Montag, 19. Februar 2018
Diesseitsromantik
Oberflächlich betrachtet, macht die Liebe das Leben sinnvoll. In Wirklichkeit verschleiert sie nur, dass alles im Großen und Ganzen egal ist, während ohne die (romantische) Liebe die Sinnlosigkeit des Lebens offen zutage liegt.
Die Liebe bündelt die existentiellen Prioritäten und fokussiert sie auf ihr (diesseitiges) Objekt. Da dieses Objekt eine sterbliche Person ist, entsteht aus der Vergänglichkeit dieser dem Liebenden ein heroisches Gefühl: er lehnt sich gegen die Vergänglichkeit der geliebten Person auf, und verehrt sie so, als wäre sie unsterblich.
Um sich nicht (vergeblich) gegen das große Egal aufzulehnen, lehnt sich der Romantiker gegen das kleine Egal auf: es ist egal, wie sehr du liebst, ihre Schönheit und ihr Leben werden trotzdem vergehen. Doch nach dem Ende der Liebe bleibt der Romantiker selbst immer noch am Leben, und muss sich selbst in der größten Verzweiflung nicht mit der eigenen Vergänglichkeit befassen.