Donnerstag, 28. Mai 2020

Der Katechon





Der oströmische Kaiser war nach christlich-orthodoxer Vorstellung der Katechon, der Aufhalter des Antichrist. Solange Konstantinopel nicht fällt, kommt der Antichrist nach diesem magischen Glauben nicht in die Welt. Aber es gab noch den anderen Katechon, nämlich die als Ketzer verleumdeten Markioniten, Paulikianer, Bogomilen und Katharer. Diese wahren Christen folgten der tatsächlichen Lehre Jesu, nicht der Kirche. Konstantinopel fiel 1204 durch die Hand anderer Christen, Christen waren es auch, die die Katharer, die letzten jesustreuen Kezter, 1209-1229 vernichteten. Damit gab es niemanden mehr, der den Antichrist aufhalten konnte.


Mitte des 13. Jahrunderts war der Anfang vom Ende des mittelalterlichen Klimaoptimums, Anfang des 14. Jahrhunderts kam die Kälte und der Hunger, Mitte des 14. Jahrhunderts die Pest. Die große Flut von 1342 war katastrophal für Mitteleuropas Ackerbau. Das Papsttum verlor seine Autorität und die führenden Denker jener Zeit sprachen sich für das Primat der weltlichen Macht vor der geistlichen aus, darunter auch Petrarca, dessen Krönung zum poeta laureatus 1341 als der symbolische Beginn des Zeitalters der Ich-Religion bzw. der Anfang der Renaissance betrachtet werden kann. Das Aufkommen der Ich-Religion, des Atheismus/Szientismus war aber nach der Logik des Christentums nichts anderes als die Ankunft des Antichrist.