Dienstag, 10. November 2020

SSH: TWD S2E7/3

 

 

 

Rick soll sauber bleiben und Shane die Drecksarbeit machen, dafür braucht Lori Shane, und deshalb manipuliert sie ihn dahingehend, dass er die Gruppe nicht verlassen kann. Wenn Shane Rick vorwirft, dass dieser seine Frau nicht beschützen kann, so sind das nicht seine eigenen Worte: Lori manipuliert Shane dazu, das Rick zu sagen, und am Ende auch wirklich selbst zu denken. Sie lässt ihn eine auf Angst basierte Lüge so lange wiederholen, bis er sie selber glaubt.

Keiner interessiert sich, was mit Shane los ist, nachdem er mit Otis gegangen und ohne Otis gekommen ist. Nur Dale bemerkt, dass mit Shane etwas nicht stimmt, aber dieser alte Gamma ist nicht um das Wohlergehen von Shane besorgt, sondern will ihn "entlarven". Grundsätzlich will der Gamma den Alpha immer "entlarven", Fehler und Sünden bei ihm entdecken, die er vorher in ihn projiziert. Ist der Gamma in einer Machtposition, so kommt es zu einer selbsterfüllenden Prophezeihung: er sorgt durch seine Machenschaften dafür, dass der Gehasste tatsächlich die Fehler macht, die der Gehässige ihm vorwirft.

Lori ist eine Bigamistin, die mit einem doppelten bzw. gespaltenen Alpha zusammenlebt: dem vorzeigbaren Rick und dem dreckigen Shane, der gewissermaßen Ricks jungianischer Schatten ist. Wenn Shane die Gruppe verlässt, muss Rick auch die Drecksarbeit erledigen, fürs Überleben der Gruppe Menschen töten, und das verursacht emotionale Kosten für die Paarbeziehung. Mit Rick spielt Lori heile Familie, Shane ist der Bad Boy, den sie lovebombt, wenn sie seine Hilfe braucht. Das Lovebombing ist ein für Narzissten typisches Verhalten, das den emotionalen Selbstschutz des Opfers neutralisieren soll, um dieses gefügig zu machen. Oft reichen nur Andeutungen (z. B. dass Lori vielleicht gar nicht mit Ricks Kind schwanger ist), um Shane emotional zu manipulieren.

Der extrovertierte Shane ist insofern schwächer als der intovertierte Rick, als dass er eben zu sehr von äußerem emotionalen Input abhängt, und dadurch zu unüberlegt und zu schnell handelt. Rick lässt sich Zeit und damit mehr Optionen, er kann nicht durch eine Situation zu einer bestimmten Handlungsweise gezwungen werden; auf der Freiheitsskala ist der Extrovertierte mehr von äußeren Umständen determiniert, der Introvertierte von äußeren Einflüssen eher frei.

Nach der Erweckungsaktion durch Shane ist Rick nicht dazu verdammt, mit Shane um den Anführerstatus zu kämpfen, zumal Shane diesen bereitwillig wieder abgibt, und gar nicht die Gruppe anführen will, sondern nur, dass Rick die richtigen Entscheidungen trifft. Shane ist bereit, der positive Beta, der Bravo für den introvertierten Alpha Rick zu sein, und bewährt sich damit abermals als sein bester Freund.