"Nichts
war im Verstande, was nicht vorher in den Sinnen war". Der Satz ist
Legende. Und noch legendärer die Antwort: "Außer dem Verstande selbst".
Locke wollte nichts gelten lassen, was auch in einem Gehirn im Tank
passieren könnte: der Rationalismus kann die Denkimmanenz nicht
durchbrechen. Doch Leibniz wusste, dass es unerlässlichst des Verstandes
bedurfte, um die empirische Mannigfaltigkeit zu deuten. Kant fällte
schließlich den Richterspruch der Vernunft, dass die Sinnlichkeit ohne
das Denken blind, und das Denken ohne das Material der Sinneseindrücke
leer sei.
Nur die sinnliche Wahrnehmung verbindet das Bewusstsein, scheinbar
unmittelbar, mit etwas außerhalb seiner selbst. Intuitive Wahrnehmung
ist interpersonal, also vermittelt. Schmerz und Begierde zeigen die
Sinnlichkeit als das existenziell Ursprüngliche. Und dieses
Ursprüngliche ist außen, während das Fühlen innen an der Außengrenze,
das Denken noch weiter im Inneren und die Intuition das Innerlichste
ist.
Eine Erinnerung an frühere In- und Reinkarnationen könnte, sofern für
möglich gehalten, nur durch Intuition geleistet werden, aber niemals
logisch bewiesen, ja nicht einmal rational behauptet werden. Die
wertenden Funktionen Denken und Fühlen kennen das Wissen, das Glauben
und das Meinen. Die wahrnehmende Intuition kennt das Ahnen, die
wahrnehmende Sinnlichkeit kennt die unmittelbare sinnliche Gewissheit,
die durch das Denken widerlegt (Hegels Phänomenologie des Geistes) und
durch das Fühlen bezweifelt wird (pyrrhonische Skepsis).