Mittwoch, 22. November 2017
Das Leiden am Leiden
Das unerträgliche Leiden am Leiden in dieser Welt (das eigene Leiden ist gemient, nicht der Weltschmerz) resultiert aus einer feigen ablehnenden Haltung gegenüber dem Suizid. Der Suizid ist sowohl ein legitimer Ausweg aus dem Leiden als auch ein Zeichen von Weisheit und Größe in dem Sinne, dass jemand weiß, wann er genug gelebt hat, und selbstbestimmt sein Leben beenden kann.
Die ablehnende Haltung gegenüber dem Suizid resultiert sowohl aus der feigen Sklavenmoral als auch aus der Tatsache, dass die Mächtigen Sklaven und Diener brauchen und dass weibliche und narzisstische Charaktere sich selbst nicht genügen, und Wirte für energetischen Vampirismus und psychischen Kannibalismus suchen. Die niederträchtige Masse der sklavischen Feiglinge, die mächtigen Schurken und alle schelchten und bösen Menschen sind daran interessiert, dass unglückliche und gute Menschen (kann auch zusammenfallen, muss aber nicht) als Ressource verfügbar bleiben.
Wer alles getan hat, was in seiner Macht war, um das Gute zu tun, hat sich in diesem Leben bewährt, und ist nicht moralisch verpflichtet, einen elenden Tod abzuwarten, sondern hat das Recht, stolz und in Würde (und mit Aussicht auf Wiedergeburt in einer besseren Welt) dieses Leben zu verlassen. Eine Pflicht zum Suizid besteht jedoch nicht: ein positiv-sakrifizieller Feldzug gegen das Böse (vorausgesetzt man ist wirklich gut, und kein ideologisch verblendeter Fanatiker) mit einem glorreichen Tod im Kampf ist bei unmöglicher Fortsetzung des Lebens in dieser Welt ebenso legitim.
Dienstag, 21. November 2017
An andere denken
Ein guter Mensch tut anderen Gutes, aber er denkt nicht oft an sie; gerade das Fehlen der emotionalen Abhängigkeit von anderen, die Indifferenz gegenüber ihrem Dank und Undank gehen mit einem vortrefflichen Charakter einher. Bei allem möglichen aber nicht notwendigen Mitgefühl tut der gute Mensch das Gute aus Pflicht, und seine Neigungen, anderen sympathisch werden zu wollen, sterben mit der Charakterbildung ab zugunsten edler Neigungen wie das allgemeine Wohlwollen, die Wahrheitsliebe und das unbefleckte Interesse am Schönen.
Ein schlechter Mensch denkt fortwährend an andere, er ist gar von ihnen besessen; er denkt ständig über sie nach, forscht danach, wie er ihre Sympathien gewinnen und sie für seine selbstsüchtigen Zwecke nutzen kann. Der schlechte Mensch ist an andere durch Eifersucht und Neid gebunden, er kann sie nicht loslassen, muss sich ständig mit ihnen beschäftigen. Insbesondere der maligne Egoist, der Narzisst, der metaphorisch „nur an sich selbst denkt“, denkt in Wirklichkeit fortwährend an andere.
Freitag, 17. November 2017
Verlogen
Du hast den Abschluss geschafft, dich ab- , nein aufgeschlossen, merkst aber, dass du in die erhoffte Position nicht reinkommst. "Nepotismus!" rufst du und kämpfst gegen soziale Benachteiligung von Unpriviligiertgeborenen. Würdest du auch dagegen kämpfen, wenn es dir an Vitamin B nicht mangelte? Wer sich keine Peinlichkeit leisten will, verzichtet, hierauf zu antworten.
Nüchtern betrachtet: wenn die Kinder aus "besseren" Familien bessere Chancen haben, so ist das ein Qualitätsvorteil, dem du Quantität entgegensetzen kannst: sei skrupelloser, härter zu dir selbst, konsequenter, verzichte für die Karriere auf ein Familienleben usw. "Aber die Karriere ist doch kein Selbstzweck!" rufst du. Tatsächlich?
