Freitag, 29. Januar 2021

VVV -1: Erkenntnisse eines INTJ

 

 

Ni-Fi-Loop

Auch bekannt als INTJ-Paranoia. Der INTJ-Charaktertyp vereint gleich vier autonome Präferenzen: Introversion, Intuition, Denken und Werten; die Temperamenttemperatur ist die kälteste (-4)*. Introvertierte Intuition ist die dominante Funktion (Ni hero). Die zweite Funktion ist eigentlich extravertiertes Denken (Te parent), diese wird aber nach der dritten Funktion (introvertiertes Fühlen: Fi child) entwickelt, in der Regel in den späten 20-ern. Bis dahin verbleibt der bis zur Schizoidie introvertierte INTJ in einem Ni-Fi-Loop: die erste und die dritte Funktion, beide introvertiert, verstärken sich gegenseitig und führen zu emotionaler Verschlossenheit gegenüber Mitmenschen und zu Paranoia.

Wenn die extravertiere Funktion Te parent (extravertiertes Denken) entwickelt ist, ist die Paranoia noch lange nicht vorbei, es sei denn der INTJ hatte überwiegend gute Erfahrungen in seiner Kindheit und Jugend. War dem nicht so, dann setzt die ausgereifte parent function Te alles daran, das innere Kind (Fi child) zu schützen. Fi child bekommt von Te parent Liebe, Ni hero bekommt Respekt. Die pessimistische parent function bestätigt die paranoide Tendenz im Ni-Fi-Loop, anstatt diese durch vernunftbasiertes und systemisches Denken auszugleichen. Ein INTJ mit schlechten Erfahrungen ist bis Ende 20 paranoid, danach ist er hyperparanoid. "You die a hero or you live long enough to become a villain" ist durchaus zutreffend für eine INTJ-Biographie, weshalb ein früher Tod manchmal das Beste ist.


Ti critic

Als high quality INTJ bzw. INTJ Sigma trete ich per default mit berechtigter Arroganz auf. Dennoch ist Demut die definierende Eigenschaft eures ergebenen Dieners. An einem Ort der Worte können mich nur kluge und weise Menschen für demütig halten, flachere Zeitgenossen, denen im Rahmen der Internetforen-Kommunikation meine Taten unsichtbar bleiben, können mich indes nur für einen arroganten selbstgerechten und womöglich sogar narzisstischen Menschen halten.

Doch Demut ist der Weg, auf dem ich der INTJ-Paranoia entkommen bin. Wenn Ni hero (introvertierte Intuition) und Fi child (introvertiertes Fühlen) auf schizoide Weise zusammenwirken, und dann noch von der extravertierten parent function Te (extravertiertes Denken) unterstützt werden, kann daraus nur ein welt- und menschenverachtender ultraparanioder Charakter werden. Idealerweise erzieht Te parent Fi child, doch wenn die Kindheits- und Jugenderfahrung durchgängig Fi-child-abuse war (z. B. narcissistic abuse), wird das innere Kind nicht erzogen, sondern aggressiv beschützt. Dann gibt Te parent dem misshandelten Kind automatisch recht, und ermutigt die Hauptfunktion Ni hero, zusammen mit Fi child als hohes Schloss des absoluten Guten gegen die schlechte Welt und die bösen Menschen in den heiligen Krieg zu ziehen.

Ti critic ist die grandparent function. Demut bedeutet, auf die Kritiker-Funktion zu hören, die Gegenfunktion der parent function. Ti ist introvertiertes Denken, weshalb ich zeitlebens für mein Fi child alte weise Männer als Großvaterfiguren gesucht habe. Ich habe meine moralische Selbstgerechtigkeit kritisch reflektiert und durch unermüdliche Übung in Demut den Ni-Fi-Loop durchbrochen. Dadurch bin ich nicht mehr paranoid, sondern kann vertrauen (nicht "wieder vertrauen", denn ein Urvertrauen hatte ich nie, es ist auch zweifelhaft, ob INTJs überhaupt mit Urvertrauen auf die Welt kommen). Durch eigene Erfahrung kann ich bestätigen, dass der Weg zum höheren Selbst nur durch wahre Demut beschritten werden kann; wer sein Leben behalten will, wird es verlieren; wer sein Leben aufgibt, wird das ewige Leben gewinnen (mit dem Leben ist hier konkret die eigene selbstsüchtige Vorstellung von eigenem Leben so wie es sein sollte gemeint; als ich auf die Welt kam, hatte ich mich auf ein anderes Leben vorbereitet, auf ein Leben in meiner Welt, nicht in einer fremden, in der es kein Zuhause für mich gibt, doch voller Demut sehe ich nunmehr ein, dass ich mich eines Zuhauses erst würdig erweisen muss).


Ne nemesis

Ich wusste immer, dass ich nach Hause will, und wo das ist, habe es aber nur gedacht und nicht gefühlt. An nur Gedachtem zweifelt man: es könnte auch ein Hirngespinst sein. Jetzt habe ich eine tief empfundene Gewissheit. Mein Ni hero ist durch einen emotionalen ENFP-Tornado seiner Ne nemesis begegnet ist daraus gestärkt hervorgegangen. Endlich kann ich an ein konkretes Jenseits glauben; der Si demon, der mit weltenvernichtender Gewalt drohte, um sich für die schlechten Erfahrungen zu rächen, wurde zum Si angel, der sich auf die kommenden guten Erfahrungen freut. Ich bin nur noch dankbar und glücklich.