Mittwoch, 12. August 2020

Seins- und Habensgesellschaft

 

 

 

Nach 200 Seiten Thomas Pikettys "Kapital und Ideologie" fällt eine Entdeckung auf, die er vielleicht gemacht hat, aber zu links ist zu enthüllen: den Übergang von der Seinsgesellschaft der Stände (Klerus, Adel, 3. Stand) zur Habensgesellschaft des von ihm selbst so genannten Proprietarismus.

Solange der Adel um Macht und Ehre, der Klerus um Sinn und Lehre bemüht sind, kennt der 3. Stand seinen Platz. Wenn aber die Kirche ihre Privilegien missbraucht, um sich zu bereichern, und wenn der Adel Geld und Besitztümer statt Ehre anhäuft, dann hat die Stunde der Eigentumsgesellschaft geschlagen: wenn es nur noch um Geld geht, haben sich die höheren Stände selbst auf die Ebene des 3. Standes erniedrigt, und nun ist es folgerichtig, dass dieser Gleichstellung fordert.

In der Kultur sind Klerus und Adel solar-ideational/idealistisch, in der Dekadenz lunar-idealistisch resp. lunar-sensualistisch und in der Ultradekadenz chthonisch-sensualistisch. Somit hat es die Französische Revolution dem Sein nach nicht gegeben, sie hatte nur eine zufällige historische Existenz, denn andere Länder kamen auch ohne dieses politische Theaterstück von der Stände- zur Eigentumsgesellschaft.