Die
Geschichte der Niederlande beginnt im Barock. Als im
hochmittelalterlichen Flandern hochentwickelte Städte Gent und Brügge
florierten, und Mechelen Kirchenglocken an das orthodoxe Russland
lieferte, das ihren Klang liebte, waren Nord- und Südholland
burgundische Provinz. Der Hass zwischen den beiden Teilen Hollands ist
heute legendär, der Rest sind die vereinigten Niederlande. Ajax oder
Feyenoord? PSV.
Rembrandt ist toll, aber die Niederlande stehen in jüngster
Weltgeschichte vor allem für Künstler wie Cruyff und van Basten, Cocu,
Robben und van der Sar. Ich kenne kein individualistischeres,
positiv-egoistischeres Volk. Lebensfrohe Ichlinge, ichbezogene
Ichiasten, leistungsgeile und sexuell sehr freizügige Ichoholiker, die
Niederländer leben halt einfach das Leben. Sie sind das einzige genuin
lunare germanische Volk: der Lunarismus in Britannien kommt von den
Kelten, in lockereren Teilen Deutschlands von den Franzosen.
Superstars der besten europäischen Clubs als Einzelspieler, nur
Europameister 1988 als Nationalmannschaft. Was allein der weniger
bekannte Spieler Seedorf alles gewonnen hat! Empirismus und
Materialismus sind für den Holländer eine Selbstverständlichkeit, er ist
extravertiert und schafft es trotzdem, distanziert, distinkt und
diskret zu wirken. Unter den introvertierten Finno-Ugriern gibt es die
Finnen, deren legendärer Skispringer Janne Ahonen nach einem abermaligen
Sieg den noch legendäreren Satz heraushaute: "Finnen lächeln nicht".
Sie sind die Krieger unter den uralischen Völkern; im Vergleich zu Lauri
Törni ist selbst James Bond eine Memme. Die Finnen sind solar, die
Niederländer sind schattig, die Niedlichsten der Germanen.