Montag, 11. Mai 2020
Terminator 2 und die soziosexuelle Hierarchie
Der gute Alpha, der ideale Mann, ist nackt und hat nichts zu verbergen. Der böse Sigma, das ultimative Angstobjekt, tötet den ersten Zeugen seines Erscheinens und nimmt dessen Identität an. In der Folge wird er die Identitäten unzähliger Deltas, vielleicht auch Gammas und Omegas, annehmen. Nie wird er echte Beziehungen eingehen: einsam und ohne Furcht und Zögern strebt er einem Ziel entgegen. Er ist ziel, also sach- , nicht beziehungsorientiert. Der Alpha geht nackt in eine Bar, kein Punktabzug bei Selbstvertrauen, 10 von 10, 100 von 100, 1000 von 1000 Punkten. Er nimmt sich was er will und fährt auf einem Bike davon. Er hätte sich unauffälliger Kleidung und ein Fahrzeug beschaffen können, doch ein Alpha kann nicht anders als so.
Der echte Mann ist von seinen Gefühlen getrennt, ein perfektes „human doing“. Seine Aufgabe ist es, „human beings“, eine Frau und ein Kind, zu beschützen. Dem Kind gehorcht er ohne Widerrede, bei der Frau stellt er sich nicht wie ein hündischer Gamma an, sondern lässt sich erst vom Kind befehlen, auch sie zu beschützen. Stoisch erträgt er dann ihre zynischen Seitenhiebe, die seine Brutalität und Gefühllosigkeit betreffen, genau die Eigenschaften, die ihn zum perfekten Beschützer gegen den stärksten möglichen Feind machen, den absolut entschlossenen Sigma-Einzelgänger. Die Frau kritisiert, verachtet, entwertet den Mann für ebenjene seiner Eigenschaften, von denen sie und ihr Kind profitieren, und an denen der Mann selbst nur leidet. Doch er wäre kein Mann, wenn er Dankbarkeit oder auch nur Verständnis verlangte.
Ein richtiger Mann lebt für Frau und Kind und wächst in der Extremsituation über sich hinaus, opfert sein Leben, um deren Leben zu retten. Nachdem der negative Sigma vernichtet ist, zelebriert der positive Alpha, der ideale Mann, „male disposability“: jetzt wird er nicht mehr gebraucht und geht in den Tod. Ein echter Mann versteht Gefühle, auch wenn er selbst keine hat: „Jetzt weiß ich, warum ihr weint“.