Samstag, 23. November 2019
Die Sonne ist weiblich
Dass der Mond in der deutschen Sprache männlich und die Sonne weiblich ist, sorgt bei gebildeten Ein- und allen Ausheimischen gemeiniglich für kulturelles Befremden, doch so wahrheitsfremd ist diese sprachontologische Bestimmung durchaus mitnichten. Was ist denn die Sonne? Sie ist ein lichter Punkt, ein endliches, erscheinendes und scheinendes Objekt. Das Licht der Sonne offenbart die Schönheit der Natur und des Mädchens, die Sonne selbst ist das absolute Mädchen, das Göttliche als die scheinende Schönheit selbst. So schön, dass man sie nicht angucken kann, aber sehen kann man sie. Die Sonne ist keine chthonisch-weibliche Göttin, nicht materiell-mütterlich, sondern geistig-mädchenhaft. Du kannst die Sonne auch nicht beflecken; wer ein Mädchen sexuell missbraucht, kommt nach dem Ende seines irdischen Lebens in die Hölle, wer der Sonne in wollüstiger Absicht näher kommt, verbrennt unmittelbar.
Der ewige blaue Himmel ist unendlich und apophatisch. Er ist die Schellingsche reine Potenz des Vaters. Der Himmel hat keine Grenzen, lässt sich nicht definieren. Der Himmel ist Gott. Für die Primitiven ist Gott offenbar und mächtig, ein bestimmter Gott. Für die Gelehrten ist Gott offenbar, aber verschleiert. Für die Philosophen ist Gott unerkennbar, unerreichbar für die menschliche Vernunft. Für die Mystiker ist Gott unerkennbar und darüber hinaus; es wäre zu anmaßend, zu sagen, Gott wäre unerkennbar, denn dann würde die Vernunft Gott auf negative Art definieren, begrenzen. Gott ist unerkennbar und da als das ungeschaffene ewige Licht, wahr als der unendliche Himmel, schön als das absolute Mädchen, die Sonne, und gut als die weder mit den Sinnen noch mit der Vernunft, sondern nur mit dem Herzen erfahrbare reine Liebe.