Freitag, 29. Januar 2021

Vice Versus Virtue: INTJ

 

 

Das Hauptlaster eines INTJ ist Paranoia (Ni-Fi-Loop). Die Haupttugend ist Vertrauen. Vertrauen als Tugend? Wie kann in der Tugend-Laster-Dichotomie über Vertrauen gesprochen werden? Die Tugend eines ISFJ ist Glaube. Das ist ein Verhältnis zur Transzendenz; genauso ist es mit dem Vertrauen: es handelt sich hier vor allem um Gottvertrauen.

Der ISFJ-Sicherheitsmensch glaubt an Gott als seinen Hirten. Das Verhältnis eines INTJ-Willensmenschen zu Gott ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe, Gott selbst ist INTJ. INTJness ist Göttlichkeit (natürlich nur in ihrer Vollkommenheit; Buddha, der vollkommene Mensch, war ein INTJ). Der INTJ glaubt nicht an Gott, er vertraut Gott wie einem Freund oder Lebenspartner. Gott ist für den INTJ kein Vater, ein reifer INTJ ist erwachsen.

Ein unreifer, lasterhafter INTJ ist paranoid gegenüber Gott. Lenin, ein INTJ, soll angeblich gesagt haben: „Ich bin ein persönlicher Feind Gottes“. Ein INTJ kann kein Atheist sein: dass es Gott gibt, ist durch seine eigene Anlage zur Göttlichkeit gewiss. Ein INTJ kann aber Antitheist sein und Gott zum Feind haben.

Die Lebensaufgabe eines INTJ ist zu lernen, Gott zu vertrauen. Wer Gott nicht vertraut, verneint, dass Gott gut ist, und wünscht daher die Vernichtung seiner ganzen Schöpfung (Si demon: die größten individuell, nicht idealistisch motivierten Vernichter waren INTJs; auch die mächtigsten Filmschurken sind aus demselben, den Autoren nicht immer bekannten Grund, INTJ-Charaktere).

VVV 0: Wie tickt ein ENFP?

 

 

Fi parent/Ti trickster

Interessant zu beobachten, dass ENFPs Wert darauf legen, "unterschätzt" zu sein. Dabei fällt auf, dass sie eher andere unterschätzen (und sich selbst vielleicht überschätzen?) Wer andere unterschätzt, wird auch befürchten, selbst von anderen unterschätzt zu werden.

ESFPs neigen zur Selbstüberschätzung ohne die Selbstversicherung, unterschätzt zu sein. Insofern sind sie zusammen mit den ESTPs der extravertierteste Typ nach MBTI.

Durch die Funktion Fi parent gehen ENFPs und ESFPs automatisch davon aus, gute Menschen zu sein; der Realitätscheck bleibt aufgrund des Ti tricksters aus, logische Selbstreflexion findet nicht statt. Externe Beschämung (Fe critic) funktioniert aber als Mittel der Kritik.

Dabei ist wiederum der Unterschied bemerkbar, dass ESFPs durchaus kapieren, dass sie anderen auf den Sack gehen (Souveränität durch Se hero), ENFPs aber nehmen negatives Feedback übel (Si inferior).


Ne hero/Si inferior

Ein ENFP lebt auf der Achse extravertierte Intution – introvertierte Sinnlichkeit. Mit extravertierter Intuition fühlt der Künster sein Publikum, ahnt der Geschäftsmann den Willen seines Kunden, interpretiert der psychisch Instabile Absichten in das Verhalten anderer hinein. In der introvertierten Sinnlichkeit werden Erfahrungen verarbeitet und gespeichert. Wenn Te child, extravertiertes Denken als child function, aufgrund mangelnder oder durchschnittlicher Intelligenz sich in der Außenwelt nicht durchsetzen kann, gerät die Achse Fühlen-Denken in den Hintergrund und das Leben spielt sich auf der Achse Intuition-Sinnlichkeit ab.

Um zu verdeutlichen, was einen ENFP zu einen emotional eschöpfenden Mitmenschen macht, ein konträres Gegenteil: Wenn du nicht weißt, ob ein INTJ dich mag oder nicht, hast du einfach nicht gefragt: die lange Achse introvertierte Intution – extravertierte Sinnlichkeit (Willenskraft/Empirie) sorgt dafür, das man weiß, was man will, Te parent/Ti critic sorgen für gnadenlose Ehrlichkeit mit sich selbst und anderen, Fi child hat zu starke moralische Prinzipien, um manipulativ zu sein. Ein INTJ, wenn er dich nicht mag, wird dir sagen, warum, was davon dein Fehler ist und was auf seiner subjektiven Wahrnehmung beruht, und dir sogar einen Rat geben, wie du besser werden kannst. INTJs sind an Mitmenschen trotz äußerer Kälte und Zurückgezogenheit erstens wirklich interessiert, und zweitens vor allem an deren Individualität und Persönlichkeit. Damit bleibt weng Spielraum für viele Kontakte, da Quality Time mit wenigen Menschen, die man besonders schätzt, priorisiert wird.

