Samstag, 23. März 2013

Schuften




Wer schuftet, ist ein Schuft. Ein Scherz, gewiss, wo das harte Schuften doch so vielen als Existenzrechtfertigung gilt? Nein, denn man frage jeden Beliebigen: was tust du? Ist es etwas Gutes, etwas Sinnvolles? Er wird sagen: ich weiß nicht, aber ich schufte so hart, dass ich mir nichts vorwerfen lassen muss.

Es ist bequemer, ein Kind nicht zu entführen, zu ermorden, und die Leiche unauffällig zu entsorgen, als dies zu tun. Es ist leichter, keine Kinder zu zeugen, als eine Familie zu gründen, und mit Müh und Not und Kindesmisshandlung über die Runden zu kommen. Doch zu viele Menschen neigen dazu, sich maßlos zu übernehmen. Man schätzt seine Geduld und seine Kräfte zu optimistisch ein, wenn man denn überhaupt denkt, bevor man handelt.

Wer hart arbeiten muss, sollte sich dafür schämen, als damit zu prahlen, und auf Anerkennung zu pochen. Das harte Schuften ist meist ein Indiz dafür, dass ein Mensch sich übernommen hat, seine Kräfte falsch eingeschätzt hat, was nicht nur sein Leben ruiniert, sondern auch für viele Mitmenschen unerfreuliche Konsequenzen hat, insbesondere für gedankenlos gezeugte Kinder: "Das wird schon!" Nein, wird es nicht.

Wer jeden Tag entspannt lächeln kann und zwanglos gute Laune verbreitet, der kann auf sich stolz sein. Wer keine Lebensaufgabe braucht, an der er scheitert, wobei so jemand sein Drama natürlich fast nie ohne existentiell beteiligte Zuschauer (in der Regel Kinder) der Welt vorzuspielen mag, - wer es nicht nötig hat, aus Selbstsucht seine eigene Hölle mit unschuldigen Insassen zu errichten, der verdient Respekt.