Samstag, 31. März 2018
Mediokritäre Selbstgefälligkeit
Das atheistische Weltbild erklärt das Alltägliche und Gewöhnliche viel besser als jede Religion. Mit humanistischer Ethik ist die atheistische Weltanschauung jeder religiösen überlegen, denn so gut wie jede Religion basiert auf bestenfalls peinlichen und abscheulichstenfalls grausamen Mythologien und Gottesbildern.
In Extremsituationen allerdings hat der Atheismus nur betretenes Schweigen als Antwort, genauso wie der Utilitarismus, dessen Klugheit sich in der Verteilung von Glücksgütern erschöpft, und bei der Betrachtung von Leid kläglich versagt. Die Extremsituation ist das Entscheidende, auch wenn die meisten Menschen medioker oder gar tierisch dahinleben, und niemals mit großem Leid konfrontiert werden, – ihrem Leben kommt keine Wirklichkeit zu, sie sind bloß zufällige Existenz. Wer die höchste Bedeutung des großen Leids für die conditio humana bestreitet, offenbart nur seine eigene Bedeutungslosigkeit.
Welche Antwort hat also eine auf wissenschaftlicher Methode und dem Humanismus aufbauende Weltanschauung auf die Frage nach dem unerträglichen Leid und der letzten Gerechtigkeit? Keine – das ist die Antwort eines ehrlichen Atheisten, der sich aufrichtigerweise zum Nihilismus bekennt. Wer sich nicht zum Nihilismus bekennen will, aber auf der atheistischen Weltanschauung ostentativ beharrt, zeigt einerseits seine mediokritäre Selbstgefälligkeit und andererseits völlige Ignoranz für die großen Fragen, die seine gemütliche mittelmäßige Lebenswelt nicht tangieren.