Sonntag, 10. Oktober 2021

VVV 12: ENFJ

 

 

 

Ein intuitiver Extravertierter mit der kognitiven Hauptfunktion extravertiertes Fühlen, die unter anderem für die kognitive (nicht affektive) Empathie steht: der locker Sozialste der 16 MBTI-Schubladenbewohner. So ist unüberraschenderweise Benevolenz seine Haupttugend, ähnlich der Wohltätigkeit eines ENFP, welcher, als (durch das introvertierte Fühlen) introvertiert Extravertierter ein wandelnder Widerspruch ist. Ein ENFP ist jemand, der mit den Menschen will. Ein ENFJ ist jemand, der mit den Menschen kann.

Andere Sprachen sprechen vom Mentor, die deutsche Bezeichnung ist Protagonist, was einem ENFJ, den ich kenne, gar nicht gefällt. Protagonist steht für Immittelpunktstehen, und das kann auch ein ENFJ, nur ist das nicht der Selbstzweck. Er will weder anführen (wie der ENTJ) noch unterhalten (wie der ESFP); er will für die anderen, und nicht bloß dasein (wie der ESFJ). 

Der Schatten von ENFJ ist INFP, der Träumer. Ein dunkler Träumer ist dann auch der Alptraum der anderen: das Hauptlaster eines ENFJ ist Grausamkeit. Der sozial Fähigste ist natürlich auch der beste Mobber und Intrigant; kognitive Empathie befähigt nicht nur zu Mitgefühl und Anteilnahme, sondern auch zum Sadismus. 

Welche Arschkarte es wäre, als ENFJ das Asperger-Syndrom zu haben, können sich INTPs und INTJs, bei denen aufgrund der rational-introvertierten Persönlichkeitsstruktur oft Autismus fehldiagnostiziert wird, gern ausmalen. Liegt bei einem INTP oder INTJ tatsächlich hochfunktionaler Autismus vor, integriert er sich harmonisch in den Charakter. Aber auch Widersprüche kommen in der Natur halt vor, etwa ein ENTJ, der extravertiert, aber schüchtern ist. Für einen ENFJ mit seinem dominanten extravertierten Fühlen wäre Schüchternheit eine richtige Katastrophe.