Donnerstag, 3. August 2023

Rechte Narrative V: Frauenfussball

 

 

 

 

Fussball ist ein Männersport.


Als ich vor über 20 Jahren im englischsprachigen Teenchat einen Teenager aus den USA nach seinem Lieblingsfussballspieler fragte, nannte er eine Frau. Das erstaunte mich, aber ich erfuhr später, dass Fussball in den USA eher von den Mädchen gespielt wird, und die Jungen American Football spielen, was sich dann auf den professionellen Sport auswirkt. Der US-Amerikaner würde also schonmal über dieses Narrativ lachen und erwidern: "Bei uns ist Fussball Frauensport".

Es heißt oft, der Frauenfussball sei langweilig (zu wenige Fouls), langsam (Frauen rennen nicht so schnell), und sollte eigentlich gar nicht existieren. Dass Frauen körperlich schwächer als Männer sind, spricht aber den meisten anderen Sportarten, wo Frauen gegen Frauen antreten, die Legitimation nicht ab. Tennisspielende Frauen sind eine Selbstverständlichkeit, und da ich Männertennis und Frauentennis gleich selten schaue, erinnere ich mich noch gut an ein Spiel vor 20 Jahren, bei dem die Außenseiterin Shinobu Asagoe gegen die Favoritin Daniela Hantuchová mit viel Fleiß und Hingabe gewann. Der Siegeswille der Japanerin ließ mich mit ihr mitfiebern und nicht den Sender umschalten, bis das Spiel vorbei war.

Männerfussball ist kein großer Sport, sondern ein großes Spektakel. Aufgrund seiner Geschichte, die nicht aus dem Wert des Fussballsports heraus notwendig, sondern kontingent war, wurde er zur globalen Sportart Nr. 1 und zum Milliardengeschäft. Angesichts dessen "stört" der Frauenfussball: die Fussballorganisationen und die TV-Sender, die eine Infrastruktur um den Männerfussball aufgebaut haben, wollen ihren Vorrang in der Aufmerksamkeitsökonomie nicht aufgeben. Und der Zuschauer ist ein Gewohnheitstier.

Dass Deutschland bei der laufenden Fussball-WM zum ersten Mal in der Gruppenphase ausgeschieden ist, zeigt, wie weit sich der Frauenfussball weltweit entwickelt hat. Für die einstigen Dauersiegerinnen ist eine WM kein Selbstläufer mehr. Die Konkurrenz wird größer und die Turniere spannender. Mit steigendem Interesse des Publikums erhöhen sich die Preis- und Fernsehgelder, damit auch die Gehälter, und der Frauenfussball wird, wie der Männerfussball, immer athletischer und professioneller.