Freitag, 12. Mai 2017
Der gute Wille
Das Gute wahrhaft zu wollen, vereint die scheinbaren Gegensätze ästhetischer Egoismus und moralische Selbstaufopferung. Das Gute zu wollen bedeutet, das moralisch Gute und die Glückseligkeit als dessen Folge anzustreben. Jede Einseitigkeit macht das Gute unmöglich, und bewirkt vielmehr dessen Gegenteil.
Moralische Selbstaufopferung dirimiert sich in inszeniertes Leiden und moralisch legitimierte Gewalt; das Leiden wird zur selbst besorgten Höllenqual, die Gewalt lässt die gute Absicht in das Böse umschlagen. Ästhetischer Egoismus stellt das Profane über das Heilige, und hierdurch das Angenehme über das Schöne, wodurch wahre Glückseligkeit unmöglich wird, und jeder Glückszustand angesichts der Unerreichbarkeit vollkommenen Glücks in Leid umschlägt.