Montag, 29. Juni 2020
Der Anerkennungsparasit
Der ultradekadente Nichtswürdige fordert Respekt ein für nichts während er für sich das Recht beansprucht, einem anderen verdienten Respekt nicht zu erweisen; der Anerkennungsparasit parasitiert auf dem Anstand anderer, lässt sich würdevoll behandeln, aber die Selbstverständlichkeit, dies auch zu erwidern, erscheint ihm wie ein faschistoider „diskriminierender“ Zwang.
Dienstag, 23. Juni 2020
Der Gamma als des Omegas Parasit
Gammas scharen gern Omegas um sich, um Alphas sein zu können, und sei es der Alpha einer Gruppe von Losern. „Besser in der Hölle herrschen als im Himmel dienen“ ist ein weltliteratürlich bekannter Wahlspruch des narzisstischen Gamma.
Nicht-toxische Gammas sind an Omegas genausowenig interessiert wie Frauen: Omega-Männer existieren für sie nicht. Sie halten sich an Alphas und Betas, denen sie sich durch Kompetenzen in engen Knowhowbereichen andienen und genießen ihre Überlegenheit gegenüber Deltas, denen sie kompetenzbereichbezogene Ratschläge erteilen.
Der toxische Gamma, der oft ein Narzisst ist, sammelt situative, in deren Ermangelung auch charakterliche Omegas um sich. Gegen erstere entwickelt er Ressentiments, wenn sie nicht den Weg der Selbstzerstörung einschlagen bzw. weitergehen. Gegenüber „echten“ Omegas hat der Pseudoalpha eine Hassliebe: sie akzeptieren ihn einerseits als ihren Alpha und schmeicheln damit seinem Gamma-Ego, sind aber andererseits zu wenig wert, sodass er sich von ihnen distanzieren muss. Sie sind nur seine Freunde, wenn keiner vom Delta aufwärts sie mit ihm zusammen sieht, ansonsten sind das Freaks, mit denen er nichts zu tun hat.
Der Omega-Rang existiert, weil schwache und toxische Männer, Weiber und Eunuchen männlichen Geschlechts, einen Rang in der Hierarchie brauchen, zu dem auch sie herabschauen können. In einer gesunden männlichen Gesellschaft wären bis auf wenige selbstverschuldete Ausnahmen alle Omegas als zumindest schwache Deltas integriert und keine Außenseiter.
Sonntag, 21. Juni 2020
Es war der Omega!
Im Film "Der Fall Richard Jewell" überschlagen sich Film und Wirklichkeit: Folgendes ist tatsächlich passiert. Ein unscheinbarer übergewichtiger Security-Typ mit geringem Selbstvertrauen, der bei seiner Mutter wohnt, Waffen besitzt, gern schießt und jagt, wird zum Helden, indem er bei einem Bombenanschlag die Bombe rechtzeitig entdeckt und Schlimmeres verhindert. Doch in dieses Profil passt der Omega Jewell so gar nicht, stattdessen in ein anderes: ein frustrierter Mann mittleren Alters, der selbst die Bombe legt, um als Held berühmt zu werden. Die Story ist so glaubhaft, dass die Öffentlichkeit sofort überzeugt ist, der vermeintlich vermeintliche Held sei der Täter.
Als Zweifel an der Schuld des Omega-Mannes aufkommen, der sein Leben lang verzweifelt versucht, ein starker Delta zu werden (er will nichts Besonderes sein, sondern seinen Beitrag in der Gesellschaft leisten und dafür respektiert werden), ist sein Schicksal dem Staat und der Presse einfach zu wenig wert, um ihn in Ruhe zu lassen und weiter nach dem wahren Täter zu suchen: der FBI-Ermittler erntet den Ruhm, den Bombenleger gefasst zu haben, die Reporterin feiert einen Erfolg mit ihrer sensationellen Story, der Staat kann den Bürgern weiterhin vorgaukeln, sie vor terroristischer Bedrohung schützen zu können, indem der vermeintliche Täter schnell gefasst wird.
Anders als der Joker (2019) ist Richard Jewell eine reale Person, deren Leben durch die Medienhetze zerstört wurde und die mitunter an den Folgen der Mediankampagne schwer erkrankte und frühzeitig starb. Der Fall Richard Jewell ist aber nur deshalb bekannt geworden und verfilmt worden, weil die Unschuld dieses Helden letztlich doch erwiesen wurde. Wie viele Omegas werden aber von der Gesellschaft als Sündenböcke geschlachtet, nur weil die Story sich plausibel anhört, nur damit Staatsbeamte und Journalisten Karriere machen können, nur damit die Leute wieder ein Gefühl von Sicherheit haben!
