Donnerstag, 10. August 2017

Die Alltagsirren





Gegner der Todesstrafe gelten dem Alltagsverstand als besonders gute Menschen, Abtreibungsgegner gelten als frauenfeindliche Faschisten. Der gemeine Mensch guckt schief, und hat keinen festen Blick, sondern springt stets hin und her, weshalb seine beliebigen und inkonsequenten Meinungen und Ansichten freundlichstenfalls als lächerlich zu bewerten sind, bei größerer Ehrlichkeit aber als irre und gefährlich bezeichnet werden müssen.

Wer als Argument gegen die Todesstrafe anführt, dass mit dieser nur ein weiteres menschliches Leben genommen wird, unterscheidet sich in seinem Menschenbild nicht von Stalin oder Hitler: die Menschen zählen für ihn nicht als (zurechnungs- , schuldfähige und für ihr Handeln verantwortliche) Personen, sondern als bloße Objekte, deren Wert nicht in der Würde der Persönlichkeit, sondern in ihrem bloßen physischen Leben (und dessen gesellschaftlichem Nutzen) besteht.

Dass die Todesstrafe grausam ist, ist unbestritten, doch erstens ist das Verbrechen selbst unendlich grausamer, da beim Mord ein nicht wiedergutzumachendes Unrecht hinzukommt, und zweitens ist der fürchterliche Anblick einer Hinrichtung genausowenig ein Argument gegen die Todesstrafe, wie der blutige Anblick einer Operation ein Argument gegen die lebensrettende Chirurgie.