Freitag, 25. August 2017
Mitgefühl
Mitgefühl ist fast immer seicht. Das Übel dieser Welt dient den öffentlichkeitswirksam Mitfühlenden als Wichsvorlage. Sie suhlen sich in Mitleid wie die Schamlosen in Selbstmitleid. Mitgefühl ist eine moralische Schweinerei.
An sich ist Empathie amoralisch, nichts als Emotion. Dieselben Spiegelneurone, die einen auffordern, das Elend der Hungernden mitzufühlen, helfen dem Sadisten, die Schmerzen seines Opfers genießen zu können. Einem Sadisten kann es nicht egal sein, was sein Opfer fühlt, er will es so genau wie möglich wissen, - er muss mitfühlen, um genussvoll quälen zu können.
Die Mitgefühlsfa- und -fetischisten wollen die Fremdheit aller Menschen zueinander auflösen: wer zu allen eine Beziehung hat, fühlt mit allen mit, ist von allem betroffen. Die Mutter aller Beziehungen ist die Macht, die Beziehung zwischen einem Mächtigen und einem Machtlosen. Der Machtlose, mit dem man immer nur mitfühlt, ohne ihm jemals ernsthaft zu helfen, ist der willenlose Sklave seiner Peiniger und Helfer, der Endzustand eines Mitgefühlsopfers.
Moralisch ist nur, die Würde des Menschen zu achten, und zwar nicht bloß in Absichten, sondern auch in konkreten Handlungen. Mitgefühl ist moralische Masturbation, die als solche nur ein harmloses Vergnügen ist, es sei denn der öffentlich Mitfühlende benutzt sein Mitgefühl als Moralkeule gegen den angeblich Kaltherzigen.
Es gibt auch ein moralisches Mitleid, nicht nur ein tierisch-emotionales. Ersteres resultiert aus dem Unrechtsbewusstsein und verursacht einen wirklichen Schmerz im Betrachter, welcher die Verursacher der Übel berechtigterweise fragt: "Warum hast du diese Kinder in die Welt gesetzt, wenn du sie nicht beschützen kannst?", "Warum vögelst du wild rum, und wirfst dann Abtreibungsgegnern Kaltherzigkeit vor, - sind die etwa schuld an deiner ungewollten Schwangerschaft?". Der Mitgefühlsfaschist nimmt sein dankbares Opfer, den Junkie, den Loser, die Nutte, in Schutz, und schreit hysterisch: "Wie kannst du nur so etwas sagen, hast du denn kein Mitgefühl?!!" "Doch, hat er. Aber er kommt sich nicht dabei geil vor, und wird auch nicht davon geil, sondern leidet daran im Gegensatz zu dir", möchte man als neutraler Beobachter erwidern.