Du findest es furchtbar ungerecht, dass die Priviligierten priviligiert sind. Wenn Gerechtigkeit kein leeres Wort sein soll, dann darf sie nur in einem ethischen Gesamtzusammenhang verwendet werden. Kein Problem, sagst du, kommst aber mit Ethik nicht weiter und nimmst meinen Rat mit dem Chancenausgleich durch Quantität an, wobei du argumentierst, dass dich die Umstände zwingen, gegen deine Prinzipien zu handeln. Stehen die Umstände also höher als deine Prinzipien? Nur wenn das Ziel, dass du dir gesetzt hast, die hohe Position, die du anstrebst, ein Selbstzweck ist.
"Aber was soll ich jetzt tun? Aussteigen?" bist du empört. Ja, wenn du deine Moral, mit der du Gerechtigkeit von Anderen einforderst, beibehalten willst, und nein, wenn du darauf verzichtest, auf Gerechtigkeit zu pochen. Die Welt hat sich gegen niemanden verschworen, - mehr als bloß schlecht ist sie auch nicht. Wenn du dir allerdings weltliche Ziele über alles setzt, musst du nach den weltlichen Regeln spielen: beachte die realen Machtverhältnisse, die Naturgesetze, die Opportunitäten. Und bleib Realist nicht nur im Sieg, sondern moralisiere auch die Niederlage nicht.
Donnerstag, 16. November 2017
Die Eitelkeit der Zahlen
Wenn buddhistische Mönche wochenlang in mühseliger Arbeit ein Kunstwerk aus feinstem Sand fertigen, um dieses in einem einzigen Augenblick zu zerstören, dann fragt sich der normale energiesparende Betrachter, was dieses sinnlose Getue soll. Keine biologische Todsünde (kinderlose Ehe, Dysgenik, Suizid mit 18) ist so verstörend, wie die Sünde gegen die Entropie, die absichtlich zwecklose Mühe.
Doch was tun wir anderes, wenn wir zur Schule gehen, studieren, uns weiterbilden, lesen und denken? Erst lernt man, dass der Mond 400000 Kilometer von der Erde entfernt ist, und der Zweite Weltkrieg 1939-1945 stattfand und von Deutschland ausging. Später lernt man, dass der Mond, als er gerade entstanden war, nur 20000 Kilometer von der Erde entfernt war, und dass man den Zweiten Weltkrieg anders datieren und in einem größeren Zusammenhang sehen muss. Man lernt immer mehr, bis man gelernt hat, dass alles egal ist. Auf einmal ist die jahrelange Mühe in einem einzigen Augenblick sinnlos geworden.
Wie lange gibt es schon die menschliche Zivilisation? Das ist egal. Wie entstehen schwere Elemente in den Sternen? Furzegal. Wie sieht die politische Landkarte am Ende des 21. Jahrhunderts aus? Piepegal. Werde ich reich und berühmt? Wie lange habe ich noch zu leben? Werde ich nach meinem Tod in guter Erinnerung bleiben? Vollkommen egal.
Wer erkannt hat, dass alles eitel ist, hat noch nicht alles erkannt. Auch die Eitelkeit ist nämlich eitel. Auch sein Wissen, seine Erkenntnisse, auf die er so stolz ist, sind eitel. Alle Fakten und Zahlen sind bedeutungslos, alle Zusammenhänge letztlich kontingent. Es ist auch egal, ob du weißt, dass alles egal ist, wenn nach dem Tod tatsächlich nichts mehr kommt, und damit alles objektiv egal ist, egal, ob es dir in diesem Augenblick egal ist oder nicht.
Sonntag, 12. November 2017
Feine und keine Unterschiede
Es gibt feine Unterschiede, und es gibt Unterschiede, die keine sind. Ob eine Hure sofort mit Bargeld oder mit lebenslanger Versorgung bezahlt wird, ist kein Unterschied. Ob eine Frau aus ästhetischen (für sich selbst) oder aus sexuellen Gründen (um ihren Körper feilzubieten) auf ihr Äußeres achtet, ist ein feiner Unterschied.
Ein edler Mann und ein Dreckskerl machen einem Mädchen Geschenke. Äußerlich kein Unterschied. Weil der Unterschied nicht offensichtlich ist, ist er eben fein: der Dreckskerl will das Mädchen mit den Geschenken kaufen, und endlich zur Frau machen, während der edle Mann der Schönheit des Mädchens Tribut zollt, und selbstredend keine Gegenleistung erwartet.
