Mittwoch, 6. Juni 2018

Es hat keinen Sinn





Auf einem von Abermilliarden Planeten dieses ungefähr 200 Milliarden Lichtjahre durchmessenden Universums - wohlgemerkt nicht des einzigen im Multiversum - soll sich Gott, der Schöpfer des ganzen Weltalls, in eine höhere Affenart inkarniert und die räumlich und zeitlich extrem kleine und bis in die tiefste Lächerlichkeit hinein kosmisch unbedeutende Welt dieser sprechenden Affen zum geistigen Mittelpunkt seiner Schöfung auserkoren haben. Was für ein Größenwahn, welch eine Idiotie! Und was soll dieser gütige und liebende Jesus anderes sein, als die Projektion der jahrtausendelang unterdrückten Homosexualität? Ist Zölibat denn etwas anderes als die Rache von Zukurzgekommenen am launischen Geschlecht?

Man könnte diese Gedankengänge immer weiter ausführen, sie sind treffend, wenn auch stets einseitig. Aber mit dem Bauch gesprochen - dass alles stimmt doch? Durchaus, jedoch mit dem Kopf über den Bauch gesprochen, hören sich diese Gedankengänge nach einer entspannten abendlichen Nihilistelei an, - man hat sich eben einen runtergeholt und räsonniert motivationstechnisch noch etwas desorientiert über Gott und die Welt.

Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Plattentektonik, die ein wesentliches theoretisches Fundament für die anfangs angestellten Überlegungen bildet, als unseriös verlacht. Kam Technologie, kam Paradigma, kam ein neues Weltbild. Vor etwas über 100 Jahren war ein Erdalter von 100000 Jahren keine kreationistische Interpretation der Bibel, sondern moderne Wissenschaft. Inzwischen ist die Erde bei knapp 5 Milliarden Jahren angekommen, und das Universum bei etwas über 13. Seit einigen Jahren versuchen Physiker, über den urgeknallten Tellerrand hinaus zu blicken, und schon bald kann uns unsere heutige Kosmologie als naiv erscheinen. Es ist nicht sehr klug, auf dem jeweils letzten naturwissenschaftlichen Paradigma eine ebendieses Paradigma umfassen und integrieren sollende Weltanschauung zu begründen.

Die Suche nach einem höheren Sinn muss, wie das Hirn eines Idioten oder das Dogma einer vorgestrigen Glaubensgemeinschaft, immun gegen wissenschaftlichen Fortschritt sein, was keineswegs als ein Lob der Torheit und der Ignoranz verstanden werden will. Die grundlegenden Fragen für eine Gesamtschau sind jedoch weit umfassender, als eine mit unendlich vielen Multiversen spekulierende Kosmologie. Es hat keinen Sinn, ein Ganzes aus seinen Teilen abzuleiten, denn ein Sinn erschließt sich erst, wenn diese Teile in ein Ganzes integriert werden.