Donnerstag, 20. August 2020

Die Inichischizität des Einen

 

 

 Wo Ich ist, da sind auch Nicht-Ich und Du; eine göttliche Persönlichkeit setzt eine außergöttliche Außenwelt und einen göttlichen Widersacher voraus. Deshalb kann der (eine, absolute) Gott keine Person sein.

 Der hohe Mystiker entdeckt keine göttliche absolute Persönlichkeit, sondern eine erhaben-nichtende wie lieblichial-zartifizielle Soheit, die zugleich eine unergründliche sichändernde Andernis ist; die Vereinigung mit der Ruhe des Unpersönlichseins im Auge des Sturms der radikalen Einzelnheit ist die mystische Erfahrung des Einen.

 Ist der Satz "Ich bin es wert, um meiner selbst willen geliebt zu werden" für dich, wenn du mit dir ehrlich bist, wahr, dann ist es unwahrscheinlich, dass du an den christlichen oder einen ähnlichen Gott glaubst. Ist dieser Satz eine erbauliche Lüge, die du gern glauben willst, bist du anfällig für diese Art von Religion. Weißt du, dass dieser Satz für dich unwahr ist, und glaubst verlogenerweise dennoch daran, bist du ein Narzisst. Der christliche Weg ist ein Weg von empfundener Minderwertigkeit und Ungeborgenheit in den Narzissmus.

Mittwoch, 19. August 2020

Die Uhrkarte der Welt

 

Das Schöne

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Das Angenehme......................................................................................Das Hässliche
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Das Ekelhafte
 


Das Schöne ist in der intellektuellen Anschauung (Blick auf die Karte) das Höchste. Das Gute ist oberhalb der 9Uhr-3Uhr-Linie (das absolute Gute ist das Höchste (auf 12Uhr), was diskursiv zu der Erkenntnis führt, dass das absolute Gute das Schöne ist). In der oberen Uhrhalbkugel Befindliches ist relativ gut. Das Wahre ist diese ewige Karte des Universums selbst.


Drehen wir an der Uhr:

0/12: Das Schöne/das absolute Gute
1: das schön Erhabene
2: das stark Erhabene
3: das Hässliche
4: das Alter
5: die Krankheit
6: das Ekelhafte
7: das Perverse
8: das ungesund Angenheme
9: das Angenehme
10: das Erotisch-Verführerische
11: das Liebreizende

Samstag, 15. August 2020

6. Polen: Being Greuther Fürth

 

 

Der eine ist Henry Kissinger, der andere ist Zbigniew Brzeziński. Der deutsch-amerikanische Großmeister des weltpolitischen Schachspiels war Fan von Greuther Fürth, sein polnischer Kollege war die Antwort auf die Frage, warum Robert Lewandowski beim FC Bayern spielt: Polen ist Greuther Fürth. Der ewige Zweitligist der Geschichte mit kurzen Aufstiegsphasen betritt als Zeitgenosse des guten sächsischen Deutschlands die Weltbühne. Im Hochmittelalter dann glänzt das Greuther Fürth der Weltgeschichte durch fünfte Plätze in der 2. Liga, bis eine Union mit frisch bekehrtem und doch im Herzen heidnisch gebliebenem Litauen für den Schritt aus der Bedeutungslosigkeit sorgt.

Das unwegsame Litauen wurde von der Großen Pest verschont, Polen profitierte als Junior Partner davon. Kulturell setzte es sich aber durch und verdaute die Balten. Der im 17. Jahrhundert erstarkte russische Bär jagte den polnischen Fuchs immer weiter nach Westen, und schließlich kam es zu den drei Teilungen Polens, einer immer noch nicht verwundenen Schande. Bayern, Dortmund und Bremen benutzten das kleine Fürth als wehrlosen Punktelieferanten im Kampf um die Meisterschaft.

Ein Jahrhundert unter russischer Herrschaft, zwangzig Jahre minderheitenunterdrückender Schurkenstaat, dann doch nicht mit Hitler gegen Russland, sondern das erste Opfer Hitlers im 4. Weltkrieg (die von den Westalliierten verratene und verkaufte Tschechoslowakei wurde geopfert, um angeblich ebenjenen Krieg zu verhindern, doch dies war keineswegs so alternativlos, wie es die Appeasement-Politik ihrerzeit darstellte). Und wieder im russischen Machtblock bis zum Happy End in der postmodern-wirtschaftsnihilistischen EU, so war das Schicksal Polens.

