Donnerstag, 13. Januar 2022

Back to Atheism II: Screw Te

 

 

 

Extravertiertes Denken ist das Werkzeug der Macher. Wer in der Welt wirken will, nutzt Te. Der General nutzt es, um zu siegen, der Ideologe, um die Welt zu erklären. Extravertierte Intuition (Ne) fabriziert Erzählungen, extravertiertes Denken (Te) Ideologien.

Was ist, philosophisch betrachtet, eine Ideologie? Eine logische Erzählung. Die Genesis ist eine kontingente Erzählung (so war es!), der dialektische Materialismus ist eine logische Erzählung (so ist es!). Ne erzählt von Ereignissen und Akteuren, Te von Sachzwängen und Strukturen.

Hegel, Marx, Lenin waren alle INTJs (Te aux): sie dachten extravertiert und wurden nicht von der Liebe zur Weisheit, sondern vom Willen, die Welt zu erklären, angetrieben. Hegel hatte wohl noch den Willen, die Welt zu verstehen, so wie Nietzsche, Sartre, und all die anderen Fi-user unter den INTJs. Marx und Lenin aber: nein, wozu verstehen, wenn man gleich erklären kann!

Wundersamerweise geht bei Hegel alles im Absoluten auf. Es ist ein den Ideen selbst äußerliches Ordnen, das deshalb willkürlich ist. Ideen haben ihre innere Ordnung. Das wusste Kant, das verkannte Hegel.

Der christliche Glaube wird bei Hegel zu einem Moment des absoluten Idealismus. Hegel greift Ideen, Stoff der Intuition, auf, und ordnet sie so, dass sie in ein widerspruchsfreies Ganzes passen. Aber sind diese Ideen auch jeweils in sich richtig? Wer fragt sich das schon? Etwa ein Proklos? Ein Thomas von Aquin? Ein Ken Wilber?

Wissen ist Macht. Nichts ist verführerischer für intuitive Denker als der Gedanke, alles zu wissen. Das absolute Wissen heißt auch das Schlusskapitel von Hegels brillantem Te-Meisterwerk, der Phänomenologie des Geistes. Doch gleich mein erster Eindruck war: Hegel weiß also alles, und ich stehe wieder vor dem Nichts.

Wenn die Welt so erklärt wird, dass alles in ein großes Ganzes passt, kann man sie mit Gott erklären, aber auch ohne. Und da hat Hegel (INTJ = ENTP shadow) Schattenarbeit geleistet: der absolute Idealismus schlägt in seinem Erklärbärwerk unvermittelt in einen absoluten Positivismus der Weltimmanenz um.