Der gute Heide verehrt die Sonne, weil sie da ist, der schlechte Heide betet die Sonne wegen ihres Nutzens für die Landwirtschaft an. Der gute Christ verehrt Gott, weil er Gott ist (das allerheiligste Wesen, der Quell aller Heiligkeit, das Sinnbild der Würde, der absolute Selbstzweck), der schlechte Christ will Gott wie eine Kuh melken, und erwartet für seinen Glauben Belohnung.
Feine Unterschiede sind Unterschiede, die äußerlich keine sind. Unterschiede, die keine sind, führen einen Exhibitionismus der Unterschiedlichkeit auf: es gibt Abertausende religiöse und aberreligiose Kulte, unzählige Wege von Betrug, Hurerei und Mord, viele Sprachen, Völker und Kulturen. Dennoch sind ihre Unterschiede untereinander nur vorgetäuscht: sämtliche Kulte beten einen Teil als das Ganze an, jedes Unrecht ist ein Unrecht, und die Vertreter verschiedener Völker sind entweder Menschen (wenn sie ein transzendentales Ich aufweisen) oder Tiere (wenn sie ausschließlich biologisch gesteuert sind).
Unterschiede, die nicht wesentlich sind, sind keine. Künstlich gemachte oder an Haaren und anderen Äußerlichkeiten herbeigezogene Unterschiede sind keine. Wenn die meisten Menschen miteinander diskutieren, streiten sie sich um künstlich gemachte oder unwesentliche Unterschiede. Im Grunde sind alle immer deselben Meinung (die jeweils dem intellektuellen Entwicklungsniveau entspricht), nur hat der Eine diese Meinung in Grün, der Andere in Blau.
Mittwoch, 8. November 2017
Pickup und Rosinenpicken
Viele Männer trauen sich nicht. Vor einigen Jahren ist die sogenannte Pick-Up-Bewegung entstanden, die diesen Männern auf die Sprünge (in den Sumpf) hilft. Pick-Up-Coaches lehren einen Mann, den Frauen durch bestimmtes Verhalten einen höheren sozialen und finanziellen Status vorzuspielen, sprich, sie bringen ihm das Hochstapeln bei. Natürlich ist eine Frau nach einer kurzen und auf Lügen aufgebauten Beziehung mit einem Pickupisten enttäuscht, denn sie ging ja davon aus, von einem reicheren und mächtigeren Mann abgeschleppt worden zu sein.
All jene Ratschläge, deren sofortigen Erfolg die Starcoaches der Pick-Up-Szene garantieren, sind eigentlich an Männer mit passablem Status und genug Kohle gerichtet. Auch ein erfolgreicher Mann kann Misserfolg bei Frauen haben, etwa wenn er schüchtern ist, oder sein erfolgreiches Erfolgreichsein durch die Aufopferung seiner sämtlichen Freizeit für den Erfolg erfolgt, so dass er gar nicht die Gelegenheit hat, sich in Balzkünsten weiterzubilden, und mit der Zeit einrostet. So jemand braucht aber keinen Pickuptrainer, und falls doch, dann nur, weil er unwissentlich tiefstapelt, d. h. den Frauen in seiner Gegenwart gar nicht zeigt, dass er ein durchaus wohlhabender und angesehener Mann ist. Sobald die Frauen es wissen, und sich kein noch dominanteres Männchen in der Nähe befindet, wird kein Anmachspruch zu plump sein, im Gegenteil: die Frauen werden ihn, und sei er ein Volltrottel, glauben lassen, er wäre George Clooney. "Sei Selbstbewusst!" funktioniert also nur für einen Bruchteil der Pickup-Klientel, nämlich für Männer, deren sozialer Status genügt, um fast jede Frau abzuschleppen, die sich aber aus verschiedenen, meist banalen, und nicht traumatischen Gründen, nicht trauen.
