Donnerstag, 4. Juni 2020
Die Methode im Zentrum
„Wir behaupten keine metaphysischen Dogmen, wir wollen nur die Wahrheit zeigen“: so positionieren sich Anhänger von Religionen, die von der Existenz anderer Religionen wissen. Im Konkurrenzkampf der Religionen hat sich die Methode bewährt, den Gegenstand des Glaubens taktisch beiseite zu schieben und den Blick auf die Methode zu richten.
Die wissenschaftliche Methode behauptet keine ontologischen Wahrheiten, anstelle von Behauptungen sieht man das Experiment, die Messbarkeit, die Falsifizierbarkeit. Die Dogmen werden später durch die Hintertür eingeschleppt: wer die wissenschaftliche Methode annimmt, wird früher oder später Materialist, Atheist, Rationalist usw.
Das ist nicht neu: der Buddhismus lockt schon lange mit reiner Methode ohne Erwähnung des Glaubensgegenstandes. Besonders im Zen scheint es nur noch auf die Methode anzukommen: meditiere auf die und jene Art, und du wirst die Wahrheit sehen. Die Wahrheit ist aber, dass die Wahrheit wartet, bis der Konvertit in spe seine Abwehrhaltung abgelegt hat und bereit ist, die ontologischen Dogmen anzunehmen: „Ach, übrigens, du erzielst viel schnellere Erfolge bei der Meditation, wenn du wirklich daran glaubst, dass du ein Karma hast und im früheren Leben...“