Donnerstag, 7. Dezember 2017
Gattung und Perversion
Als Perversionen gelten gewöhnlich alle Varianten der Sexualität, die nicht im Dienste der Gattung stehen. Dass Homosexualität heute in einigen Gesellschaften nicht mehr als Perversion gilt, ist eine große zivilisatorische Errungenschaft. Dass alle Moralität aus der Sexualität verbannt wurde, und Sexualität nur noch nach abstraktem Recht in legitime und illegitime unterteilt wird (als legitim gilt alles, was zwei oder mehrere mündige Personen aus freien Stücken miteinander vereinbaren), ist der eigentliche Sittenverfall der Moderne.
Die Gattung ist amoralisch, die privilegierte Sonderstellung der Heterosexualität entspringt keiner göttlichen, sondern bloß einer natürlichen Ordnung. Das Natürliche ist nicht heilig: es ist profan, amoralisch, nihilistisch. Wenn wir es bei natürlichen Bewertungskriterien belassen, und keine Moralität im Sinne Kants in die Sexualmoral einführen, können sogenannte Perversionen nicht als schlecht oder böse gelten, sondern allenfalls als luxuriös. Dem natürlichen Bewusstsein gilt jeder Genuss, der nicht dem Leben und der Gesundheit des Organismus gilt, als schädlicher Luxus: ob leckere Speisen, Süßes, Alkohol oder Drogen. Genauso kann der sexuelle Genuss über bloßen gattungsdienlichen Paarungstrieb hinaus vom natürlichen (amoralischen) Standpunkt aus nicht als unmoralisch verurteilt, sondern nur als Luxus beneidet werden.
Der natürliche, amoralische Mensch (und dazu gehört die breit grinsende Mehrheit) hat also nicht das geringste Recht, über Vergewaltiger oder Pädosexuelle moralisch zu richten, denn dieser potentielle Lynchmob ist bloß neidisch auf den sexuellen Luxus, den sich einige Mitbürger aus welchen Gründen auch immer leisten können. Nur von einer substanzmetaphysischen Sexualmoral aus können sexuelle Perversionen moralisch verurteilt werden, wobei die Schwere der moralischen Schuld an der Beschädigung oder Zerstörung der heiligen Unschuld konkreter Individuen gemessen werden muss, während die unheilige Gattung dabei nicht zu berücksichtigen ist.