Samstag, 5. August 2017
Masturbation ist kein Sex
Ob eine sexuelle Handlung Sex ist, hängt allein davon ab, ob der sexuell Handelnde allein ist. Sind zwei oder mehr Personen beteiligt, ist die sexuelle Handlung Sex; ist nur einer beteiligt, und benutzt er dabei Sexpuppen, Sexroboter oder virtuelle Realität, ist seine sexuelle Handlung immer Masturbation. Diese Unterscheidung hat ernste Konsequenzen: wer über die notwendige Linderung der Sexualnot hinaus masturbiert, macht sich mangelnder Disziplin schuldig, begeht jedoch keine Sünde. Die unernste Konsequenz ist: wer nie mit einer anderen Person Sex hatte, hatte nie Sex.
Beim Sex wird der kategorische Imperativ verletzt, denn in einem erfüllten Sexualakt (der die Bezeichnung weltimmanente Selbsttranszendenz alles Lebendigen verdient) behandelt man die andere Person als bloßes Mittel zur sexuellen Befriedigung. Selbst wenn man beim Sex "aufpasst", strebt man unbewusst bzw. bewusst und geleugnet den erfüllten, nicht den gebremsten Sexualakt an. Also strebt man beim Sex die Vernichtung des Sexualpartners in dessen Qualität als Person an, und den Genuss des anderen als Sexualobjekt. Bei der Masturbation kann der kategorische Imperativ unmöglich verletzt werden: man benutzt fortwährend den eigenen Körper, um Ziele im Alltag zu erreichen; der eigene Körper ist ein Werkzeug der Person (während man anderen Personen nur über deren Körper begegnen kann, und der Körper des anderen deshalb für seine Person steht), weshalb Masturbation moralisch nicht verwerflicher als Arbeit oder Sport ist.