Als Zwischending zwischen tellurischer und lunarer Kultur bewahrte das polnische Volk seine Identität, seine Grenzen ohne Hilfe von außen zu wahren, war es nie imstande. Andere kämpften für Polen, Polen kämpfte für andere; der höchste Berg Australiens ist nach dem polnischen Nationalhelden benannt. Er ist viel niedriger als etwa die Zugspitze genannte subalterne Erhebung der Alpen.

 

 

Freitag, 14. August 2020

5. Der oströmische Katechon

 

 

 

Aurelian, Diokletian und Konstantin retteten das Römische Reich aus der Krise des 3. Jahrhunderts für Sol Invictus, nicht für Christus. Doch es war ein magisches Zeitalter und die Sonne wurde, wie Vasquez in Aliens (1986) fälschlich für einen Mann gehalten. Die deutsche Sprache (explizit: DIE Sonne) und die nordeurasische Religion (implizit: nicht die Sonne, sondern der Himmel ist die männliche Gottheit) hatten Recht, die antiken Post-Polytheisten irrten sich.

Auf dem Sterbebett konvertierte Konstantin zum Christentum. Theodosius machte dem Polytheismus ein Ende. Dazwischen hätte sich im wahren (orthodoxen) Christentum die wahre Glaubensformel (Arianismus) durchsetzen müssen, was aber nicht geschah. Diesen Geburtsfehler Ostroms nutzte das Arabische Kalifat, das mit der Gründung des Islam den Arianismus wiederbelebte und fortan die Mitte der Welt dominierte.

Die Justinianische Pest und die Kaltzeit der Völkerwanderung raubten dem zweiten römischen Reich die Kräfte. Als Ostrom wieder zu Kräften kam, hatten schon Franken (Karolinger) und Sachsen (Ottonen) Ansprüche auf den Titel des zweiten Rom gestellt. Die Makedonische Dynastie machte das Reich zur Jahrtausendwende zum mächtigsten in Europa, doch das Zentrum der christlichen Kultur konnte die Schwächen seiner geopolitischen Konkurrenten nicht nutzen und verlor die Vormachtstellung im Osten an die Türken (11. Jh.) wie vormals an die Araber (7. Jh.).

Der Katechon, der Aufhalter des Antichrist, bäumte sich unter der Komnenen-Dynastie noch einmal auf, doch das Gewonnene wurde abermals durch eigene Fehler zerronnen. Am Ende bleib die Geschichte des Hätteseinkönnens, die byzantinische Fahrradkette. Das unrühmliche Ende kam, selbstverschuldet wie immer, 1204 durch die katholischen Ketzer. Mit dem Fall Konstantinopels endete das christliche (nach Oswald Spengler magische) Zeitalter, auch der Islam der Türken und Mongolen war nun ein anderer.

Zombie-Christentum und Zombie-Islam existieren noch heute. Das Judentum hat als einzige abrahamitische Religion durch Selbstabgrenzung und Ausgrenzung seine monotheistischen Derivate zwar überlebt, aber es macht heute nicht mehr als eigentliche Religion, sondern nur als identitätsstiftende Idee des jüdischen Volkes einen Sinn. Das Christentum, das das „dritte Rom“ vom zweiten übernahm, ist historisch irrelevant, denn das Ende Ostroms war eben schon 1204 und nicht erst 1453 eingetreten. Sollte dennoch eine Fortsetzung folgen, so müsste sich ein Konstantin XII Noomachos zum Führer der rechtgläubigen Christen aufschwingen; Spengler würde mit seiner Spekulation über die Nachfolgekultur des Abendlandes recht behalten, wenn dieser Imperator der Christenheit aus dem Volke der Russen käme.

4. Deutschlands Preußenfluch

 

 

 

Das sächsische Deutschland unter den Ottonen hatte nur kurz Bestand, doch genoss es Ende des 10. Jahrhunderts den Respekt Ostroms auf dessen Höhepunkt unter dem kinderlosen MGTOW-Imperator (976-1025). Da gab es noch das größdänische Nordseereich und Kiewer Rus, die fünfte Großmacht Europas war das kulturell nur Byzanz ebenbürtige maurische Spanien, das sich im 10. Jahrhundert ebenfalls auf seinem Höhepunkt befand (vom Kalifen Abd ar-Rahman III bis zum General Almansor). Im 11. Jahrhundert ließ sich der deutsche Kaiser vom Papst erniedrigen, im 12. Jahrhundert war auch ein Friedrich Barbarossa gar nichts gegenüber dem angevinischen Reich Heinrichs des Großen (obwohl nicht so genannten) von England. Im 13. Jahrhundert, nach Bouvines (1214), tanzte Frankreich das HRR aus, das schon im Hochmittelalter weder heilig noch römisch noch ein Reich war.

