen Status anpassen (anders nicht möglich), wenn das an der Tankstelle arbeitende Genie einen IQ von 160 hat, ist das ein Messfehler, das auf dem Weg zur Arbeit gelesene Buch von Kant ist Getue.