Donnerstag, 20. Juli 2017

Die Schuldigen





Wenn auf einen Übeltäter mehrere Verstrickte kommen, kann es keinen chirurgischen Kampf gegen die Bösen geben: es werden immer auch Unschuldige verletzt und getötet. Die Schuldigen sind nicht die, die gegen die Missstände kämpfen, sondern die Verstrickten. Wer mahnt, den Kampf aufzugeben, damit es keine Unschuldigen trifft, ist ein korrupter Heuchler. Der Frieden ist kein Selbstzweck; ein Frieden im Bösen ist ein Übel. 

Samstag, 15. Juli 2017

Vom Incel zum MGTOW





Wer erkennt, dass Rauchen ihm nur geschadet hat, wird bereuen, geraucht zu haben, und sich wünschen, er hätte nie geraucht. Wer zu "uncool" war, in der Jugend mit dem Rauchen anzufangen, wird sich als Erwachsener freuen, dass er nie geraucht hat. Es ist also besser, von Anfang an ein Nichtraucher gewesen zu sein.

Wer die "red pill" nimmt, wird bereuen, ein "mangina" gewesen zu sein, und sich wünschen, er wäre von Anfang an "MGTOW", und in dem Alter, indem er noch nicht "MGTOW" sein konnte, ein "incel". Wer ein "incel" war, und die "red pill" genommen hat, freut sich im Nachhinein, schon wie ein "MGTOW" gelebt zu haben, als er noch keiner war. Es ist besser, als "incel" "MGTOW" zu werden, weil man nichts zu bereuen hätte.

Wer meint, man muss Sex und Beziehungen gehabt haben, um sich "MGTOW" nennen zu dürfen, ist ein verkappter "mangina", der den Wert eines Mannes in seinem Erfolg bei Frauen sieht; für eine solche Figur sind "incels" zu wertlos, um der "MGTOW-community" beizutreten. In Wahrheit ist ein solcher "mangina" ein wert(e)loser Hedonist, der das Produkt "Sex & Beziehungen" nicht mehr kauft, weil es ihm zu teuer geworden ist, oder weil die Risiken und Nebenwirkungen dieser Droge ihm zu hoch geworden sind. Er, nicht der frühere "incel", ist der sprichwörtliche Fuchs mit den sauren Trauben.

Donnerstag, 13. Juli 2017

Entfaltung und Scham





Was existiert, entfaltet sich. Existieren bedeutet, außer sich sein, sich entäußern. Dies gilt, solange das Existierende über kein Bewusstsein seiner Existenz (in Gefühlssprache: Scham) verfügt. Ein seiner Selbst bewusstes Wesen muss sich nicht mehr entäußern. Darum konnte ein Recht auf die Entfaltung der Persönlichkeit formuliert werden, denn die Persönlichkeit kann auch nicht entfaltet werden, - was sich aber mit einer Naturnotwendigkeit vollzieht, kann weder verrechtlicht noch verboten werden.

Wo das Recht auf Meinungsfreiheit gilt, muss nicht jeder dauernd quatschen. Das Äußern einer Meinung, der Selbstausdruck, kann auch unterlassen werden. Worte sind nicht wie Pisse, die sich auch gegen den Willen ihren Weg bahnen kann; Selbstmitteilung ist nicht wie Ausatmen, an dessen Behinderung man ersticken kann.

Im Zweifel gilt: schweigen! Nicht erst, wenn man nichts zu sagen hat, denn auch wenn man etwas zu sagen hat, ist es oft die damit verbundene Selbstentblößung und die Aufmerksamkeit anderer nicht wert. Erst wenn man Wichtiges zu sagen hat, sollte man reden, - dann aber aus reiner Pflicht, das Gesagtwerdenmüssende zu sagen, und nicht, um durch das Gesagte auf sich selbst aufmerksam zu machen. 

Dienstag, 11. Juli 2017

Unerfülltes Leben





Was, wenn mein Festhalten an Gott, Freiheit und Unsterblichkeit nur ein Protest dagegen ist, im Leben zu kurz gekommen zu sein? Was, wenn ich aus Mangel an Möglichkeiten, ein glückliches Leben zu leben, an eine kosmische Gerechtigkeit glaube, die es, rational gesehen, aber nicht gibt? Was ich glaube oder nicht ist im ontologischen Sinne egal, ebenso wie es egal ist, ob ich enttäuscht oder verbittert, rachsüchtig oder verzweifelt bin. Die einzige wichtige Frage ist: gibt es ein Leben nach dem Tod oder nicht? Wenn nicht, warum soll ich dann mich an eine weltliche Autorität wenden und flehen: “Meister, lehre mich, wie ich nun leben soll!” - denn wenn nach dem Tod nichts mehr kommt, dann ändert sich der Wert des Lebens vor dem Tod mitnichten: dieses Leben ist mühsam, dreckig, ungerecht, hässlich, geistlos und leer. 