Deutschland blieb bis in die Moderne zersplittert, was den deutschen Landen guttat. Weder die kulturelle Führung (mit Goethe und Kant) noch die technologische Entwicklung wurden von der Kleinstaaterei behindert. Aber im 13. Jahrhundert geschah in der Dunkelheit des heidnischen Baltikums noch etwas anderes: Kreuzritter gründeten den Deutschen Orden, aus dem das Undeutschland entstand, in dem wir heute noch leben: Preußen. Mit dem Verfall der abendländischen Hochkultur des Humanismus ging der stetige Aufstieg Preußens einher. Im nihilistischen Europa des Jahres 1871 ging der schwarze Stern eines Reiches auf, das noch gruseliger war als das HRR: die preußische Besatzung Deutschlands hatte begonnen.

Der Soldatenkönig in der Frühmoderne konnte keine weltbewegenden Erfolge feiern, sein heute noch gefeierter Sohn profitierte von einem Idioten auf den russischen Zarenthron und gewann den 1. Europäischen Weltkrieg trotz Niederlage. Im 2. Europäischen Weltkrieg wurde Preußen vernichtet und doch wieder aufgerichtet. Gewann England seine Kriege mit Dusel, so verlor Preußen seine Kriege und gewann trotzdem. Doch als der Titan zum Manne wurde, zitterte Europa: Österreich und Frankreich fielen kurz nacheinander wie Fallobst, 50 Jahre später hatte das Deutsche Reich die Entente am Rande einer Niederlage, wäre nicht der andere Titan, USA, dazwischengekommen. Doch jetzt war der preußische Ungeist in seinem Element: der 4. Europäische Weltkrieg wurde schon vorbereitet, als der dritte gerade zu Ende ging.

1933 reißt der goldene Faden deutscher Dominanz in Kultur und Wissenschaft jäh ab: der Tod, ein Meister aus Deutschland, wird zu dessen frenetisch angebetetem Gott. Die Rache der baltischen Heiden am christlichen Abendland war vollbracht: nicht das gemächliche Österreich, nicht das edle Sachsen, sondern das monströs-baltische Preußen bestimmte den Kurs des deutschen Volkes mit dem bayrischen Neandertaler als Führer. Immense Energien wurden der Zerstörung und Vernichtung gewidmet, und doch war es nicht Deutschland, das die Atombombe als erstes hatte. Die Welt hatte Glück. Die siegreichen Titanen vernichteten Preußen abermals, nach 1945 sollte es kein Preußen mehr geben, doch der alte Ungeist lebt nach wie vor und eine echte Entnazifizierung bleibt Desiderat. Heute zeigt sich Deutschlands Todeskult als Schuldkult mit der Holocaust-Religion (Giorgio Agamben), deutscher Vernichtungsgeist führt, als Selbsthass verkleidet (weil in der Postmoderne en vogue), Europa mit Ausnahme Großbritanniens in die kulturelle und politische Selbstzerstörung. Solange sich die Sachsen und Franken, die Thüringer und Schwaben, die Bayern und Ostfriesen nicht vom Fluch des Baltikums befreien, bleibt Deutschland ein Antiland, eine Antination, der Bösewicht der Geschichte.

Donnerstag, 13. August 2020

Selbstmorde Europas

 

 

 

Der Erste (dritte) Weltkrieg gilt als das größte Waswärewenn in der Geschichte der Geschichte: was, wenn dieser Selbstmord Europas nicht stattgefunden hätte? Hätten wir vielleicht eine EU als Welthegemon mit USA und Russland als deren Wachhunde der westlichen resp. östlichen Halbkugel? Wäre die Welt für immer und ewig eine europäische Wertegemeinschaft der Menschenrechte und Demokratie?

Ob links-aufklärerisch/liberal-progressiv oder eurozentrisch-rassistisch: beide Standpunkte ewigen Bedauerns des Stattgefundenseins von 1914-1918 sind träumerisch-romantischer Natur. Es gab nie eine europäische Wertegemeinschaft, es gab immer Krieg gegen sich selbst in Europa. Das Abendland kennt stolze drei dreißigjährige Kriege mit Millionen Toten: 1618-1648, 1789-1815, 1914-1945. Alle drei hinterließen Zerstörungen, von denen sich die westliche Hochkultur nie wirklich erholte.

