Mittwoch, 13. März 2013

Grundlegung zur Metaphysik der Triebe





1) Der Selbsterhaltungstrieb hat zu seinem Grunde die unmittelbare Selbstbejahung, den Willen, der sich selbst will. Er dirimiert sich in die Selbstproduktion (Lebensdrang, selbstische Aktivität) und die Selbstvernichtung (Todestrieb). Selbstproduktion und Selbstvernichtung werden im Reproduktionstrieb versöhnt.

2) Der Reproduktionstrieb bestimmt den Willen, über sich selbst hinaus zu gehen, und zwar zu den Dingen (Weltbildung) und zu den sich selbst gleichen Wesen (Gattungstrieb), auf jeweils doppelte Weise: die Weltbildung umfasst den Drang nach Wissen, Schaffen und Sinnzusammenhang (1) sowie den Drang nach Finalität, dem Ende aller Zeit, dem Weltuntergang (2); der Gattungstrieb beinhaltet die Suche und Absolutsetzung des andersgeschlechtlichen Wesens (3) sowie seine Vernichtung im Geschlechtsakt (4). Welt als Ding und Nicht-Ich als Du werden in den Nachkommen zusammengefasst.

3) Der Beschützerinstinkt ist der zu seiner Reife gekommene Trieb, der die Selbstbejahung mit der Weltbejahung in den Nachkommen vereint. Er teilt sich gleichsam auf in den immanentarischen Trieb, welcher die Selbstvernichtung in der Gattung als höchste Lust darbringt, indem er die Aufopferung des Individuums für die genetisch eigenen Nachkommen befördert, und den transzendentarischen Trieb, der die höchste Freiheit des Individuums in dem Schutze genetisch fremder Nachkommen zur Geltung kommen lässt, wobei diese Nachkommen nicht als Nachkommen, sondern als individuelle Wesen angesehen werden, und sich in ihnen nicht die Gene, sondern das Ich mittels einer Setzung des Ich-Ideals in diese (=durch das Verlieben) zum absoluten Leben kommt.