Wer ein relativ glückliches, d.h. nicht völlig beschissenes Leben hatte, kann es nicht in den Tod mitnehmen. Und auch ein schlechtes Leben, d. h. ein für diese Welt typisches, kann man nicht mitnehmen, wenn danach einfach nichts ist. Wer ein entsetzliches Schicksal hatte, wird nicht in alle Ewigkeit an seinen Erinnerungen leiden, und genausowenig wird ein Glückspilz im Jenseits ewig von seinen schönen Erinnerungen zehren können, wenn es kein Jenseits gibt. Wenn es kein Leben nach dem Tod gibt, ist das ewige Nichts, das kommt, für den Unglücklichen eine Erlösung, - und es gibt keinen einzigen Grund, weiter am Leben zu bleiben. 

Es gibt also keinen Grund, die Hoffnung auf Kants moralische Welt aufzugeben, denn sollte sie sich nicht erfüllen, wäre das nichtige hedonistische Glück, das man sich aus moralischen Gründen versagt hätte, angesichts der Endgültigkeit des Todes kein Verlust. Ein Hinterherjagen nach dem kargen Glück in einem trostlosen Leben zum Tode ließe mich am Ende nicht nur verzweifelt und verbittert, sondern auch in größter Selbstverachtung zurück. Das Nichts nach dem Tod würde zwar auch die moralische Katastrophe ungeschehen machen, aber ich ziehe es vor, reinen Gewissens und erhobenen Hauptes in den Tod zu gehen.

Montag, 10. Juli 2017

Niedere Geilheit





Eine Frau, die einen Frosch küsst, weil sie hofft, er sei ein verzauberter Prinz, verhält sich äußerst verdächtig, denn wer könnte die edelsten Pralinen genießen, nachdem ihm ein ekliges Insekt in den Mund geflogen ist? Es geht, fürchte ich, nicht um die Verwandlung in einen Prinzen, sondern um den Frosch selbst. Wenn die Frau, die den Prinzen will, insgeheim hofft, dafür den Frosch küssen zu müssen, dann offenbart sie, dass der Prinz nur eine Ausrede ist, um den Frosch küssen zu können, ohne als kakophil pervers zu erscheinen. Und sie wird enttäuscht sein, wenn der ersehnte Prinz nicht als Frosch zu ihr kommt. Sie wird gegen "Oberflächlichkeit" revoltieren, und dem Prinzen den Eber im Suhlloch vorziehen.

Samstag, 8. Juli 2017

Kinder sind ihre eigene Zukunft





In der Menschheitsgeschichte gab es fast immer und überall auf der Welt zu viele Kinder, viele überlebten nicht, scheißegal, die, die überlebten, waren immer noch zu viele. Kinder wurden wie Waren gehandelt, versklavt, verheizt, manchmal gegessen. Kinder waren selten ein liebreizender Anblick, und auch heute sind Kinder in der Regel kleine Ekel, - vielleicht ein schlauer Trick der Natur, um die sexuelle Attraktivität der Kinder für Erwachsene zu mindern. Manche Tierjungen wälzen sich instinktiv im Dung, um von adulten Tieren derselben Art nicht verspeist zu werden.

Die meisten Kinder in der Geschichte der Menschheit kannten nie etwas anderes als Vernachlässigung, die noch das mildeste Schicksal war, - neben Gewalt, Sklaverei und sexueller Ausbeutung. Tiere gelten heute noch juristisch als Sachen, früher wurden auch Kinder so behandelt. Kinder sind ein billiger nachwachsender Rohstoff, und sie gewannen für die Erwachsenen erst an Wert, als sie aufgrund moderner Lebensverhältnisse immer weniger werden mussten. Heute darf kein Kind mehr unbeaufsichtigt draußen spielen, denn der Nachbar könnte ein Perverser sein. Verteilte man Kindern früher fröhlich Hiebe, benutzt man sie heute als Generatoren für Liebe: das überbehütete Kind soll die Eltern glücklich machen.

Was ist die Zukunft der Kindheit? Die Familie ist nicht mehr zeitgemäß. Es ist nicht mehr zumutbar, Kinder per Zufallsprinzip bei Psychopathen oder Alkoholikern, Eltern durch Unfall und Workaholikern aufwachsen zu lassen. Die bestmögliche Förderung wird Kindern durch Erwachsene zuteil, die dafür qualifiziert sind, mit Kindern umzugehen, und denen Kinder nicht scheißegal sind. Die Freiheit ist immer die Freiheit der Machtlosen. Die Freiheit der Kinder muss eine Freiheit von Zufallseltern sein, die Kinder als Verlängerung ihrer selbst sehen, oder als Sinnersatz missbrauchen, und erst recht eine Freiheit von Eltern, die zwar in biologischen, aber nicht in menschlichen Begriffen Eltern sind.