Laut Vox Day muss man davon ausgehen, dass wenn einer Amok gelaufen ist, es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Omega war. Ja, manchmal laufen Omegas Amok, aber es ist eher ein Wunder, dass so wenige Omegas Amok laufen angesichts dessen was die Gesellschaft ihnen antut. Als es um die Joker-Kontroverse ging, stellte der Youtuber Sargon of Akkad lapidar fest: „We live in a society“. Der fiktive Joker läuft Amok nicht im Vakuum. Es gibt Gründe dafür. Während sich der Joker-Film auf die Verwandlung eines gebrochenen Mannes in einen Schurken konzentriert, zeigt der andere große Omega-Film von 2019 den realen gesellschaftlichen Hintergrund, der jemanden wie Joker sowohl möglich als auch nötig macht.
Sonntag, 7. Juni 2020
Zwangskunde
Der Zwang dirimiert sich in äußere Zwangsläufigkeit (Drang wie z. B. der Harndrang), innere Zwangsläufigkeit (ein Held oder Heiliger zwingt durch seine Taten Menschen mit Anstand und Würde zu Achtung; das bessere Argument zwingt den Klugen, aber „der Geist kann die Dummheit nicht zwingen“ (Hegel)), äußeren freien Zwang (Gesetze, Normen, aber auch gesellschaftliche oder private Gewaltanwendung) und inneren freien Zwang (Selbstverpflichtung aus Freiheit z. B. nach dem kategorischen Imperativ).
Jedes Lebewesen unterliegt der äußere Zwangsläufigkeit, weshalb absolute Handlungsfreiheit (als vollständige Freiheit-von) unmöglich ist. Ein Mensch, genauer, ein Kulturmensch unterliegt der inneren Zwangsläufigkeit, weil er Vernunft, Anstand, Ehre und Würde hat. Der äußere freie Zwang ist die Willkürfreiheit anderer bzw. der Gesellschaft; dieser Zwang ist nur dann unausübbar, wenn man allen anderen Menschen die Freiheit nimmt und die Gesellschaft auflöst (es ist Anarchie und alle außer mir sind eingesperrt). Der innere freie Zwang ist im Gegensatz zur inneren Zwangsläufigkeit keine passive Wirkung des eigenen edlen Charakters, sondern eine aktive Willensanstrengung eines vernunftbegabten Wesens mit Willensfreiheit.
Donnerstag, 4. Juni 2020
Die Methode im Zentrum
„Wir behaupten keine metaphysischen Dogmen, wir wollen nur die Wahrheit zeigen“: so positionieren sich Anhänger von Religionen, die von der Existenz anderer Religionen wissen. Im Konkurrenzkampf der Religionen hat sich die Methode bewährt, den Gegenstand des Glaubens taktisch beiseite zu schieben und den Blick auf die Methode zu richten.
Die wissenschaftliche Methode behauptet keine ontologischen Wahrheiten, anstelle von Behauptungen sieht man das Experiment, die Messbarkeit, die Falsifizierbarkeit. Die Dogmen werden später durch die Hintertür eingeschleppt: wer die wissenschaftliche Methode annimmt, wird früher oder später Materialist, Atheist, Rationalist usw.
Das ist nicht neu: der Buddhismus lockt schon lange mit reiner Methode ohne Erwähnung des Glaubensgegenstandes. Besonders im Zen scheint es nur noch auf die Methode anzukommen: meditiere auf die und jene Art, und du wirst die Wahrheit sehen. Die Wahrheit ist aber, dass die Wahrheit wartet, bis der Konvertit in spe seine Abwehrhaltung abgelegt hat und bereit ist, die ontologischen Dogmen anzunehmen: „Ach, übrigens, du erzielst viel schnellere Erfolge bei der Meditation, wenn du wirklich daran glaubst, dass du ein Karma hast und im früheren Leben...“
Mittwoch, 3. Juni 2020
Die Religionen und die Wahrheit
Wie jede Religion behauptet der Atheismus/Szientismus, im Gegensatz zu den Religionen die Wahrheit zu sein (mit der üblichen Dichotomie Glaube vs. Wissen, Vernunft vs. Aberglaube). Auch das Christentum hielt sich ursprünglich für die Wahrheit im Gegensatz zu anderen Religionen, die bloß Religionen genannt wurden: es gibt unzählige Religionen, aber der Christ kennt die Wahrheit (die Auferstehung Jesu usw.). „Die Anderen glauben nur, aber wir wissen“, ist ein typischer Alleinerlösungsanspruch jeder Religion.
Die Wissenschaft an sich ist nicht schon Szientismus so wie das Gebet an sich nicht schon Christentum ist (in anderen Religionen wird auch gebetet). Die funktionale Betrachtung der Wissenschaft als Quelle der Technologie ist nicht szientistisch-religiös; die Empfehlung des Psychologen, zu beten, ist genauso nicht christlich. Aber der Glaube, das wissenschaftliche Weltbild sei wahr, ist ein religiöser Glaube.
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