Donnerstag, 28. Mai 2020

Die Reconquista und Don Quijote





Nach fast 900 Jahren der Reconquista bleibt Spanien in der magischen Welt des Christentums, während der Rest Westeuropas nach der Geburt der Ich-Religion, der Renaissance, davonzieht. Nach 1492 kämpft der spanische Don Quijote gegen die atheistische Weltordnung, doch schafft es trotz großer militärischer Macht nicht, die Avantgarde des Atheismus (England 1588, Niederlande 1648, Frankreich 1659) zu besiegen. Die spanische Weltflucht mithilfe der ausländischen Individualisten wie Columbus etabliert das katholische Lateinamerika als eine neue geoploitische Entität, doch über der ganzen Hispanosphäre hängt nichtdestotrotz der Schwermut der Nostalgie.

Nach dem Sieg von Las Navas de Tolosa 1212 wäre die spanisch und französisch geführte christliche Eroberung der islamischen Welt opportun gewesen, wenn sich die Kreuzzügler nicht 1204 mit der Eroberung des christlich-orthodoxen Konstantinopel und dem Albigenserkreuzzug ab 1209 verrannt hätten. So überrannte eine Generation später der Mongolensturm die östliche islamische Welt, während der westliche Teil zum geopolitischen Niemandsland verkam (darunter das in der Geschichte stets wichtige Ägypten und Jerusalem, das ursprüngliche Ziel der Kreuzzüge). Spanien kämpfte im 16. Jahrhundert für eine Welt, die nicht mehr existierte. Daher konnte Don Quijote nur in Spanien geschrieben werden.