Der erste dreißigjährige Krieg senkte den Vitalwert Europas und öffnete das Tor zur Frühmoderne: die materialitisch-nihilistische Aufklärung, der Moralverfall in den Phänomenen Empfindsamkeit und Rokoko, der philosophische Siegeszug des Utlitarismus (Hedonismus der Massen). Der zweite dreißigjährige Krieg senkte den Vitalwert noch einmal und Europa verabschiedete sich von seiner humanistisch-barocken Thymosgesellschaft: die Eros-, die Giergesellschaft des Proprietarismus entstand. Von da an regierte das Geld die Welt. Der dritte dreißigjährige Krieg senkte den Vitalwert unter das natürliche Niveau und es begann die ultradekadente Postmoderne.

Welcher dieser „Selbstmorde Europas“ sollte am besten nicht stattgefunden haben? War nicht jeder gleich verheerend, aber auch gleichermaßen in der Logik der europäischen Geschichte begründet?

Mittwoch, 12. August 2020

Seins- und Habensgesellschaft

 

 

 

Nach 200 Seiten Thomas Pikettys "Kapital und Ideologie" fällt eine Entdeckung auf, die er vielleicht gemacht hat, aber zu links ist zu enthüllen: den Übergang von der Seinsgesellschaft der Stände (Klerus, Adel, 3. Stand) zur Habensgesellschaft des von ihm selbst so genannten Proprietarismus.

Solange der Adel um Macht und Ehre, der Klerus um Sinn und Lehre bemüht sind, kennt der 3. Stand seinen Platz. Wenn aber die Kirche ihre Privilegien missbraucht, um sich zu bereichern, und wenn der Adel Geld und Besitztümer statt Ehre anhäuft, dann hat die Stunde der Eigentumsgesellschaft geschlagen: wenn es nur noch um Geld geht, haben sich die höheren Stände selbst auf die Ebene des 3. Standes erniedrigt, und nun ist es folgerichtig, dass dieser Gleichstellung fordert.

In der Kultur sind Klerus und Adel solar-ideational/idealistisch, in der Dekadenz lunar-idealistisch resp. lunar-sensualistisch und in der Ultradekadenz chthonisch-sensualistisch. Somit hat es die Französische Revolution dem Sein nach nicht gegeben, sie hatte nur eine zufällige historische Existenz, denn andere Länder kamen auch ohne dieses politische Theaterstück von der Stände- zur Eigentumsgesellschaft.

 

Samstag, 8. August 2020

Langeweile und Einsamkeit

 

 

 

Ein nichtiger, hohler Mensch ist immer gelangweilt. Er hat einfach keine Interessen. Und so sucht er stets Vergnügen und Nervenkitzel. In einer Wohlstandsgesellschaft suchen deshalb die meisten Frauen in Liebesbeziehungen ein Mittel gegen Langeweile: für die Grundbedürfnisse ist gesorgt, und nun gilt es, das einzige Interesse, das man hat, zu verfolgen: Vergnügen. 

 

Ein intelligenter und sensibler, ein interessanter Mensch hat keine Langeweile, aber je sensibler und intelligenter man ist, umso einsamer. Die vielfältigen Interessen können die Einsamkeit nicht überwinden, sie können sie allenfalls noch steigern. Doch gerade gegen die Einsamkeit wirkt die Liebe Wunder: die Liebe ist regelrecht die Belohnung der Götter dafür, ein wertvoller Mensch, eine echte Persönlichkeit zu sein. Wenn zwei einsame Seelen sich finden, entsteht wahres Glück. Seele und Seelenlosigkeit passen natürlich nicht zusammen, und eine solche Liebe ist zur Einseitigkeit verurteilt.

 

Dunkle Mächte sorgen dafür, dass Liebe nicht stattfindet. Es gibt dieses Böse, das mit allen Mitteln versucht, sicherzustellen, dass das Leben nicht gelebt, das Schöne nicht betrachtet, die Lebenszeit nur verschwendet, die Lebensenergie nur geraubt wird. Die Narzisstenplage ist die Antwort der bösen Mächte auf die gestiegenen Begegnungs- und Entfaltungsmöglichkeiten in einer reicheren und vernetzteren Welt. Gute Menschen werden durch narzisstischen Missbrauch traumatisiert und beziehungsunfähig gemacht. Interessante Menschen werden durch den eigenen geistigen Reichtum zur Verzweiflung gebracht, weil sie diesen nicht teilen können. Empathie wird ausgenutzt; echte Liebesfähigkeit ist zu einseitiger Liebe verurteilt, der wundervollen Erfahrung des Geliebtwerdens wird der Nervenkitzel der Selbstzerstörung vorgezogen.