Dienstag, 10. Oktober 2017

Unter Schwachen





Stark ist, wer einen starken Willen hat, da der Wille der Persönlichkeit inhärent ist, und alle anderen Arten der Stärke der Person äußerlich sind. Wer als Starker unter Schwachen sozialisiert wird, wird für sämtliche Entfaltungen seiner Stärke bestraft, und für Schwäche und Folgsamkeit belohnt. Dadurch entwickelt er Schuldgefühle, und unterdrückt in der Folge seine Stärke, um ihnen zu entkommen. Er fühlt sich in der Opferrolle erniedrigt, jedoch nicht schuldig, und da für ihn Schuld am schwersten wiegt (bei wem es nicht so ist, der hält seine Frechheit und Schamlosigkeit für Stärke), wird er die Demütigung ertragen und in die (männliche Unterdrückungs- , nicht weibliche Stimmungs-) Depression geraten. Der Ausweg ist die Erkenntnis der Sklavenmoral, der er als Kind ausgesetzt wurde; das Ziel ist eine gesunde Selbstbejahung.

Besser, stärker oder glücklicher zu sein als andere gilt der Sklavenmoral als die größte Sünde; in Wahrheit macht sich nur der schuldig, der Böses tut. Wer klüger oder fähiger oder lebensfroher ist als andere, schuldet anderen nichts, - wenn er sich dafür schuldig fühlt, ist das durch die Sozialisierung in der Sklavenmoral verursacht. Gesunde Selbstbejahung einer moralischen Persönlichkeit ist nicht rücksichtslos, sondern gehört zum moralisch Guten; gleichwohl wird diese als Egoismus und Rücksichtslosigkeit von den Schwachen gewertet.