"Ich mag Miezen" bedeutet nicht "Ich stehe auf junge Frauen", aber es
hängt damit zusammen. Wenn ich eine Mieze liebe, will ich keinen Sex
mit ihr, sondern liebe sie; dennoch wird sie gerade durch die Liebe zum
Objekt der Begierde. Warum?
Nach Otto Weininger verhält sich Liebe zur Sexualität wie Hoffnung zur
Furcht. Die Furcht ist die Schattenseite der Hoffnung, ihre Negation:
wenn ich hoffe, dass A passiert, fürchte ich zwangsläufig, dass A nicht
passiert.
Wenn ich im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers wohne, kann ich
tiefer und tödlicher aus dem Fenster fallen als vom Balkon eines
zweistöckigen Hauses. Je höher die Höhe, umso tiefer kann der Fall sein.
Je schöner das Mädchen, umso wertvoller die Unschuld, und größer die
Angst vor deren Verlust. Nur die Realisierungsmöglichkeit macht den Wert
real. Wenn ich nicht 200 Stockwerke tief fallen kann, wohne ich nicht
wirklich im obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers. Wenn die Mieze
nicht in einem Rausch sexueller Entropie vernascht werden kann, ist ihre
Schönheit nicht real.
Sexuelle Begierde ist wie die Furcht, jemand anders könnte deine 1000
Euro teure Flasche Whisky stehlen und austrinken. Wer die Furcht nicht
aushält, trinkt den Whisky selber aus, bevor es jemand anders tut. Die
Mieze selbst erlebt den Sexakt als Rausch der Entropie:
Selbstrealisierung durch Selbstkonsum/Selbstgenuss; durch sexuelle
Selbstzerstörung wird maximale Selbstwirksamkeit erlebt.
Natürlich handelt es sich bei der Betrachtung um reine idealisierende
Liebe und ihren sexuellen Schatten. Es handelt sich nicht um Alltagssex,
der eher gemeinsamer Masturbation gleicht.