Warum fallen massenhaft Männer, deren niedriger Status Erfolg beim anderen Geschlecht ausschließt, auf Pick Up herein? Weil Pickup auf einer doppelten Lüge basiert: die andere Seite der Goldmedaille für paraplumpisches Hochstapeln ist der Selbstbetrug, dem fast jeder Pickup-Jünger aufsitzt. Früher war man ein schüchterner Typ, der an die Frauen, die er wollte, eh nicht herankam, und sich für die Frauen, die ihn nicht interessierten, selbstredend nicht interessierte. Nun aber spricht er auch Frauen an, auf die er eigentlich nicht steht, einerseits um zu sehen, ob Pick-Up wirklich funktioniert, andererseits um sich selbst zu beweisen, dass er kein Loser ist, und nun, da er das Trughochfliegen beherrscht, auch (im Sumpf) landen kann. An die attraktiveren Frauen kommt er weiterhin nicht heran, denn er wird schon vor einer möglichen Begegnung (vom freundlichen Türsteher oder vom feindseligen Blick der Frau) aussortiert. Also spricht er mit seinen neu erlernten pickupalen Qualifikationen nun Frauen an, die er früher nicht angesprochen hatte, weil sie ihm nicht attraktiv genug waren (nicht etwa, weil er zu schüchtern war), und redet sich ein, dass es ihn glücklich macht, bis die Schere zwischen eingeredetem Glücklichsein und der tatsächlichen empfundenen jämmerlichen Situation zu groß wird, und der betrogene Betrüger sich wieder in den real existierenden deprimierten Masturbismus zurückzieht.
Cui bono? Wer profitiert also von Pick-Up? Erstens die Pick-Up-Coaches, die damit Geld verdienen, zweitens schüchterne oder eingerostete Alphamännchen, und drittens unattraktive Frauen, für die es völlig anstrengungslos auf einmal normale bis mittelprächtige Kerle regnet, und die sich folglich so zu benehmen erdreisten, wie es nur den attraktiven Frauen zusteht (asozial und überheblich). Wer ist der Verlierer, wenn man das Pickupphänomen in seiner möglichen Wirkung zu Ende denkt? Der normale und mittelprächtige Mann: nun müsste ihm jede Frau gut genug sein (denn er wäre ein Loser, wenn er gar keine hätte), er müsste sich fortwährend verstellen in Tateinheit mit bis zum Burnout abstrampeln, und fände überall nur noch asoziale und überhebliche Frauen vor. Manche behaupten ja, dies sei bereits der status quo.
Freitag, 3. November 2017
Sexualität und Religion
Naturreligionen können nicht sexualfeindlich sein. Sie sind gottlos. Sie beten das Nichts an, nein, schlimmer, den Schein, zu dem sich das Nichts herablässt. Sie sind Angstneurosen, die aus der Furcht vor einer grausamen und unberechenbaren Natur resultieren.
Gattungsreligionen sind ebensowenig sexualfeindlich. Was ist eine Gattungsreligion? Zum Beispiel eine Religion, die befiehlt, fruchtbar zu sein, und sich zu mehren. Eine solche Religion setzt der Sexualität immerhin Schranken, stellt sie unter Gesetze, - doch im Zweifel billigt sie Unzucht, Inzucht und Vergewaltigung, wenn die Gattung dadurch einen Vorteil gewinnt.
Welche Religionen können überhaupt sexualfeindlich sein? Niemals jene, die die Sexualität beschränken, wie eine wilde Bestie, die ohne Schranken nur ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstören würde. Religionen, die Monogamie, Ehe und Sex zum Zweck der Fortpflanzung propagieren, sind keine sexualfeindlichen Religionen, - sie sind vielmehr Sexualreligionen.
Sexualität ist Gattung. Das Gegenteil von Sexualität ist Individualität. Nur eine Religion, die ohne Rücksicht auf die Erhaltung der Gattung Keuschheit predigt, ist eine wahrhaft für moralische Personen geeignete Religion, eine Individualreligion. Nur hier hat die Eigenverantwortung des Einzelnen einen Sinn, da seine moralische Verantwortlichkeit nicht im Leichenkeller der Gattungsgeschichte untergeht, sondern einen welttranszendenten Richter fordert.
Ich bin ein Ich, eine moralische Person, kein bloßes Glied in der Kette des Ewiggleichen: Geburt und Tod. Ich habe eine Würde, einen absoluten Wert, und bin dem Geist - wenn nicht Gott, dem absoluten Ich, so doch mir selbst, meinem Ich, - verpflichtet, diese Würde zu bewahren, - und nicht der Gattung, ihre Existenz zu erhalten.
Abonnieren
Posts (Atom)