Dienstag, 26. März 2013
Das Nichts, das ich nicht meine
Am Anfang des 18. Jahrhunderts begründete Newton die Physik endgültig als Wissenschaft, was für die Philosophie derlei verheerende Folgen hatte, werlei sogar Hegels Logik einen schwer mechanischen Eindruck macht, und wer kein Wolf ist, ist ein Werwolf. Die Newtonlastigkeit der Natur- und Nichtnurphilosophie des größten metaphysischen Geizhalses der Denkannalen ist nochmal ein anderes Thema.
18. Jahrhundert: Newton stellt ein geschlossenes wissenschaftliches Weltbild auf, welches auf der Mechanik basiert. Die mechanistischen Materialisten halten die Welt für entzaubert, und verbannen Gott - als eine unnötige Hypothese - aus dem deterministischen Weltautomaten. Die konservativen Engstirne rufen: So einen perfekten Mechanismus wie unser Universum kann nur ein intelligenter Schöpfer gemacht haben, - das deistische Gleichnis vom Uhrmacher.
19. Jahrhundert: Chemie und Biologie werden zu Wissenschaften. Die neue Erkenntnis: nur Leben erzeugt Leben, und Leben ist wiederum ein Zusammenspiel chemischer Prozesse. Die Sache ist klar: du bist, was du isst. Aber setzt das Leben, das so gut funtktioniert, das perfekt austarierte Fressen und Gefressenwerden nicht einen intelligenten Schöpfer voraus?
20. Jahrhundert: Hirnforschung und Informationstechnologie erklären die gottlose Welt. Aber Information, so Bibelphysiker wie der Braunschweiger Werner Gitt, kann nicht durch Zufall entstanden sein, sondern braucht einen Informanten!
So wird es immerfort sein: der letzte Schrei der Wissenschaft wird die wahrste Wahrheit über die Welt entdecken und Gott von Neuem überflüssig machen, und es werden phantasielose Mahner die neue Materie so komplex finden, dass sie in ihr nicht die Widerlegung, sondern den Beweis des Daseins Gottes sehen werden. Doch das Unendliche ist zu groß für jedes noch so komplexe Modell. Gott ist kein Uhrmacher, kein Chemiker, kein Programmierer, Gott ist und bleibt das große Nichts der Wissenschaft, das mit jeder neuen Entdeckung aus dem Licht weiter in die Finsternis zurücktritt. Jede neue Erkenntnis dessen, wie sich die Dinge im Endlichen verhalten, widerlegt das Unendliche mitnichten, und beweist es ebensowenig.