Donnerstag, 27. September 2018

Die Nutte und der Scheißkerl





Die Evolution plant nicht, und überlässt doch nichts dem Zufall. Ist eine Frau zu schön, zu süß, zu liebreizend, sinkt ihre sexuelle Attraktivität (außer für Affen) dramatisch, und sie bekommt haufenweise Liebesbriefe, aber kein Kind. Ist ein Mann zu schön, - die Legende vom Narziss ist jedem bekannt. Jetzt kehren wir die Sicht nach Innen: ist ein Mann zu verantwortungsbewusst, hindert ihn sein Gewissen daran, Nachkommen zu produzieren, da er den sinnlosen ewiggleichen Kampf ums Überleben vielleicht hinterfotzigen Arbeitskollegen, aber niemals einem schuld- und hilflosen Kind zumuten würde; ist eine Frau zu edel, zu intelligent, zu anspruchsvoll, wird sie sich zu schade, Eier auszubrüten, und denkt ebenfalls kritisch über den Sinn der Kinderzeugung nach. 

Die Nutte und der Scheißkerl sind die Gewinner der Evolution: gedankenlos ihren Trieben freien Lauf lassend, erhalten sie die Menschheit am Leben: die Getriebenen sind die treibende Kraft. Vorsicht ist aber vor dem übermäßigen Tüchtigsein im Schlechten geboten: die sterile Hure und der destruktive Schurke sind Schüsse weit übers Ziel hinaus, - ein erfolgreicher Struggler for life muss nicht böse sein, sondern bloß dreckig, verdorben, und der Dreck sorgt zudem für ein gesundes Immunsystem - wie in physiologischer, so auch in moralischer Hinsicht.

Mittwoch, 26. September 2018

Religiös begründete Verstümmelung





Rituelle Handlungen dürfen in einem laizistischen Staat ausschließlich symbolischer Art sein: jede legale Gewaltausübung muss, vom Gesetzgeber legitimiert, die Rechte des Individuums schützen, und dem Gemeinwohl dienen. Polizisten dürfen auf Räuber schießen, Diebe dürfen ihrer Freiheit gefängnisaufenthalshalber beraubt werden. Das Individuum darf ausschließlich Gegengewalt ausüben, aber keine Gewalt: das Recht auf Notwehr und Nothilfe ist essentiell für die Integrität der Person.

Gewalt im Namen der Religion fällt unter Kriminalität. So ist Lynchjustiz, Steinigung, Hexenverbrennung trockenerweise Mord, und kein gottgefälliges Handeln. Aber auch das Auspeitschen der Kinder durch Eltern oder Pfarrer aus religiösen Gründen ist ein krimineller Akt. Fernerhin dürfen Eltern, die, sagen wir mal, der Religionsgemeinschaft der Nasenringler angehören, ihren Kleinkindern nicht die Ohrläppchen abschneiden lassen, weil diese womöglich später das in jener Religion strengstens verbotene Tragen von Ohrringen ermöglichen.

Es ist eine Frage der Trennung von Staat und Kirche, ob Menschenrechte aus religiösen Gründen verletzt werden dürfen oder nicht: wenn nicht, handelt es sich um einen Rechtsstaat (der notwendigerweise auch laizistisch ist), wenn ja, dann handelt es sich um einen "Gottesstaat", oder, um Euphemismen zu vermeiden, um eine Barbarei.





Dienstag, 18. September 2018

Geheimnisvolle Dummheit





Sich vorzustellen, wie es ist, dumm zu sein, ist für einen intelligenten Menschen genauso unmöglich, wie etwas auf Kommando zu vergessen. Nicht zuletzt deshalb sind intelligente Menschen auf dem Dummheitsauge blind und neigen unmittelbar dazu, andere Menschen intellektuell zu überschätzen. Für einen Halbklugen ist das Nichteinverstandensein mit seiner Meinung ein sicheres Kriterium der Dummheit, weshalb ihm Genies und Idioten gleich dumm vorkommen. Im seligen Zustand der Dummheit hat die Letztere kein Gegenpol, weshalb absolute Dummheit subjektiv als Allwissenheit erlebt wird. (Sobald die Unmittelbarkeit aufgehoben, wird die Dummheit erkannt; ein bloss subjektiver Blick kann die Dummheit so wenig sehen, wie das Nichts mit blossem Auge gesehen werden kann).

Sonntag, 9. September 2018

Menschenzoo





Wenn mit dem Verweis auf die Ergebnisse der Hirnforschung der freie Wille und somit die Zurechnungsfähigkeit negiert wird, dann stellt man fest, dass Menschen nicht in der Lage sind, die damit einhergehenden Pflichten zu erfüllen. Daraus hat nicht die Straflosigkeit sämtlicher Verbrechen zu folgen, sondern die Wegnahme aller mit den unerfüllbaren Pflichten einhergehenden Rechte. In der Konsequenz müssen wir die freiheitliche Gesellschaft Freiheitsunfähiger mit einem von der künstlichen Intelligenz betriebenen Menschenzoo ersetzen.

Freitag, 7. September 2018

Nur der Schlechtere will Gleichheit





Für den naiven Alltagsverstand oder die neidische Mediokrität scheint die Behauptung des moralischen Menschen, etwas besseres zu sein, nach dem Prinzip der sauren Trauben zu erfolgen. Wer keinen weltlichen Erfolg hat und in Paarungsangelegenheiten dauerhaft einsam ist, ist scheinbar ein Loser, also schlechter, und nicht besser, als der Mittelmäßige. Den Loser als Typus gibt es ja tatsächlich, nur kann dieser nicht ernsthaft behaupten, etwas besseres zu sein, gerade weil er ein Loser ist und durch seine Selbsterhöhung erst recht als solcher auffällt. Nein, der Schlechtere behauptet nicht sein Bessersein, sondern die Gleichheit aller. Und wer ostentativ die Gleichheit aller Menschen behauptet, tut es in der Regel im Bewusstsein, der Schlechtere zu sein.

Wer tatsächlich ein besserer Mensch ist, hat es einerseits schwer, sich an die Mediokrität oder Schlechtigkeit anderer anzupassen, und kann andererseits seine Prinzipien für den weltlichen Erfolg und seine moralischen Mindestansprüche für das Überwinden der Einsamkeit nicht aufgeben. Im Gegensatz zum Loser lebt der Bessere unabhängig und selbstbestimmt sein Leben, und verbittert nicht im Neid und Ressentiment. Weil er der Bessere ist, und weil das Bessersein ihn viel kostet (der Preis dafür ist in der Regel Einsamkeit und weltlicher Misserfolg), will er auch nicht mit schlechteren als er selbst gleich gestellt werden. Behauptet er dennoch Gleichheit, dann nur gönnerhaft und aus sicherer Überlegenheit heraus.

Kann nur der mediokre Mensch in dieser Welt glücklich werden, wenn der Bessere sein Bessersein teuer erkaufen muss, und der Schlechtere in Frust und Ressentiment verzweifelt?