Ein ENFP ist, besonders bei schwachem Fi parent (introvertiertes Fühlen als Kontrollfunktion: Moral, Werte, Empathie), die Bleibhier-Gehweg Art von Mensch und bringt andere immer wieder in Doublebind-Situationen. Ein ENFP hat Angst, verlassen zu werden, und tut zugleich alles dafür, dass sich der Andere von ihm abwenden muss, um nicht emotional erschöpft, im Extremfall zerstört zu werden. Es handelt sich hier nicht um eine psychische Störung, sondern um normales (wenngleich unreifes) ENFP-Verhalten. Der Grund für dieses destruktive und beziehungsunfähige Verhalten ist, dass andere Menschen dem ENFP nicht wirklich viel bedeuten: es geht nicht um dich, sondern um die Erfahrung mit dir. Was ein ENFP aber schon erfahren hat, interessiert nicht mehr, weil es langweilig ist. In diesem Sinne sind ESFP und ENFP die oberflächlichsten Charaktertypen: es geht um sinnliches bzw. emoitionales sensation seeking.

Dass Menschen, die einfach nur etwas erleben wollen, andere durch ihr Verhalten nicht verletzten, liegt daran, dass sie sofort als oberflächlich abgestempelt werden (was bei einem unreifen ESFP auch der Fall ist), und nicht als tiefgründige und interessante Persönlichkeiten erscheinen wie die ENFPs. Einerseits sind daher jeder Art Beziehungen, insbesondere Freundschaften, wo es weder um eine Funktionsgemeinschaft noch um eine Sexualpartnerschaft geht, zum Scheitern verurteilt, andererseits gerät der ENFP in eine Anspruchshaltung, was Treue, Vertrauen und Loyalität betrifft, und erwartet das, was seinem Wesen nach auf Gegenseitigkeit beruht, als einseitiges Geschenk. Daher auch die Einstellung „Du bist ein schlechter Mensch, wenn du nicht gut zu mir bist, da ich gut zu anderen Menschen bin“, weil der ENFP sich automatisch und leistungslos, per default, für einen guten Menschen hält.   


Der ENFP-Katalysator

Bei einem hypothetisch angenommenen Seelenverwandten ist die Empfindung: "Dich habe ich mein ganzes Leben lang gesucht!", "Und ich empfinde genauso für dich!" Der ENFP-Tornado ist, wahrscheinlich vor allem für extrem introvertierte Charaktertypen, ein Katalysator dieser Empfindung.

Seichtere Charaktere sehen in der ausgeprägten ENFP-Persönlichkeit sofort einen Seelenverwandten, dabei stoßen sie beim ENFP, der gar nicht den Menschen, sondern die Erfahrung mag/sucht/will, auf wenig Gegenliebe; sie fangen an zu klammern und gehen dem ENFP tierisch auf den Sack.

Ich als INTJ verspüre nach der ENFP-Begegnung jedesmal den Wunsch, einen echten Seelenverwandten zu finden; der ENFP-Gefühlstornado bringt die tief in meiner eiskalt rationalen Persönlichkeitsstruktur versteckte Emotionalität hervor, die dann eine Entfaltungsmöglichkeit sucht und in deren Ermangelung platonische Liebe für den ENFP als Quelle dieser Erfahrung entwickelt; mir zu unterstellen, ich sei direkt in den ENFP verliebt, geht mir als INTJ tierisch auf den Sack.

 

VVV -1: Erkenntnisse eines INTJ

 

 

Ni-Fi-Loop

Auch bekannt als INTJ-Paranoia. Der INTJ-Charaktertyp vereint gleich vier autonome Präferenzen: Introversion, Intuition, Denken und Werten; die Temperamenttemperatur ist die kälteste (-4)*. Introvertierte Intuition ist die dominante Funktion (Ni hero). Die zweite Funktion ist eigentlich extravertiertes Denken (Te parent), diese wird aber nach der dritten Funktion (introvertiertes Fühlen: Fi child) entwickelt, in der Regel in den späten 20-ern. Bis dahin verbleibt der bis zur Schizoidie introvertierte INTJ in einem Ni-Fi-Loop: die erste und die dritte Funktion, beide introvertiert, verstärken sich gegenseitig und führen zu emotionaler Verschlossenheit gegenüber Mitmenschen und zu Paranoia.

