Das
sächsische Deutschland unter den Ottonen hatte nur kurz Bestand, doch
genoss es Ende des 10. Jahrhunderts den Respekt Ostroms auf dessen
Höhepunkt unter dem kinderlosen MGTOW-Imperator (976-1025). Da gab es
noch das größdänische Nordseereich und Kiewer Rus, die fünfte Großmacht
Europas war das kulturell nur Byzanz ebenbürtige maurische Spanien, das
sich im 10. Jahrhundert ebenfalls auf seinem Höhepunkt befand (vom
Kalifen Abd ar-Rahman III bis zum General Almansor). Im 11. Jahrhundert
ließ sich der deutsche Kaiser vom Papst erniedrigen, im 12. Jahrhundert
war auch ein Friedrich Barbarossa gar nichts gegenüber dem angevinischen
Reich Heinrichs des Großen (obwohl nicht so genannten) von England. Im
13. Jahrhundert, nach Bouvines (1214), tanzte Frankreich das HRR aus,
das schon im Hochmittelalter weder heilig noch römisch noch ein Reich
war.
Deutschland blieb bis in die Moderne zersplittert, was den deutschen
Landen guttat. Weder die kulturelle Führung (mit Goethe und Kant) noch
die technologische Entwicklung wurden von der Kleinstaaterei behindert.
Aber im 13. Jahrhundert geschah in der Dunkelheit des heidnischen
Baltikums noch etwas anderes: Kreuzritter gründeten den Deutschen Orden,
aus dem das Undeutschland entstand, in dem wir heute noch leben:
Preußen. Mit dem Verfall der abendländischen Hochkultur des Humanismus
ging der stetige Aufstieg Preußens einher. Im nihilistischen Europa des
Jahres 1871 ging der schwarze Stern eines Reiches auf, das noch
gruseliger war als das HRR: die preußische Besatzung Deutschlands hatte
begonnen.
Der Soldatenkönig in der Frühmoderne konnte keine weltbewegenden Erfolge
feiern, sein heute noch gefeierter Sohn profitierte von einem Idioten
auf den russischen Zarenthron und gewann den 1. Europäischen Weltkrieg
trotz Niederlage. Im 2. Europäischen Weltkrieg wurde Preußen vernichtet
und doch wieder aufgerichtet. Gewann England seine Kriege mit Dusel, so
verlor Preußen seine Kriege und gewann trotzdem. Doch als der Titan zum
Manne wurde, zitterte Europa: Österreich und Frankreich fielen kurz
nacheinander wie Fallobst, 50 Jahre später hatte das Deutsche Reich die
Entente am Rande einer Niederlage, wäre nicht der andere Titan, USA,
dazwischengekommen. Doch jetzt war der preußische Ungeist in seinem
Element: der 4. Europäische Weltkrieg wurde schon vorbereitet, als der
dritte gerade zu Ende ging.
1933 reißt der goldene Faden deutscher Dominanz in Kultur und
Wissenschaft jäh ab: der Tod, ein Meister aus Deutschland, wird zu
dessen frenetisch angebetetem Gott. Die Rache der baltischen Heiden am
christlichen Abendland war vollbracht: nicht das gemächliche Österreich,
nicht das edle Sachsen, sondern das monströs-baltische Preußen
bestimmte den Kurs des deutschen Volkes mit dem bayrischen Neandertaler
als Führer. Immense Energien wurden der Zerstörung und Vernichtung
gewidmet, und doch war es nicht Deutschland, das die Atombombe als
erstes hatte. Die Welt hatte Glück. Die siegreichen Titanen vernichteten
Preußen abermals, nach 1945 sollte es kein Preußen mehr geben, doch der
alte Ungeist lebt nach wie vor und eine echte Entnazifizierung bleibt
Desiderat. Heute zeigt sich Deutschlands Todeskult als Schuldkult mit
der Holocaust-Religion (Giorgio Agamben), deutscher Vernichtungsgeist
führt, als Selbsthass verkleidet (weil in der Postmoderne en vogue),
Europa mit Ausnahme Großbritanniens in die kulturelle und politische
Selbstzerstörung. Solange sich die Sachsen und Franken, die Thüringer
und Schwaben, die Bayern und Ostfriesen nicht vom Fluch des Baltikums
befreien, bleibt Deutschland ein Antiland, eine Antination, der
Bösewicht der Geschichte.