Mittwoch, 29. August 2018

Wie wir uns schufen





1. Gesetzt, das Naturgeschlecht des Menschen sei männlich - was der Feminismus seit de Beauvoir im Grunde behauptet - , und die Frau etwas Künstliches, Unnatürliches, in ihrem natürlichen Potential Gehemmtes, Beherrschtes und Versklavtes, so müsste die Menschheitsbefreiung in der Rückvermännlichung der Frau bestehen; betrachtet man das Weiblichsein als eine kulturelle Errungenschaft, stellen sich die Dinge ganz anders dar: der rohe, männliche, natürliche Mensch ist durch den zivilisatorischen Fortschritt überwunden worden und die Frau, das Luxuswesen der Evolution, sei schließlich entstanden, und zwar geographisch genau dort, wo Schopenhauer sie als Unnatürliches verhöhnte.

2. Nehmen wir ketzerischerweise an, das Naturgeschlecht des Menschen sei weiblich, so muss der Zivilisationsprozess als devolutive Verrohung gedeutet werden, als sich radikalisierende und individualisierende Gewaltspirale. Der Mann wäre somit erst nach der Vertreibung aus dem Paradiese entstanden; Adam und Eva waren Lesben.

3. Aus der Einstellung zum Leben - nicht bloss der Lebenseinstellung, sondern der die Persönlichkeit bestimmenden Lebenshaltung - , entsteht nun das geschlechtliche Selbstzweckverständnis. So wie Freiheit nicht Beliebigkeit ist, ist Schönheit nicht geschlechtlos. Es gibt keine konkreter gegenständliche, unmittelbarer einsehbare Selbstzweckhaftigkeit, als die Schönheit. Weiblichsein wäre also als Selbstzweck bestimmt, Männlichsein als das diesen Selbstweck Ermöglichende. Andersrum, wenn man Weiblichkeit als Mittel zum Zweck versteht, etwa dem Austragen und Gebären der Kinder um des Fortbestehens der Menschheit willen, so wäre der Sinn dieser Menschheit in nichts Höherem, als in deren Fortbestehen erschöpft. Eine solche Menschheit wäre die Atombomben nicht wert, die sie auslöschten.

Dienstag, 28. August 2018

Das Minimalmanifest





1. Man nehme an, das Leid des Lebens durch Mühe, Not und Krankheit und die natürliche Furcht vor dem Tod halten sich die Waage. Um am Leben zu bleiben, um fortzuexistieren, reicht die natürliche Furcht vor dem Tod.

2. Was macht das Leben lebenswert? Es gibt ein Minimum an Lebensqualität, welches bei Unterschreitung das Leben unlebenswert macht. Unter diesem Minimum existiert man fort, ist aber am Leben nicht interessiert, man fürchtet sich bloss vor dem Tod und vegetiert zu demselben hin.

3. Wer den Tod nicht fürchtet, für den ist das Minimum an Lebensqualität zugleich das Überlebensminimum. Unter einem bestimmten Niveau ist die Fortexistenz sinnlos, da Leben nicht mehr stattfindet. 
 
4. Einschränkung der Lebensqualität sowie der Persönlichkeitsrechte, die in das Minimum eingehen, ist ein direkter Angriff auf das Leben der Person, die berechtigt ist, sich zur Wehr zur setzen, als wäre ein Mordanschlag auf sie der Fall. 
 
5. Das Minimum steigt mit dem realen Wert der Person.

Samstag, 11. August 2018

Im Innenich





1. Schuldlos unschuldig, frei und neu in der Welt, ist Ich ganz auf Schönheit gerichtet, durch sie bestimmt. Sein Lebenswandel ist ein Ästhetischer; es unterwirft sich der Moral nur insofern sie eine Hülle für das Streben nach Schönheit ist. Ich trifft auf einzelne endliche Schönheiten und sieht sie zugrunde gehen, berührt sie, und sie zerfallen, Ich geht an ihnen zugrunde.

2. Am Grunde aufgeschlagen, erkennt Ich seine Positivität, sich als das Gute und strebt, das Gute zu realisieren. Damit will Ich jedoch nur sich selbst verwirklichen, das Gute ist ein unwesentliches Vehikel. Selbst als der Grund des Guten, findet Ich kein Gutes ausserhalb seiner Selbst und geht am Widerstand der Welt gegen das Gute zugrunde.

3. Am Grunde aufgeschlagen, negiert Ich seine Positivität und beginnt zu zweifeln. Was der Zweifel zerstört, baut die Wahrnehmung wieder auf, Ich durchläuft den mühsamen Weg von der Wahrnehmung zur Wahrheit. Die Wahrheit als Einzelne erweist sich als Unwahrheit, sobald sie realisiert, also verallgemeinert werden soll. Allgemeine Wahrheit ist leer, Ich will Wahrheit allgemein fassen und sieht nur die leere Abstraktion anstatt der Fülle des Konkreten vor sich.

Mittwoch, 8. August 2018

Nur so Thesen halt







 - Die Frage, wie der Geist in die Materie komme, ist unsinnig, und zwar nicht trotz, sondern wegen des enormen Erfolgs der "materialistischen" Naturwissenschaft in den letzten 400 Jahren. Die Naturwissenschaften verdanken ihren Erfolg der cartesianischen Vergeistigung, Mathematisierung der Materie. Descartes hat als erster den Idealismus konkretisiert, indem er aus der Idealität des Endlichen Konsequenzen zog, und es unter geistige Gesetze brachte.

-  Die Quintessenz der Quantenphysik ist die Erkenntnis, dass die natürliche Welt widersprüchlich beschaffen ist - eine Erkenntnis, die schon hundert Jahre vorher in Hegels Phänomenologie des Geistes auftaucht.

 - Die Geschichte war zu Ende, als der Mensch sich als der Souverän über seine Geschichte erkannte. Seitdem läuft die Zeit nur weiter, die Geschichte aber ist zu Ende. Umso mehr braucht der Mensch Geschichts-Ersatz, weswegen die Welt immer schnellebiger wird und die Ereignisse immer gigantischer.

- Die Geschichte der Menschheit war die Geschichte des menschlichen Selbstbewusstseins. Der Beweis, dass sie zu Ende ist, dass die Menschheit zum Selbstbewusstsein gekommen ist, liegt in der Wirklichkeit des kapitalistischen Weltsystems, welches die wirkliche(anerkannte) Existens des Eigentums voraussetzt, welches wiederum für symmetrische Anerkennung (Menschen erkennen sich gegenseitig an als Eigentümer) steht.

 -  Die Entstehung der Naturwissenschaften markiert den Punkt, an dem der Mensch die Natur als etwas seiner inneren Natur gemäßes, Geistiges, erkannte (und nicht mehr als zauberhaft-unbegreiflich sah), und sie so unter die Form der Gesetzmäßigkeit bringen konnte.