Wenn die extravertiere Funktion Te parent (extravertiertes Denken) entwickelt ist, ist die Paranoia noch lange nicht vorbei, es sei denn der INTJ hatte überwiegend gute Erfahrungen in seiner Kindheit und Jugend. War dem nicht so, dann setzt die ausgereifte parent function Te alles daran, das innere Kind (Fi child) zu schützen. Fi child bekommt von Te parent Liebe, Ni hero bekommt Respekt. Die pessimistische parent function bestätigt die paranoide Tendenz im Ni-Fi-Loop, anstatt diese durch vernunftbasiertes und systemisches Denken auszugleichen. Ein INTJ mit schlechten Erfahrungen ist bis Ende 20 paranoid, danach ist er hyperparanoid. "You die a hero or you live long enough to become a villain" ist durchaus zutreffend für eine INTJ-Biographie, weshalb ein früher Tod manchmal das Beste ist.


Ti critic

Als high quality INTJ bzw. INTJ Sigma trete ich per default mit berechtigter Arroganz auf. Dennoch ist Demut die definierende Eigenschaft eures ergebenen Dieners. An einem Ort der Worte können mich nur kluge und weise Menschen für demütig halten, flachere Zeitgenossen, denen im Rahmen der Internetforen-Kommunikation meine Taten unsichtbar bleiben, können mich indes nur für einen arroganten selbstgerechten und womöglich sogar narzisstischen Menschen halten.

Doch Demut ist der Weg, auf dem ich der INTJ-Paranoia entkommen bin. Wenn Ni hero (introvertierte Intuition) und Fi child (introvertiertes Fühlen) auf schizoide Weise zusammenwirken, und dann noch von der extravertierten parent function Te (extravertiertes Denken) unterstützt werden, kann daraus nur ein welt- und menschenverachtender ultraparanioder Charakter werden. Idealerweise erzieht Te parent Fi child, doch wenn die Kindheits- und Jugenderfahrung durchgängig Fi-child-abuse war (z. B. narcissistic abuse), wird das innere Kind nicht erzogen, sondern aggressiv beschützt. Dann gibt Te parent dem misshandelten Kind automatisch recht, und ermutigt die Hauptfunktion Ni hero, zusammen mit Fi child als hohes Schloss des absoluten Guten gegen die schlechte Welt und die bösen Menschen in den heiligen Krieg zu ziehen.

Ti critic ist die grandparent function. Demut bedeutet, auf die Kritiker-Funktion zu hören, die Gegenfunktion der parent function. Ti ist introvertiertes Denken, weshalb ich zeitlebens für mein Fi child alte weise Männer als Großvaterfiguren gesucht habe. Ich habe meine moralische Selbstgerechtigkeit kritisch reflektiert und durch unermüdliche Übung in Demut den Ni-Fi-Loop durchbrochen. Dadurch bin ich nicht mehr paranoid, sondern kann vertrauen (nicht "wieder vertrauen", denn ein Urvertrauen hatte ich nie, es ist auch zweifelhaft, ob INTJs überhaupt mit Urvertrauen auf die Welt kommen). Durch eigene Erfahrung kann ich bestätigen, dass der Weg zum höheren Selbst nur durch wahre Demut beschritten werden kann; wer sein Leben behalten will, wird es verlieren; wer sein Leben aufgibt, wird das ewige Leben gewinnen (mit dem Leben ist hier konkret die eigene selbstsüchtige Vorstellung von eigenem Leben so wie es sein sollte gemeint; als ich auf die Welt kam, hatte ich mich auf ein anderes Leben vorbereitet, auf ein Leben in meiner Welt, nicht in einer fremden, in der es kein Zuhause für mich gibt, doch voller Demut sehe ich nunmehr ein, dass ich mich eines Zuhauses erst würdig erweisen muss).


Ne nemesis

Ich wusste immer, dass ich nach Hause will, und wo das ist, habe es aber nur gedacht und nicht gefühlt. An nur Gedachtem zweifelt man: es könnte auch ein Hirngespinst sein. Jetzt habe ich eine tief empfundene Gewissheit. Mein Ni hero ist durch einen emotionalen ENFP-Tornado seiner Ne nemesis begegnet ist daraus gestärkt hervorgegangen. Endlich kann ich an ein konkretes Jenseits glauben; der Si demon, der mit weltenvernichtender Gewalt drohte, um sich für die schlechten Erfahrungen zu rächen, wurde zum Si angel, der sich auf die kommenden guten Erfahrungen freut. Ich bin nur noch dankbar und glücklich.